Ährenlese im Alten Testament (Prediger)
Kapitel 1-6
Prediger 1,1-18
Das Buch des Predigers kann mit dem Wort des Herrn Jesus zusammengefasst werden: „Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wiederum dürsten“ (Johannes 4,13). Die Quelle zu Sichar ist das Bild einer dürren und trügerischen Welt, wo man kein bleibendes Glück findet. Aber die meisten Menschen gleichen der Samariterin. Sie sind erst bereit, das lebendige Wasser, die kostenfreie Gabe des Sohnes Gottes, anzunehmen, nachdem sie unzählige Male die Erfahrung gemacht haben, dass „das Wasser“ dieser Weit in keiner Weise den Durst der Seele stillen kann (vergleiche Jeremia 2,13). Nun, diese Erfahrung wurde gemacht. Wir finden sie in diesem Buch aufgezeichnet, damit wir nicht von neuem damit anfangen müssen. Und sie wurde durch den gemacht, der wegen seiner Größe und seiner Weisheit am besten befähigt war, „alles, was unter dem Himmel geschieht“, zu erforschen (Vers 13). Der Prediger ist kein anderer als Salomo, der König zu Jerusalem. Sein Zeugnis hat immer den gleichen Wert, denn „es ist gar nichts Neues unter der Sonne“. Ohne Zweifel haben viele Dinge ihre Erscheinung geändert, aber das Herz des Menschen ist sich immer gleich geblieben, und die Folgen der Sünde sind immer noch da: „Das Krumme kann nicht gerade werden, und das Fehlende kann nicht gezählt werden“ (Vers 15).
Prediger 2,1-11
Der Prediger hat sein Herz zuerst dem Wissen zugewandt. Wie viele Dinge, die uns begeistern können, entdecken wir in allen Bereichen: Kunst, Wissenschaft, Reisen, Archäologie... ! Sie stehen der heutigen Jugend durch moderne Mittel zur Verfügung. Aber je weiter der Weise in seinen Nachforschungen kommt, desto schwieriger werden die Probleme und desto mehr wird er entmutigt. Der menschliche Geist ist in den Mauern seiner eigenen Vernunftschlüsse gefangen. Nur das Wort Gottes befreit die Gedanken und gibt wahre Kenntnis. Undankbare Beschäftigung, Ermüdung, Verdruss, Kummer: das war die traurige Schlussfolgerung des Weisen (Kapitel 1,13.18; 12,12).
Wohlan, sagt er dann, denken wir nur noch an die Vergnügungen des Lebens (Kapitel 2,1-3). Aber auch da erschöpft sich seine Erfahrung nach kurzem. Eitelkeit und Unsinn, mit diesen Worten fasst er diese Dinge zusammen. Jede menschliche Freude wird verdorben durch das Bewusstsein, dass sie nicht von Dauer ist (Sprüche 14,13).
Ist es vielleicht der Oberfluss an irdischen Gütern, der ihn befriedigen könnte? Wer war besser in der Lage, Reichtümer aufzuhäufen und zu verwalten, wie auch „große Werke“, die der menschliche Ehrgeiz sich unaufhörlich vornimmt, zu vollbringen, als Salomo? (2. Chronika 9,22ff.). Aber hören wir, wie er sie schließlich einschätzt: Sie sind „Eitelkeit und ein Haschen nach Wind“ (Vers 11).
Prediger 2,12-26
„Welchen Gewinn hat der Mensch bei all seiner Mühe, womit er sich abmüht?“, war die erste Frage, die der Prediger stellte (Kapitel 1,3). „Keinen Gewinn“, war die Antwort in Kapitel 2,11. Im gegenwärtigen Augenblick müht er sich ab, seine Tage sind Kummer und seine Geschäftigkeit Verdruss; selbst des Nachts ruht er nicht (Verse 22,23). Und was die Zukunft betrifft, merkt er, dass nichts von Bestand ist.
Was wird das Kind Gottes vor diesem verzweifelten Bild tun (Vers 20)? Es ist ihm nicht verboten, das Leben zu lieben und gute Tage zu sehen hienieden. Aber das wird nicht beim Durchlaufen dieser Welt, auf der Suche nach ihrem vermeintlichen Glück der Fall sein. Es steht ihm selbst offen, die Bedingungen für gute Tage zu erfüllen: „...er enthalte seine Zunge vom Bösen... tue Gutes... suche Frieden und jage ihm nach“ (1. Petrus 3,10.11; wenn wir nicht glücklich sind, geben wir so gern andern die Schuld dafür!). Anderseits ist die Arbeit notwendig, aber sie muss „in der Stille“ geschehen, für den Herrn getan und nicht, um dem eigenen Ehrgeiz zu dienen (2. Thessalonicher 3,12; Kolosser 3,23-25). Liebe Freunde, jeder von uns frage sich: Was ist das Ziel meiner Arbeit? Denn die Dinge sehen gar nicht gleich aus, ob sie im Licht der Sonne oder in dem der Ewigkeit betrachtet werden. Nur dieses letztere wird uns offenbaren, was wahrhaft gewinnbringend ist.
Prediger 3,1-22
Gott bestimmt „die Zeiten“ aller seiner Geschöpfe. So hat Er das Datum unserer Geburt und das aller Ereignisse in unserem Leben festgesetzt. Wie der Psalmist kann der Christ voll Vertrauen sagen: „In deiner Hand sind meine Zeiten“ (Psalm 31,15). Bei allem was Er tut, gibt es „nichts hinzuzufügen und nichts davon wegzunehmen“ (Vers 14). „Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit“ (Vers 11); die Schöpfung ist vollkommen aus der Hand Gottes hervorgegangen. Aber trotz aller Wunder, die in der Natur noch sichtbar sind, können wir die Schöpfung heute nicht mehr in ihrer ursprünglichen Pracht und Frische bewundern. Der Mensch hat sie durch seine Gesetzlosigkeit und Bosheit verschmutzt und verwüstet (Vers 16); er hat sie der Nichtigkeit unterworfen (Römer 8,20). Die Dornen und Disteln erinnern ihn an seinen Fall (1. Mose 3,18). Zudem besteht der Mensch selbst nur wie ein trauriges Überbleibsel seiner vergangenen Segnungen fort, inmitten der Trümmer des Schiffbruchs, der durch die Sünde verursacht wurde. Und schließlich ruft der 20. Vers uns das Todesurteil von 1. Mose 3,19 in Erinnerung: „Staub bist du, und zum Staube wirst du zurückkehren!“ Für jeden wird die „Zeit des Sterbens“ fällig, oft schneller als er denkt. O lieber Leser, wenn du noch nicht gerettet bist, dann wisse, dass es auch eine Zeit gibt, sich zu bekehren und die ist heute!
Prediger 4,1-16
Warum ist diese Welt mit Ungerechtigkeit, Tränen, Bedrückung, Streit erfüllt? Man strengt sich an, diese Probleme durch soziale und wirtschaftliche Systeme zu lösen und Heilmittel zu schaffen durch internationale Konferenzen. Die einzige wahre Erklärung dafür wird nie gegeben, weil sich der Mensch in seinem Hochmut weigert, sie anzuerkennen: sein sündiger Zustand. Der Herr ist weit davon entfernt, diesen Leiden gegenüber gleichgültig zu sein (Klagelieder 3,34 bis 36). Aber Er benutzt die Not der Menschen, um sich als der einzig wahre Tröster zu offenbaren (2. Korinther 1,3; Jesaja 51,12). Vom 4. Vers an untersucht der Prediger die verschiedenen Formen des „bösen Tuns, weiches unter der Sonne geschieht“. Er kommt immer zur gleichen Schlussfolgerung: Eitelkeit, Haschen nach Wind, übles Geschäft (Verse 4, 6, 8, 16). Seine Überlegungen sind von allgemeiner Bedeutung, selbst die Welt anerkennt oft deren Weisheit. Der 6. Vers bestätigt zum Beispiel, dass die Ruhe des Geistes in einfachen Umständen mehr wert ist, als „beide Hände voll Mühe“ und Kummer dabei (siehe auch 1. Timotheus 6,6). Wenn eine menschliche Verbindung auch oft Vorteile und selbst Annehmlichkeiten bei der Arbeit, im Wandel oder im Kampf bietet, so bleibt die wahre Stärke des Christen doch immer in seiner persönlichen Gemeinschaft mit dem Herrn.
Prediger 5,1-20
Die Verse 1 und 2 erinnern uns an das, was sich in der Gegenwart Gottes schickt. Wachen wir darüber, dass unsere Haltung und unsere Aufmachung in den Zusammenkünften ehrerbietig und bescheiden sei. Die Furcht Gottes muss den Gläubigen aller Zeiten kennzeichnen, und wir haben kein Recht zu irgendwelcher Nachlässigkeit unter dem Vorwand, wir lebten heute in der Freiheit der Gnade.
Vom 10. Vers an ist wiederum von den Reichtümern die Rede. „Wer das Geld liebt, wird des Geldes nicht satt...,“ Der Geizhals gleicht einem, der versucht, seinen Durst mit Meerwasser zu stillen. Je mehr er trinkt, desto schlimmer wird sein Durst. So ist der Betrug des Reichtums (Matthäus 13,22). Man meint, sich des Geldes zu bedienen, und in Wirklichkeit ist man sein Sklave. Es gilt eines von beiden: entweder wird der Reichtum von seinem Besitzer zu seinem geistlichen Schaden aufbewahrt (Vers 13), oder das Vermögen geht verloren, ohne jemandem zu nützen (Vers 14; Jakobus 5,3). Man wird sich doch früher oder später von ihm trennen müssen, um zu sterben (Vers 15). Das Totenhemd hat keine Taschen - sagt man. Die in manchen alten Gräbern angesammelten Schätze haben ihren Besitzern nicht ins Jenseits folgen können.
1. Timotheus 6,17-19 regelt das Problem des Reichtums für den Christen in vollkommener Weise.
Prediger 6,1-11
Ja, eitel Hauch ist jeder Mensch, der dasteht... Ja, als ein Schattenbild wandelt der Mensch einher; ja, vergebens ist er voll Unruhe; er häuft auf und weiß nicht, wer es einsammeln wird.“ Die Erfahrung des Predigers bestätigt diese Überzeugung des Psalmisten (Psalm 39,5.6). Der Mensch, seine Umgebung, seine Tätigkeit, das alles ist vergänglich. Nur seine Seele besteht ewiglich, und gerade um sie kümmert er sich gewöhnlich am wenigsten. „Alle Mühe des Menschen ist für seinen Mund“, „seine Seele sättigte sich nicht an Gutem“ (Vers 7 Fußnote und Vers 3). Der Herr erzählte die Geschichte jenes Reichen, der seine eigene Seele betrog, indem er ihr die irdischen Güter anbot (Lk 4,4 und Lk 12,16-20). Es schnürt einem das Herz zusammen, wenn man an das vergeudete Dasein so unzähliger Menschen denkt, an alle Begabung und die riesigen Anstrengungen, die für was eingesetzt werden? - für die Jagd nach diesen oder jenen so unbeständigen und flüchtigen Zielen, wie der Wind. Indem sie sich so ruhelos und ohne Gutes zu sehen (Verse 5,6) abmühen, gleiten diese Leben dahin „wie ein Schatten“ (Vers 11), und doch wird man Gott dafür Rechenschaft ablegen müssen. Christen, möchte das auch uns die Augen öffnen! Wir werden keine Gelegenheit haben, unser Leben nochmals zu beginnen. Möchten wir es somit ganz für den Herrn brauchen.