Eintracht oder Zwietracht
Eine Herausforderung für das Volk Gottes

Vorwort

Eintracht oder Zwietracht

Das Buch der Richter beschreibt die Geschichte des Volkes Israel im Anschluss an den Tod Josuas und der Ältesten des Volkes bis zum Beginn der Geschichte des Königtums. Diese finden wir dann in den Büchern Samuel und Könige. Das Richterbuch behandelt eine Zeit, die uns vor allem den Niedergang aufzeigt, aber auch fünf Erweckungen unter 12 Richtern. Den negativen Höhepunkt – aber zugleich auch den allgemeinen Zustand zeigt uns der letzte Vers des Buches: „In jenen Tagen war kein König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (vgl. 17,6; 18,1; 19,1; ...).

Können wir diese in außerordentlich detaillierter Weise aufgeschriebenen Gedanken auf Christen anwenden? Die Bibel selbst gibt dazu einen wichtigen Hinweis: „Denn alles, was zuvor geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben“ (Röm 15,4). Nun mag man in diesen Kapiteln nicht in erster Linie eine Ermunterung sehen – es sei denn, man nimmt die Lehren zu Herzen, die uns der Geist Gottes hier aufgezeichnet hat. Gerade aber als moralische Belehrung kann uns dieser Abschnitt sehr wohl dienen. Letztlich ist der oben zitierte Schlussvers des Buches doch zugleich ein Hoffnungsschimmer, weil er den kommenden König sozusagen einführt. Denn dieser würde kommen …

Ein wichtiges Thema, das in Richter 19-21 behandelt wird, ist der Umgang des Volkes Gottes miteinander, wenn eine Sünde begangen wird, die nicht gerichtet und nicht vor Gott und Menschen bekannt worden ist. Dann war es früher so – und auch heute ist es noch so, wenn es sich um Sünden handelt, die ihrem Charakter nach den in 1. Korinther 5 genannten Zuständen entsprechen – dass Zucht geübt werden musste. Die wichtige Frage, zu der gerade Richter 20 sehr hilfreiche Antworten gibt, ist dabei: Wie, das heißt, in welcher Gesinnung üben wir diese Zucht aus? Was sind unsere Beweggründe, was ist unser eigener Zustand, wenn wir in Übereinstimmung mit Gottes Wort als örtliche Versammlung1 handeln müssen bzw. wenn es darum geht zu beurteilen, ob zum Beispiel ein örtliches Zusammenkommen auf der Grundlage der Schrift zusammen kommt.

Die Schrift zeigt uns, dass es nicht nur um das „was“ geht, sondern dass das „wie“ eine entscheidende Rolle im Volk Gottes spielt. Wie schade wäre es, wenn wir aus den Ereignissen dieser Kapitel nicht die richtigen Schlüsse für uns ziehen könnten. In dem Buch der Richter lernen wir, zu welch katastrophalen Zuständen ein fleischlich geführter Streit unter Brüdern führen kann.

Fußnoten

  • 1 Versammlung ist die deutsche Übersetzung des griechischen Wortes ekklesia. Es bedeutet Herausgerufene. Gemeint ist damit eine Anzahl von Menschen, die aus einer Gruppe von Menschen herausgerufen und zusammengerufen wird, also eine „Volksversammlung“, eine „Menschenansammlung“, „Gemeindeversammlung“. Dieses Wort kommt im Neuen Testament 114 Mal vor. Neben dem Gebrauch als Bezeichnung für die (freien, männlichen, mindestens 18-jährigen) Bürger eines griechischen Ortes (zum Beispiel in Apg 19,39) wird „ekklesia“ im Neuen Testament für die Sammlung aller Gläubigen auf der Erde oder an einem Ort benutzt. In diesem Sinn verwende ich diesen Ausdruck. Viele benutzen dafür den Begriff „Gemeinde“ oder „Kirche“. Wenn man die biblische Bedeutung dahinter sieht – alle gläubigen Christen an einem Ort oder insgesamt – spielt der Begriff als solcher keine entscheidende Rolle. In dieser Arbeit verwende ich im Allgemeinen den Ausdruck „Versammlung“, weil er mir das griechische Wort am besten wiederzugeben scheint. Mit ihm ist keine Gruppenzugehörigkeit gemeint! Diese kennt die Bibel nicht.
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