Die dich segnen, sind gesegnet

Vorwort

Wer war Bileam? Ein Wahrsager aus Pethor in Mesopotamien, der von Balak, dem König von Moab, angeworben wurde, das Volk Israel zu verfluchen (4. Mo 22,5ff.; 5. Mo 23,5). Sein Name bedeutet „Verschlinger des Volkes“. Als es ihm nicht gelang, das Volk Gottes zu verfluchen, gab er Balak den Rat, Israel durch geweihte Prostitution zu verderben - eine List, die beinahe Erfolg hatte (4. Mo 31,16). Wenn wir nur das Neue Testament hätten, das dreimal im negativen Sinn auf Bileam verweist, hätten wir kaum Grund, ihm Aufmerksamkeit zuzuwenden. Der Apostel Petrus warnt uns nämlich vor „dem Weg Bileams“ (2. Pet 2,15), Judas vor der Verführung oder „dem Irrtum Bileams“ (Jud 11) und Johannes vor der „Lehre Bileams“ (Off 2,14).

Es ist eigentlich erstaunlich, dass der Geist Gottes diesen geldgierigen Propheten hat gebrauchen wollen, um einige der schönsten Sprüche anzustimmen, die in der Bibel aufgezeichnet sind. Das ist ein Beweis der Souveränität unseres Gottes, der über den Mächten des Bösen steht und sogar einen Fluch in einen Segen verwandeln kann. Diese Sprüche zeigen uns das Gesicht, die Vision des Allmächtigen (vgl. 4. Mo 24,4). Es geht um die Weise, wie Gott auf sein Volk schaut, es geht um seine auserwählende Gnade, seinen ewigen Vorsatz - wohingegen wir dazu neigen, das zu sehen, was vor Augen ist. So illustrieren die Segenssprüche Bileams, dass niemand in der Lage ist, die Auserwählten Gottes zu beschuldigen, sie anzuklagen und zu verurteilen. Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein? Dieser Grundsatz gilt für uns als neutestamentliche Gläubige in einem noch tieferen Sinn als für Israel (vgl. Rö 8,31-39).

Der erste Segensspruch behandelt Gottes souveränen Rat im Blick auf sein Volk (4. Mo 23,7-10). Es ist ein Volk, das abgesondert wohnt, ein erlöstes und geheiligtes Volk, das von Gott selbst gesegnet wird.

Der zweite Segensspruch legt den Nachdruck auf die Unveränderlichkeit des Rates Gottes, der die Seinen aus freier Gnade rechtfertigt und sie zum Sieg führt (4. Mo 23,18-24). „Er erblickt keine Ungerechtigkeit in Jakob und sieht kein Unrecht in Israel“ (V. 21). Wie ist das möglich? Dadurch, dass Gott immer auf das Erlösungswerk Christi sieht, sowohl unter dem alten Bund als auch unter dem neuen Bund. Die Herrschaft der Gnade tut jedoch der gerechten Regierung keinen Abbruch - wie Israel das nach der Sünde mit Baal-Peor erfahren hat (4. Mo 25).

Der dritte Segensspruch beschreibt in Einzelheiten das Gesicht, die Vision des Allmächtigen: die Lieblichkeit des Volkes Gottes als eine Pflanzung seiner Hand. Wie gut sind die Zelte Jakobs, die Wohnungen Israels! Gott wird sein Volk zum Sieg über alle Feinde und Israels Königreich zu einer erhabenen Stellung führen. In den letzten Tagen wird das erst richtig Wirklichkeit werden (4. Mo 24,3-9).

Der vierte Spruch führt uns auch zur Endzeit, zum Wiederkommen Christi (4. Mo 24,15-24). Er ist der Stern, der aus Jakob aufgehen wird, das Zepter, das aus Israel aufsteigt und alle Widersacher zerschmettern wird (nicht nur Moab, sondern auch Edom, Amalek, Assur und Rom). Sein Friedensreich ersetzt alle anderen Reiche.

Dieses Büchlein geht auf einige Vorträge von George Bell, einem englischen Bibellehrer, zurück. Ich habe dieses Material gründlich bearbeitet und wo es erforderlich war, ergänzt. Es ist also eine Koproduktion geworden. Möge der Herr seinen Segen damit verbinden.

Gouda, im Frühjahr 2006

Hugo Bouter

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