Ährenlese im Alten Testament (Nahum)

Nahum 1-3

Ährenlese im Alten Testament (Nahum)

Nahum 1,1-15

Es scheint, dass Nahum, wie Jona, von Galiläa gebürtig war, denn dort befanden sich sowohl Elkosch als auch Gath-Hepher (2. Kön 14,25). Das beweist, wie schlecht die Juden ihre eigenen Schriften kannten, als sie sagten, es sei kein Prophet aus Galiläa aufgestanden (Joh 7,52). Nahum hat noch etwas anderes mit Jona gemeinsam: diese Prophezeiungen betreffen Ninive. „Die große Stadt“, die einst wegen ihrer Busse verschont wurde, war zu ihrer Bosheit zurückgekehrt. Das Werk Gottes in den Herzen der Eltern hatte sich in den Herzen der Kinder nicht wiederholt. Und jetzt, nach mehr als einem Jahrhundert der Geduld (statt der von Jona genannten 40 Tage) bestätigt dieser Gott, der langsam zum Zorn ist (V. 3; Jona 4,2), sein unwiderrufliches Gericht. Welch einen Gegensatz sehen wir in der Art und Weise wie sich Jehova seinen Feinden zeigt (V. 2ff.) oder wie Er, der gleiche Gott, sich denen, die auf Ihn vertrauen (V. 7), offenbart! Unter den letzteren ist jeder persönlich von Ihm gekannt.

In Römer 10,15 wird der 15. Vers angeführt (siehe auch Jes 52,7) und bezieht sich dort auf die gute Botschaft im wahrsten Sinn des Wortes, auf das Evangelium der Gnade. Wir, die wir heute mit soviel Leichtigkeit umherreisen können, haben wir es am Herzen, die Wahrheit zu verbreiten, Heil und Frieden zu verkünden? Denken wir an den Herrn Jesus, der eine lange und beschwerliche Reise zu Fuß unternahm, um am Brunnen von Sichar der Samariterin zu begegnen (Joh 4).

 

Nahum 2,1-13 

Ninive, die Hauptstadt des assyrischen Reiches, scheint kurz nach der Flut durch den Rebellen Nimrod (Nimrod = Empörer) gegründet worden zu sein (1. Mose 10,8-12). Vom gleichen Geist wie dieser „gewaltige Jäger vor Jehova“ getrieben, machte sie sich ein Vergnügen daraus, die Nationen zu verfolgen, wie das Raubtier seine Beute jagt (Verse 11-13). Das Buch Gottes, in welchem ihr hochmütiger Anfang verzeichnet war (von jeher: Vers 8), lässt uns jetzt ihrem plötzlichen Ende beiwohnen. Zum Spott wird Ninive aufgefordert, sich gegen den „Zerschmetterer“ zu verteidigen (Vers 1). Aber „wenn Jehova die Stadt nicht bewacht, vergeblich wacht der Wächter“ (Psalm 127,1). Es wird erzählt, dass der Tigris-Strom, dessen Wasser bis dahin die Stadt umschlossen und schützten, im Verlauf der Belagerung plötzlich hoch anschwoll (Verse 6 und 8) und einen Teil des Schutzwalls mit sich fortriss. Durch diese Bresche drangen die Soldaten ein, um in den Strassen und Häusern unbarmherzig zu morden und zu plündern (Verse 3,4,8-10).

„Die Stimme deiner Boten wird nicht mehr gehört werden“, schließt Vers 13. Wir erinnern uns an Rabsake, diesen unverschämten Wortführer des Königs von Assyrien bei Hiskia (2. Könige 18,19ff.). Seine Drohungen erfüllten sich nie. So wird auch die Welt mit ihrem Glanz, ihrer Anmaßung, ihrer Verachtung und ihren Lästerungen auf immer vergehen.

 

Nahum 3,1-19 

Während die Geschichtsbücher der Menschen mit Vorliebe die Größe Assyriens beschreiben und über seinen Sturz fast ganz schweigen, widmet das Wort Gottes diesem unheilvollen Schicksalstag ein ganzes Buch. Wir wiederholen es: die Bibel ist kein Lehrbuch der Geschichte. Die Ereignisse werden uns nur wegen ihrer Beziehung zu Israel und unter ihrem moralischen Gesichtspunkt mitgeteilt. Für die Historiker ist das geschwächte Ninive bei einem Angriff seiner unter sich verbündeten Vasallen gefallen. Für Gott ist das Unglück über Ninive hereingebrochen, weil es eine Blutstadt voll Lüge, Gewalttat und Raub war (Vers 1). Es muss ernten, was es gesät hat, indem es das gleiche Los erfährt, das es ein halbes Jahrhundert zuvor Noammon (Theben) durchmachen ließ (Verse 8-10). „Wer wird ihr Beileid bezeigen?“ (Vers 7). So ist es auch mit dem Egoismus der Welt. Diejenigen, die nicht selbst betroffen sind, finden sich leicht mit dem Unglück anderer ab. „Woher soll ich dir Tröster suchen?“ fügt Nahum hinzu, dessen Name ausgerechnet „Tröster“ bedeutet. Aber der Treue, er wird durch diese Prophetie getröstet, weil er erfährt, dass Gott trotz allem Anschein seine mächtige Hand über den Ereignissen der Welt hält. Er wird alle Dinge zu seiner Ehre und zum Besten derer, die Ihn lieben, mitwirken lassen (Römer 8,28).