Betrachtungen über das fünfte Buch Mose

Gedanken zum fünften Buch Mose

Betrachtungen über das fünfte Buch Mose

Einleitung

Das Buch, das wir jetzt betrachten wollen, hat ebenso seine Eigenart, wie die vorausgehenden Teile des Pentateuch. Sein Titel, Deuteronomium, könnte zu der Annahme führen, es sei einfach eine Wiederholung dessen, was wir bereits in den ersten vier Büchern Mose gefunden haben. Aber im Wort Gottes gibt es keine bloßen Wiederholungen. Gott tut nicht zweimal dasselbe, weder in seinem Wort noch in der Schöpfung. Überall, wo wir den Spuren des Wirkens Gottes nachgehen, finden wir eine göttliche Fülle, Abwechslung und einen bestimmten Plan. Welch eine armselige Vorstellung von göttlicher Inspiration hat doch derjenige, der glaubt, das fünfte Buch Mose sei nur eine Wiederholung des zweiten, dritten und vierten Buches. Wenn wir von einer menschlichen Arbeit etwas Derartiges nicht erwarten, wie viel weniger von der vollkommenen Offenbarung, die Gott uns in seinem Wort gegeben hat! Nein, in dem ganzen Buch gibt es nicht einen Satz zu viel, nicht einen Ausspruch, der ohne Bedeutung wäre. Wer das nicht erkennt, hat die Tragweite des Wortes: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben“ (2. Tim 3,16) noch nicht erfasst. Das Volk des Herrn muss fest gewurzelt sein in der Wahrheit von der göttlichen Eingebung der ganzen Heiligen Schrift. Die Entschiedenheit in Bezug auf diesen wichtigen Punkt hat in der bekennenden Christenheit in erschreckender Weise abgenommen. Viele halten es für wissenschaftlich, scheinbare Fehler im Wort Gottes aufzuspüren. Der Mensch maßt sich an, die Bibel zu kritisieren wie eine Zusammenstellung menschlicher Gedanken. Er meint entscheiden zu können, was wirklich Gottes Wort ist und was nicht. In Wahrheit stellt sich damit der Mensch über Gott.

Das fünfte Buch Mose nimmt einen ganz bestimmten Platz ein. Gleich die ersten Zeilen des Buches zeigen das: „Dies sind die Worte, die Mose zu ganz Israel geredet hat diesseits des Jordan, in der Wüste, in der Ebene, Suph gegenüber, zwischen Paran und Tophel und Laban und Hazerot und Di-Sahab“ (5. Mo 1,1).

Israel war bis an das östliche Ufer des Jordan gekommen und stand im Begriff, das Land der Verheißung zu betreten. Die Wüstenwanderung war nahezu beendet, wie aus Vers 3 zu ersehen ist, wo uns der Zeitpunkt ebenso genau genannt wird wie in Vers 1 die geographische Lage: „Und es geschah im vierzigsten Jahr, im elften Monat, am Ersten des Monats, da redete Mose zu den Kindern Israel nach allem, was der HERR ihm an sie geboten hatte.“

Nicht nur Zeit und Ort werden genau beschrieben. Die zuletzt angeführte Stelle zeigt auch, dass die Mitteilungen, die das Volk in Moab erhielt, nicht nur eine Wiederholung des früher Gesagten sind. Hierfür finden wir einen weiteren Beweis in Kapitel 28,69, wo es heißt: „Das sind die Worte des Bundes, den der HERR im Land Moab dem Mose geboten hat, mit den Kindern Israel zu schließen, außer dem Bund, den er am Horeb mit ihnen geschlossen hatte.“

Hier ist von zwei verschiedenen Bündnissen die Rede: Das eine wurde am Berg Horeb geschlossen und das andere im Land Moab. Wir werden im Lauf unserer Betrachtung weitere Beweise dafür finden.

Wie bereits gesagt, könnte der griechische Titel des Buches, Deuteronomium (d. h. ein zweites Gesetz, oder: das Gesetz zum zweiten Mal), den Gedanken erwecken, als sei es tatsächlich nur eine Wiederholung des Vorhergegangenen. Doch das Buch hat seine besondere Aufgabe. Der Leitgedanke vom Anfang bis zum Ende ist Gehorsam, nicht ein blinder Gehorsam, sondern ein Gehorsam im Geist der Liebe und Ehrfurcht, gegründet auf ein Vertrauensverhältnis.

Der betagte Gesetzgeber, der treue und geehrte Diener des Herrn, schickte sich an, Abschied vom Volk zu nehmen. Er war auf dem Weg zum Himmel. Israel war bereit, den Jordan zu durchqueren. Moses letzte Worte sind ernst und bewegend. Er wirft einen Rückblick auf die ganze Geschichte des Volkes während der Wanderung durch die Wüste. Er ruft ihnen die Szenen und Umstände der ereignisreichen vierzig Jahre ihres Wüstenlebens noch einmal ins Gedächtnis zurück, in einer Weise, die ihre Herzen bewegen musste. Bei uns hinterlassen diese Worte einen bleibenden Eindruck durch die Situation, in der sie gesprochen wurden und wegen ihres erhabenen Inhalts. Sie reden zu uns nicht weniger eindringlich als zu den Zuhörern damals. Die Aufforderungen und Ermahnungen haben solche Kraft, als seien sie direkt an uns gerichtet.

Ist es nicht ebenso mit der ganzen Heiligen Schrift? Wie passend ist alles für unseren Zustand und für jeden Tag unseres Lebens! Das Wort redet zu uns mit einer Frische, als sei es ausdrücklich für uns und in diesem Augenblick geschrieben worden. Die Bibel ist kein veraltetes Schriftstück, das von untergegangenen Kultur- und Gesellschaftsformen berichtet. Die Bibel ist ein Buch für die Gegenwart. Sie ist das Buch Gottes, seine vollkommene Offenbarung. Gott selbst redet darin zu jedem von uns. Die Bibel ist ein Buch für alle Zeiten, für alle Länder, für alle Menschen, ob hoch oder niedrig, reich oder arm, gebildet oder ungebildet, alt oder jung. Sie spricht eine so einfache Sprache, dass ein Kind sie verstehen kann, und doch so tiefgründig, dass der schärfste Verstand sie nicht zu erfassen vermag. Sie spricht unmittelbar zum Herzen. Sie dringt vor bis zu den verborgenen Quellen unserer Gedanken und Gefühle und deckt die geheimsten Winkel unseres Seins auf. Sie richtet und beurteilt uns durch und durch. Kurz, das Wort Gottes ist, wie der Apostel sagt, „lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Überlegungen des Herzens“ (Heb 4,12).

Ruft es nicht unsere Bewunderung wach, wie allumfassend dieses Buch ist? Es behandelt die Gewohnheiten, Sitten und Grundsätze des zwanzigsten Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung mit derselben Genauigkeit wie frühere Perioden menschlichen Daseins. Dieses Buch verrät eine völlige Kenntnis des Menschen in jedem Abschnitt seiner Geschichte. Wir sehen in diesem wunderbaren Buch, das Gott uns zu unserer Unterweisung gegeben hat, ein meisterhaftes Bild der Menschheit im Verlauf ihrer Geschichte.

Dieses Buch sagt dem Menschen die Wahrheit über sich selbst. Deshalb liebt der Mensch das Buch Gottes nicht und greift lieber zu anderer Lektüre. Das erklärt die fortgesetzte Anstrengung des Menschen, die Bibel von dem Platz zu stoßen, den sie behauptet. Es ist heute nicht anders als zu Zeiten der Apostel. So wie damals „einige böse Männer vom Gassenpöbel“ und „anbetende und vornehme Frauen und die Ersten der Stadt“ – zwei gesellschaftlich und sittlich sehr unterschiedliche Klassen – in der Verwerfung des Wortes Gottes und seiner Verkündiger (Apg 17,5; 13,50) übereinstimmten, so sind sich auch heute ganz unterschiedlich denkende Menschen plötzlich einig, wenn es um die Ablehnung der Bibel geht. Um andere Bücher kümmert man sich wenig. Niemand denkt daran, in Vergil, Livius, Homer und Herodot1nach Fehlern und Widersprüchen zu suchen. Nur die Bibel kann der Mensch nicht in Ruhe lassen, weil sie ihm die Wahrheit sagt über sich selbst und die Welt, zu der er gehört.

Genauso widersprach man dem Sohn Gottes, dem Herrn Jesus selbst, als Er unter den Menschen wandelte. Sie hassten ihn, weil Er ihnen die Wahrheit sagte. Alle anderen Menschen konnten ungehindert ihres Weges ziehen. Er aber wurde auf Schritt und Tritt bewacht und belauert. Die Führer und Obersten des Volkes „suchten ihn in seiner Rede zu fangen“ (vgl. Mk 12,13), suchten eine Gelegenheit, ihn vor das Gericht zu bringen. So war es während seines ganzen Lebens. Als es endlich dem Menschen in seinem Hass gelungen war, den Herrn der Herrlichkeit zu kreuzigen und zwischen zwei Mördern ans Fluchholz zu nageln, da schmähten die Vorübergehenden nicht etwa die Mörder, obwohl sie wegen ihrer Verbrechen Schimpf und Schande verdient hatten. Für sie gab es vielleicht noch einen mitleidigen Blick oder ein Bedauern, zumindest dachten die Hohenpriester und Schriftgelehrten nicht daran, wegen der Mörder in grausamem Spott die Köpfe zu schütteln. Alle Beschimpfung, Spott und Hohn und alle Gefühllosigkeit galten dem, der an dem Kreuz in der Mitte hing, dem reinen, fleckenlosen Lamm Gottes.

Was ist eigentlich die Quelle alles dieses Widerspruchs gegen das Wort Gottes, gegen das Fleisch gewordene und auch das geschriebene Wort? Der Hass des Teufels! Er hasst das Wort Gottes und bedient sich der Gelehrtheit ungläubiger Männer, indem sie Bücher schreiben, die beweisen sollen, dass die Bibel nicht Gottes Wort ist, weil es angeblich Irrtümer und Widersprüche in ihr gebe. Diese Gelehrten behaupten, dass wir im Alten Testament Gesetze und Verordnungen, Gewohnheiten und Gebräuche finden, die dem Charakter eines gnädigen und gütigen Gottes nicht entsprechen.

Alle diese ungläubigen Gelehrten verstehen nichts von der Sache, mögen sie auch noch so gelehrt und begabt sein und sich in der Weltliteratur auskennen.

Paulus schreibt in seinem Brief an die Korinther: „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird“ (1. Kor 2,14). Das ist entscheidend. Paulus spricht von Menschen in ihrem natürlichen Zustand, seien sie gelehrt oder ungebildet. Es heißt einfach: Er kann nicht erkennen, was des Geistes Gottes ist. Wie kann ein solcher Mensch sich zutrauen, zu beurteilen, was Gott gesagt haben kann und was nicht? Seine Beweise sind unhaltbar und seine Meinungen wertlos. Alle Wissenschaft und menschliche Weisheit, so umfassend und tiefgründig sie auch sein mögen, befähigen einen Menschen nicht, über Gottes Wort zu urteilen. Ein Gelehrter kann die alten Handschriften der Bibel kritisch auf ihren Text hin prüfen und vergleichen und sich ein Urteil über eine richtige oder falsche Lesart einer bestimmten Stelle bilden. Doch die göttliche Offenbarung selbst zu beurteilen ist etwas völlig anderes. Die heiligen Schriften können allein durch den Heiligen Geist verstanden werden, durch den Geist, der sie gegeben hat. Die Autorität des Wortes Gottes muss anerkannt werden. Könnte der Mensch das Wort mit seiner Vernunft beurteilen, so wäre es nicht Gottes Wort. Die Schrift beurteilt den Menschen, nicht aber der Mensch die Schrift.

Das Wort Gottes ist ein Fels, an dem die Wogen ungläubiger Meinungen und Lehren machtlos zerschellen. Sie vermögen seine göttliche Kraft und Gültigkeit nicht zu erschüttern. Das Wort Gottes kann durch nichts angetastet werden. „In Ewigkeit, HERR, steht dein Wort fest in den Himmeln“ (Ps 119,89). „Du hast dein Wort groß gemacht über all deinen Namen“ (Ps 138,2). Was bleibt uns nun zu tun übrig? Nur das eine: „In meinem Herzen habe ich dein Wort verwahrt, damit ich nicht gegen dich sündige“ (Ps 119,11). Darin liegt das Geheimnis des Friedens. Gott selbst macht uns durch sein Wort mit seinen Gedanken bekannt, und dadurch besitzen wir einen Frieden, den die Welt nicht geben, aber auch nicht nehmen kann. Was können alle Meinungen und Beweise der Ungläubigen bewirken? Nichts. Für den, der durch die Gnade Gottes wirklich gelernt hat, dem Wort Gottes zu vertrauen und die Autorität der Heiligen Schrift anzuerkennen, sind alle Bücher von Ungläubigen völlig bedeutungslos. Sie beweisen nur die Unwissenheit und Anmaßung ihrer Schreiber. Das Wort Gottes bleibt, wo es immer war und in Ewigkeit sein wird, „festgesetzt in den Himmeln“, so unerschütterlich wie der Thron Gottes selbst.2So wenig die Angriffe Ungläubiger den Thron Gottes zu erschüttern vermögen, ebenso wenig können sie sein Wort erschüttern, und ebenso wenig vermögen sie den Frieden derer zu stören, die auf diesen festen Grund gebaut haben. „Großen Frieden haben die, die dein Gesetz lieben, und kein Fallen gibt es für sie“ (Ps 119,165). „Das Wort unseres Gottes besteht in Ewigkeit“ (Jes 40,8). „Alles Fleisch ist wie Gras, und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt, und die Blume ist abgefallen; das Wort des Herrn aber bleibt in Ewigkeit. Dies aber ist das Wort, das euch verkündigt worden ist“ (1. Pet 1,24.25).

Oft wird die Frage gestellt: „Wie können wir wissen, ob das Buch, das wir die Bibel nennen, Gottes Wort ist?“ Unsere Antwort lautet: Gott, der uns in seiner Gnade dieses wunderbare Buch geschenkt hat, kann uns auch allein die Gewissheit geben, dass es von ihm ist. Der Geist, der die verschiedenen Schreiber der Heiligen Schrift inspiriert hat, bewirkt in uns die Erkenntnis, dass diese Schriften wirklich das Wort Gottes sind. Diese Erkenntnis kann nur der Heilige Geist vermitteln: „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird“ (1. Kor 2,14).

Wenn es in dieser Hinsicht auch nur den leisesten Zweifel gäbe, so würde das unseren Frieden und unsere Freude sehr infrage stellen. Doch Gott gibt uns die Gewissheit und auch nur Er allein. Kein Mensch und keine Versammlung kann diese Gewissheit vermitteln. Würde unser Glaube auf einer derartigen Autorität beruhen, so wäre er wertlos.

Ist es nicht von grundlegender Bedeutung, Klarheit über diesen Punkt zu besitzen, um einerseits vor den Einflüssen des Unglaubens und andererseits vor den Verwirrungen des Aberglaubens bewahrt zu bleiben?

Der Unglaube erdreistet sich zu sagen, Gott habe uns keine schriftliche Offenbarung seiner Gedanken gegeben und leugnet überhaupt die Möglichkeit dazu. Der Aberglaube behauptet, Gott habe vielleicht eine solche Offenbarung gegeben, aber man könne dies ohne menschliche Autorisierung nicht wissen und die Offenbarung ohne menschliche Auslegung nicht verstehen. Es ist offensichtlich, dass beide uns in gleicher Weise die Gabe des Wortes rauben wollen. Das ist genau das Ziel, das Satan verfolgt. Er versucht das durch Unglauben und Aberglauben.

Wir wollen daran festhalten, dass die Schriften „von Gott eingegeben“ (2. Tim 3,16) und deshalb vollkommen sind. Sie brauchen nicht durch eine menschliche Autorität beglaubigt zu werden. Sie sprechen für sich selbst und beglaubigen sich selbst. Wir brauchen nur zu glauben und zu gehorchen. Gott hat gesprochen. Es geziemt uns, zu hören und uns seinem Wort ganz zu unterwerfen.

Das ist der große Leitgedanke in dem ganzen fünften Buch Mose. Es hat kaum eine Zeit gegeben, in der es dringender war, mit allem Nachdruck den unbedingten Gehorsam zum Wort Gottes vorzustellen, als gerade heute. Leider wird das wenig empfunden. Der größte Teil der bekennenden Christen scheint es als Recht zu betrachten, den eigenen Gedanken, der eigenen Vernunft, dem eigenen Urteil oder dem eigenen Gewissen zu folgen. Man glaubt nicht mehr, dass die Bibel ein göttliches Buch ist. Man folgt in vielen Dingen seiner eigenen Entscheidung. Dadurch entstanden die zahllosen Sekten, Parteien, Glaubensbekenntnisse und Richtungen. Wenn menschliche Meinungen schon anerkannt werden, dann hat selbstverständlich der eine so gut ein Recht, seiner Meinung zu folgen, wie der andere. So ist es gekommen, dass die bekennende Christenheit wegen ihrer Zersplitterung zu einem Sprichwort geworden ist.

Was ist die einzig wirksame Medizin gegen diese allgemein verbreitete Krankheit? Es ist, wie schon oben gesagt, eine unbedingte und vollständige Unterwerfung unter die Autorität der ganzen Heiligen Schrift. Man darf nicht an das Wort Gottes herantreten, um seine Meinungen und Ansichten darin bestätigt zu finden, sondern sollte es mit der Absicht lesen, die Gedanken Gottes über alle Dinge zu erfahren und sich vor dem Wort Gottes beugen. Das ist die dringende Notwendigkeit für unsere Tage. Ohne Zweifel gibt es große Unterschiede in dem Maß unseres geistlichen Verständnisses und in der Art und Weise, wie wir die Schriften erfassen und wertschätzen. Aber was wir allen Christen dringend ans Herz legen möchten, ist die Einstellung, die in dem Wort des Psalmisten zum Ausdruck kommt: „In meinem Herzen habe ich dein Wort verwahrt, damit ich nicht gegen dich sündige“ (Ps 119,11). Eine solche Haltung ist Gott angenehm. „Aber auf diesen will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist und der da zittert vor meinem Wort“ (Jes 66,2).

Hierin liegt auch das Geheimnis unserer Sicherheit in geistlicher Beziehung. Unsere Kenntnis der Schrift mag sehr gering sein, doch wenn wir die rechte Ehrfurcht vor dem Wort haben, werden wir dennoch vor allen Irrtümern bewahrt bleiben. Die Folge ist, dass wir in der Erkenntnis Christi und des geschriebenen Wortes wachsen. Wir werden mit Freude aus den unergründlichen Tiefen des lebendigen Wortes schöpfen. Das Leben aus Gott wird auf diese Weise genährt und gekräftigt. Das Wort Gottes wird uns von Tag zu Tag wertvoller, und wir werden durch den Heiligen Geist immer mehr in die Tiefe, Fülle, Majestät und Herrlichkeit der Heiligen Schrift eingeführt werden.

Fußnoten

  • 1 Dichter und Geschichtsschreiber der alten Römer und Griechen
  • 2 Es ist eine traurige Tatsache, dass wir heute die gefährlichsten ungläubigen Autoren unter den Theologen finden. Wer früher das Wort „ungläubig“ hörte, dachte z. B. an Voltaire. Heute aber sind es Professoren und Lehrer der bekennenden Christenheit, die als Feinde des Wortes Gottes auftreten und seine göttliche Autorität leugnen.
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