Ährenlese im Alten Testament (Joel)
Joel 1-3
Joel 1,1–20
Der Tag Jehovas (oder des Herrn) ist der Titel, den die Prophezeiung Joels als Überschrift tragen könnte. Es handelt sich natürlich nicht um einen 24 Stunden-Tag, sondern um einen noch zukünftigen Zeitabschnitt, während dem der Wille Gottes auf Erden, wie im Himmel, erfüllt werden wird (Matthäus 6,10). Seit dem Sündenfall hat der Mensch, von seinen Leidenschaften getrieben, nicht aufgehört zu tun, was ihm gefällt. Man kann daher sagen, dass jetzt noch „der Tag des Menschen“ währt. Darum muss der Herr, wenn Er eingreifen wird, um seinen Willen durchzusetzen, zuerst durch Gerichte dem menschlichen Hochmut ein Ende bereiten. In geistlichem Sinn beginnt der Tag des Herrn in unserem Leben in dem Augenblick, da wir seine völlige Autorität über uns anerkennen.
Im Unterschied zu Hosea, einem Propheten Israels, richtet sich Joel an Juda. Er benützt dazu den Anlass einer Reihe von Naturkatastrophen, nämlich die Verwüstung des Landes durch verschiedene Arten von Heuschrecken. Es gibt kaum ein eindrücklicheres Schauspiel als eine Invasion von Wanderheuschrecken im Orient. Stellen wir uns dieses ungeheure Heer von Milliarden von Insekten vor, die über eine fruchtbare Gegend herfallen und sie innerhalb kürzester Zeit in eine Wüste verwandeln.
Von dieser Katastrophe, die zur Zeit Joels geschah, kommt er auf eine noch zukünftige Geißel zu sprechen: die Invasion des Assyrers.
Joel 2,1–17
Jehova nennt diese Wolke wilder Angreifer sein Heer (Verse 11,25), obwohl es von dem gottlosen und hochmütigen Assyrer angeführt wird, denn dieser ist nur der Vollstrecker seines Wortes, „die Rute seines Zornes“ (Jesaja 10,5). Wenn wir durch Züchtigung gehen, dann lasst uns nie die treue Hand, die sie uns austeilt, aus dem Auge verlieren. Dieser Misserfolg, diese Sorge, jener Unfall kommt „vom Herrn“. Und möchten wir nicht dem zornigen Kind gleichen, das so einfältig ist zu glauben, es könne sich der Strafe entziehen, wenn es die Rute zerbricht, mit der es erwartet, geschlagen zu werden. Man stelle ihn sich vor, diesen gewaltigen Sturmangriff, „desgleichen von Ewigkeit her nicht gewesen ist“. Er schwemmt wie eine unwiderstehliche Flut über die Mauern und bis in die Häuser. Die gleiche Invasion wird an anderer Stelle „die überflutende Geißel“ genannt (Jesaja 28,15). Aber wird dieses Schreckensbild nicht im voraus vor Israel hingestellt, um sein Gewissen aufzurütteln? „Jetzt noch“ ist es Zeit für Israel – Zeit für jeden – mit seinem ganzen Herzen, „mit Weinen und mit Klagen“, zu Gott umzukehren, „denn er ist gnädig und barmherzig... „ (Verse 12 und 13; lies Jakobus 5,11). „Stoßet in die Posaune auf Zion“, wiederholt der Prophet (Verse 1 und 15; siehe 4. Mose 10,9), ein Bild des inständigen Gebets des Glaubens! So wird der Herr in der Stunde der Gefahr an die Seinen denken.
Joel 2,18–3,5
„Kehret um zu Jehova“ – lautete die Aufforderung im 13. Vers – „Wer weiß? er möchte umkehren und... Segen hinter sich zurücklassen.“ Wer weiß? Was uns betrifft, wissen wir wohl, dass Gott den Tränen und dem Flehen der Seinen gegenüber nie unempfindlich bleibt. Von Erbarmen bewegt, vermehrt Er alsbald seine Verheißungen: endgültige Vernichtung der Feinde des Volkes; Überfluss an materiellen Gütern, und zwar weit mehr als die erlittenen Verluste (Vers 25). Und die kostbarste dieser Segnungen, die Er „hinter sich zurücklässt“ ist sein Geist, den Er reichlich über die Kinder Israel ausgießen wird, als ein Zeugnis gegenüber der ganzen Welt (Kapitel 3, Vers 1). Diese Zeit kommt erst noch, denn Israel ist leider noch nicht bereit, diese Gabe zu empfangen. Aber am Pfingsttag stützte sich Petrus schon auf diese Stelle, um den Juden zu erklären, was geschehen war (Apostelgeschichte 2,17).
„Jeder, der den Namen Jehovas anrufen wird, wird errettet werden“, bestätigt Kapitel 3 Vers 5, der in Apostelgeschichte 2,21 und in Römer 10,13 angeführt wird. Anrufen, das heißt, sich im Gebet an Ihn wenden, sich auf diesen Namen berufen, den Namen Jesus, den einzigen, in welchem wir errettet werden müssen. Inmitten der schlimmsten Drangsal wird Gott retten und Er rettet auch heute – jeden, der sich zu Ihm wendet. „Tut Buße... und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“ Diese Verheißung gilt heute, sie gilt auch dir.
Joel 4,1–21
Die Wiederherstellung Judas und Jerusalems wird vom Gericht über die Nationen begleitet sein. Diese werden dann eine tragische Entdeckung machen: Indem sie Israel zerstreut und sein Land unter sich geteilt haben (Vers 2), haben sie Gott selbst angegriffen. „Was wollt ihr mir?“, ist die schreckliche Frage, die vom Himmel her ertönt (Vers 4). Auch Saulus von Tarsus musste erfahren, dass er durch seine Nachstellung der Christen den Herrn Jesus selbst verfolgte (Apostelgeschichte 9,4.5).
Durch eine völlige Umkehrung der Lage werden diese Nationen das Los kennen lernen, das sie dem Volk Gottes zufügten. Ihre Tat wird auf ihren eigenen Kopf zurückfallen. Das ist ein unveränderlicher Grundsatz der Regierung Gottes (siehe 1. Mose 9,6; Richter 1,7 usw.). In völliger Verblendung werden diese Nationen ihre Waffen und zugleich ihren eigenen Untergang schmieden. Dann wird der höchste Richter sie an den Ort ihres Unheils einberufen (Verse 9–12). „Getümmel im Tale der Entscheidung“ (Vers 14). Diese unheimliche „Weinlese“ wird den letzten Akt der Einleitung des Tages Jehovas bilden (Offenbarung 14,18–20). Fortan wird die Gnade für ein gereinigtes Volk im Übermaß fließen können (Vers 21). Und weil es gereinigt sein wird, wird Gott als ein Beweis höchster Gunst selbst in ihrer Mitte wohnen.