Kurze Einführung in das Johannes-Evangelium
Einführung
Das Thema des Evangeliums nach Johannes ist:
- Gott, der sich in einem Menschen den Menschen offenbart (Kol 1, 19; 2, 9), und
- ewiges Leben in einem Menschen, in der Person des Sohnes Gottes.
In seinen Briefen setzt der Apostel dieses Thema fort. Dort beschreibt er uns das ewige Leben in denen, die es besitzen, weil sie Christus besitzen. Darum finden wir in dem Evangelium nach Johannes keinen Vorhang, hinter dem sich Gott verbirgt, wie in den anderen Evangelien, wo der Vorhang erst zerreißt, als der Herr verscheidet (Mk 15, 38). Johannes schreibt, dass das Wort unter uns wohnte (wörtlich: zeltete), und fährt fort: „... und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater“ (Kap. 1, 14). Das ist ein gewaltiger Gegensatz zu der jüdischen Stellung, wie sie im Dienst in der Stiftshütte und im Tempel zum Ausdruck kam.
In den anderen Evangelien wird der Herr als Mensch beschrieben, in Matthäus als König Israels, in Markus als Prophet und Diener und in Lukas als Sohn des Menschen. Die Briefe des Apostels Paulus sind gewissermaßen eine Fortsetzung dieser Evangelien. Er stellt uns Christus als den verherrlichten Menschen im Himmel vor, und wir werden dort in Ihm vor Gott gesehen (Eph 1,6; 2,6).
Im Johannesevangelium aber wird Gott dem Menschen hier auf Erden vorgestellt, Gott offenbart im Fleisch. In dem ganzen Evangelium spricht Johannes nur an vier Stellen über den Himmel, nämlich in Kapitel 3, 13; 6, 62; 14, 2–4 und 17, 24. Sein Thema ist die Person des Sohnes Gottes auf der Erde, nicht als Sohn, wie Er durch den Heiligen Geist in der Jungfrau Maria gezeugt wurde; das lesen wir in Lukas 1, 31–35: „... darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.“ Es geht bei Johannes um den ewigen Sohn, Gott den Sohn, den Schöpfer des Universums, aber Fleisch geworden und in diesem Evangelium auf der Erde gesehen. Er hat sich so erniedrigt, dass Er, ermüdet von der Reise, eine sündige samaritische Frau bittet: „Gib mir zu trinken!“
Das ist auch der Grund, weshalb das Herz jedes Gläubigen, wie schlicht und unwissend er auch sein mag, von diesem Evangelium angezogen wird, während die Menschen dieser Welt das Evangelium nach Johannes geheimnisvoll und unbegreiflich finden.
In allen drei synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus und Lukas) finden wir die Verklärung des Herrn auf dem Berg. Dabei handelt es sich um die offizielle, amtliche Herrlichkeit des Herrn als Sohn des Menschen. Doch obwohl Johannes von den Schreibern der Evangelien der einzige ist, der diese Verklärung miterlebt hat, ist er auch der einzige, der diese wunderbare Tatsache nicht berichtet, denn er beschreibt die persönliche göttliche Herrlichkeit des Herrn: „... eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater“. Auch alle geschichtlichen Ereignisse, die er berichtet, dienen nur dazu, dieses große zentrale Thema hervorzuheben.
Als König Israels musste der Herr ein Geschlechtsregister haben, das seine Abstammung über den König David auf Abraham zurückführte (Mt 1). Als Sohn des Menschen musste sein Geschlechtsregister auf Adam, ja auf die Erschaffung des Menschen zurückgehen (Lk 3). Bei einem Knecht, so wie Markus Ihn beschreibt, fragt man nicht nach der Abstammung. Es ist deshalb auch kein Geschlechtsregister nötig.
Aber wie könnte der ewige Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, ein Geschlechtsregister haben? Johannes beginnt darum mit der fernsten Vergangenheit, an die ein Mensch überhaupt nur denken kann, und sagt: Damals war das Wort! Das Wort wurde nicht erschaffen, es ist von Ewigkeit her! Es hat keinen Anfang.
Darum spricht Johannes auch nicht von der Geburt in Bethlehem, nicht von der Beschneidung nach dem Gesetz, nicht von der Weissagung Simeons, nicht von der Taufe durch Johannes den Täufer oder von der Versuchung in der Wüste. Er schreibt auch nicht über den Seelenkampf in Gethsemane, obwohl er als einziger von den Schreibern der vier Evangelien anwesend war.
Im Johannesevangelium werden uns nur acht Wunder des Herrn berichtet, sieben davon vor seiner Kreuzigung und eines nach seiner Auferstehung. Und Johannes nennt sie nicht Wunder, sondern Zeichen. Es waren nicht so sehr Beweise der Güte des Herrn, der Segen spendend umherging, sondern Beweise dafür, dass Er der vom Vater gesandte Sohn war; dazu wurden sie gegeben. Nur zwei dieser Zeichen finden wir auch in den anderen Evangelien (Joh 6, 5–21).
Im Johannesevangelium ist auch nicht von Gleichnissen die Rede, der Ausdruck „Gleichnis“ kommt nicht einmal vor. Das in Johannes 10,6 mit „Gleichnis“ übersetzte griechische Wort könnte besser mit „Allegorie“ (bildliche Rede) wiedergegeben werden. Auch finden wir nicht den Titel „Apostel“, sondern nur „Jünger“.
Ein weiterer Unterschied zu den ersten drei Evangelien besteht darin, dass die ersten drei von Christus sprechen, wie Er als Mensch auf dieser Erde war und dem Menschen vorgestellt wurde, bis Er endgültig verworfen wurde, was erst durch die Kreuzigung geschah. Danach wird sein Eingehen in seine neue Stellung angekündigt, eine Stellung, die Er durch seine Auferstehung eingenommen hat.
Im Johannesevangelium dagegen ist der Herr in den Gedanken der Menschen von Anfang an verworfen (Joh 1, 11). Er nimmt gleich zu Beginn den Platz eines Fremdlings ein. Und das ist auch der Platz, der uns, die wir zu seiner Versammlung gehören, zukommt! Doch spricht Johannes in seinem Evangelium nie von der Versammlung, weder als Leib Christi noch als Haus Gottes. Er sieht die Gläubigen immer als einzelne Personen, als Glieder der Familie Gottes.
In den ersten drei Evangelien finden wir denn auch nur den Dienst des Herrn in Galiläa, mit Ausnahme der letzten Tage vor dem Kreuz. In allen dreien beginnt der Dienst des Herrn nach der Gefangennahme Johannes des Täufers (Mt 4, 12; Mk 1, 14,Lk 3,20; Lk 4, 14). Aber bei Johannes lesen wir in den ersten drei Kapiteln von dem Dienst des Herrn in Judäa, ehe Johannes gefangengenommen wird. Auch von den später erwähnten Ereignissen finden die meisten in Judäa statt.
In seiner Darstellung des Herrn als dem Verworfenen beginnt Johannes also dort, wo die anderen Evangelien enden. Und Johannes fühlt sich so ganz außerhalb des jüdischen Systems, dass er für Orte in Judäa griechische Namen benutzt und die hebräische Übersetzung anfügt (Kap. 19, 13.17), dass er auch das bekannteste jüdische Fest noch verdeutlicht (Kap. 6, 4) und sogar den Titel „Messias“ übersetzt (Kap. 1, 41).
Alles im Evangelium nach Johannes zielt darauf hin, die Gottheit des Herrn Jesus zu zeigen. Er ist der Allwissende (siehe Kap. 1, 48; 2, 24. 25; 3, 11; 4, 18. 29 und Kap. 5, 6; 6, 15. 64; 7, 39; 9, 3). In Kapitel 20 weiß Er, wo Er Maria finden kann und wo die Jünger zusammenkommen. Ebenso ist es in Kapitel 21.
Er ist auch der Allmächtige! Er kann lebendiges Wasser geben (Kap. 4, 1–14). Mit einem Wort heilt Er Kranke und macht sogar einen Blindgeborenen sehend (Kap. 4, 50; 5, 8; 9, 7). Er weckt Tote auf (Kap. 11, 43; Röm 1, 4). Seine Stimme weckt die geistlich Toten auf (Kap. 5, 25), und Er wird einmal alle Gestorbenen aus ihren Gräbern hervorkommen lassen (Kap. 5, 28. 29). Er tut alles, was Er den Vater tun sieht (Kap. 5, 19). Er vermehrt die Brote und wandelt auf dem See (Kap. 6, 10–21). Er hat Gewalt, sein Leben zu lassen, und Gewalt, es wiederzunehmen (Kap. 10, 18).
Er ist der Jehova (Jahwe) des Alten Testaments (Kap. 12, 41). Er wird für die Seinen im Haus seines Vaters eine Stätte bereiten (Kap. 14, 2), und Er wird den Heiligen Geist vom Himmel herabsenden (Kap. 15, 26). Die Herrlichkeit, die der Vater Ihm gegeben hat, hat Er den Seinen gegeben (Kap. 17, 22). Er weiß, wo im See die Fische sind (Kap. 21, 6), und als Schöpfer gibt Er den Seinen ein neues Leben, sein eigenes Auferstehungsleben (Kap. 20, 22).
Obwohl die Beweise seiner Allmacht und Allwissenheit und der Wahrheit seiner Worte unwiderlegbar sind, finden wir hier einen ständigen intensiven Widerstand der Juden, wie wir ihn in den anderen Evangelien nicht finden. Sie wagen es, zu Ihm zu sagen, Er sei ein Samariter und habe einen Dämon (Kap. 8, 48. 52; 7, 20; 10, 20). Sind die Worte in Kapitel 8, 41 nicht eine schändliche Anspielung auf die wunderbare Geburt des Herrn?
Er erträgt das alles von seinen Geschöpfen, die Er mit einem Wort jeden Augenblick in die Hölle hätte werfen können, denn Er war gekommen, um durstige Seelen zu befriedigen und umkommende Seelen zu suchen. „Gott war in Christus, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend“ (2.Kor 5, 19). Doch was wird es für diese Menschen sein, wenn sie bald vor Ihm erscheinen müssen, wenn Er auf dem großen weißen Thron sitzt? Wenn sie dort von Ihm die gerechte Strafe empfangen für alles, was sie gegen Ihn getan, und für all das andere, das sie betrieben haben?
Doch welch ein wunderbares Schauspiel ist es für unsere Herzen, den Herrn in diesem Evangelium zu sehen! Wie Er am Grab des Lazarus mit den Weinenden weint, ihn aber dann als der Allmächtige aus dem Tod auferweckt (Kap. 11). Wie Er das Wasser der Reinigung in Wein, das Bild der Freude, verwandelt (Kap. 2, 1–11). Wie Er als ein müder Pilger an der Quelle Jakobs sitzt, seine Jünger aussendet, um Speise zu kaufen, und eine sündige samaritische Frau um einen Schluck Wasser bittet und ihr dann als der Allmächtige lebendiges Wasser für den ganzen Durst ihrer Seele und ihres Herzens anbietet, lebendiges Wasser, das in ihr zu einer Quelle Wassers werden würde, das ins ewige Leben quillt!
Aus dem Charakter, in dem der Herr in diesem Evangelium vorgestellt wird, ergibt sich noch etwas. Wenn der Schöpfer in seine Schöpfung eintritt, erstreckt sich die Bedeutung dessen nicht nur auf eine kleine Gruppe von Menschen, sondern auf die ganze Schöpfung. „Oder ist Gott der Gott der Juden allein? nicht auch der Nationen?“ (Röm 3, 29). Obwohl die besondere Stellung Israels anerkannt wird, sowohl im Anfang (Kap. 1, 11) als auch am Ende (Kap. 20, 17. 29), ist der Charakter des ganzen Evangeliums doch universell, weltumfassend. Das zeigt sich deutlich in dem Gebrauch des Wortes „Welt“. Johannes gebraucht es in seinen Schriften etwa achtzigmal, während es in den anderen Evangelien zusammen fünfzehnmal vorkommt. Und Johannes gebraucht nur das griechische Wort „kosmos“ für „Welt“, während es in den anderen Evangelien nur zwölfmal vorkommt, dreimal wird dort ein anderes Wort („oikoumönä“) gebraucht. Es bedeutet „Erdreich“ oder „bewohnte Erde“.
„Kosmos“ bedeutet „Weltall“, die ganze Schöpfung Gottes. Weil aber Satan bei seinem Fall die himmlischen Örter und der Mensch bei seinem Fall die Erde mit in die Entfremdung von Gott hineingezogen hat, deutet Gottes Wort auch das sittliche System, das in der Welt herrscht, damit an. (Eine Ausnahme ist 1. Pet 3, 3, wo „kosmos“ mit „Schmuck“ übersetzt ist.) Der Zweck des Kommens des Herrn auf die Erde war, die ganze Schöpfung zu Gott zurückzubringen (Joh 1, 29; Kol 1, 19. 20).
Der häufige Gebrauch des Wortes „kosmos“ gewinnt an Bedeutung, wenn wir bedenken, dass Johannes fast nur den Dienst des Herrn in Jerusalem und Judäa beschreibt. Dort, im Mittelpunkt des jüdischen Gottesdienstes und des ganzen jüdischen Systems, offenbarte der Herr die ganze Leere dieser Einrichtungen und stellte sich selbst als die einzige Zuflucht und Hilfsquelle für die Seele vor. Wenn nun der Schöpfer selbst zeigt, dass Er die einzige Quelle des Segens für jedes menschliche Geschöpf ist, dann kann das nicht auf die Juden allein beschränkt bleiben; dann erstreckt sich das bis zu jedem Menschen auf der ganzen Erde.
Wenn das Höchste auf der Erde nur noch eine leere Form ist und wenn sich zeigt, dass die, die am engsten damit verbunden sind, in Wirklichkeit Gott hassen, dann ist ganz klar, dass der Mensch total verdorben ist und in der Gegenwart Gottes, der in seinem Wesen Licht ist, nicht bestehen kann. Der Mensch muss von neuem geboren werden. Er muss eine neue Natur bekommen, die in der Gegenwart Gottes bestehen und die göttlichen Dinge sehen kann. Das kann aber nur die Gnade bewirken. Und der Herr gibt sich selbst in den Tod, damit die Gnade frei wirken kann.
So finden wir also zugleich mit der Darstellung des ewigen Lebens in einem Menschen, in Christus, dem Sohn, auch den deutlichen Beweis, dass es zwischen dem Menschen nach dem Fleisch und Gott keine Verbindung geben kann, auch keine Verbindung zwischen dem religiösen Menschen, dem Juden, und Gott, obwohl weder die Haushaltungen noch der Platz Christi in ihnen außer acht gelassen werden. Doch haben wir bei Johannes nicht die vielen Weissagungen, die mit Israel in Verbindung stehen, wie wir sie in den anderen Evangelien finden.
Zwischen dem Menschen im Fleisch und dem lebendigen Gott ist keine Verbindung möglich. Daraus ergibt sich noch etwas: Es ist die Weise, in der das Werk des Herrn uns in diesem Evangelium geschildert wird. Wir finden hier nicht: „Ich habe eine Taufe, mit der ich getauft werden muss, und wie bin ich beengt, bis sie vollbracht ist!“ (Lk 12, 50). Und obwohl Johannes der einzige von den vier Schreibern der Evangelien ist, der mit in Gethsemane war, berichtet er nichts von dem Seelenkampf des Herrn. Ebensowenig erwähnt er die drei Stunden der Finsternis (Lk 23, 44) und den Ausruf: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27, 45–46).
Bei Johannes ist alles ruhige Erhabenheit. „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, auf dass ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt es zu lassen, und habe Gewalt es wiederzunehmen“ (Joh 10, 17. 18). Die Kleider des Herrn werden verteilt, „auf dass die Schrift erfüllt würde“ (Joh 19, 24). Und der Herr, der wusste, dass jetzt alles vollbracht war, spricht, auf dass die Schrift erfüllt würde: „Mich dürstet!“ (Joh 19, 28). Er übergab seinen Geist (Joh 19, 30). „Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm“ (Joh 13, 31).
Wir finden hier nicht den Charakter des Sünd- und Schuldopfers, wie zum Beispiel bei Matthäus, sondern den des Brandopfers. Johannes spricht nicht von Vergebung von Sünden, außer als einer den Jüngern anvertrauten administrativen (verwaltungsmäßigen) Vergebung für diese Erde (Joh 20, 23). Der Herr vollbringt hier das Werk, um Gott zu verherrlichen, damit Gott, der durch den Menschen verunehrt ist, durch den Sohn des Menschen verherrlicht werde (Joh 13, 31), so dass Er seine Liebe frei seinen Geschöpfen offenbaren kann. Nun kann Gott sagen: „... damit jeder, der an Ihn (den Sohn) glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.“
Der Herr Jesus verherrlichte Gott, als Er das Gericht eines heiligen, gerechten Gottes erduldete, als Er unsere Sünden trug und für uns zur Sünde gemacht wurde und deshalb ausrufen musste: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Darum werden all die wunderbaren Resultate seines Werkes uns zugerechnet.
Im Evangelium nach Johannes finden wir die Verherrlichung Gottes, wie sie im Brandopfer gesehen wird. Dies wird schon aus Johannes 13, 31 und 17, 4–5 deutlich. Der Herr sagte – mit anderen Worten – zum Vater: Gib mir als Mensch aufgrund dieser Verherrlichung die Herrlichkeit, die ich als der ewige Sohn bei Dir hatte, ehe die Welt war. Und Er konnte fortfahren: „Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben ...“ (Joh 17, 22).
Das ist die Grundlage der Sicherheit unseres Heils und der Vollkommenheit unserer Stellung als „begnadigt (vollkommen gemacht) in dem Geliebten“ (Eph 1, 6). Aufgrund davon haben wir ewiges Leben empfangen, den Herrn Jesus selbst als unser Leben (1. Joh 5, 13. 20). Wir haben Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn und wandeln im Licht, wie Gott im Licht ist, und zwar aufgrund des kostbaren Blutes des Brandopfers, das in der Gegenwart Gottes im Licht ist. Dieses Blut bewirkt, dass wir, was unsere Beziehung zu Gott betrifft, durch die Sünde nicht verunreinigt werden können (1. Joh 1, 3; 2, 6. 7). Aufgrund davon wohnt der Heilige Geist in unseren Leibern, die wir so oft für die Sünde benutzt haben (1. Kor 6, 20; Joh 14, 16. 17).
Die Struktur des Johannesevangeliums
Johannes berichtet in den Kapiteln 1 und 2 über eine Woche des Dienstes des Herrn Jesus vor der Gefangennahme Johannes des Täufers und damit vor dem Zeitpunkt, zu dem die anderen Evangelien ihre Mitteilungen beginnen. Die anderen Evangelien beschreiben dann praktisch nur den Dienst des Herrn in Galiläa, während Johannes mit Ausnahme von Kapitel 4, 45–54; 6, 1–71; 7, 1–9 sowie 10, 40–42 nur das Werk des Herrn unter den Juden in Jerusalem beschreibt. Wenn wir dieses Evangelium nicht hätten, wüssten wir kaum etwas über den Dienst des Herrn in Judäa.
Die Einteilung des Buches ist in Verbindung mit dem Ausgangspunkt zu sehen. In Kapitel 20, 31 erfahren wir den zweifachen Zweck des Buches:
- damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und
- damit ihr glaubend Leben habt in seinem Namen.
Erste Einteilung
In Verbindung mit dem ersten Punkt nennt der Herr in Kapitel 5, 33–37 drei Zeugnisse für das, was Er ist: das Zeugnis Johannes des Täufers, die Werke, die Er tat, und das Zeugnis des Vaters. So kommen wir zu folgender Einteilung:
- Das Zeugnis Johannes des Täufers Kapitel 1, 19–37 und 3, 26–31: Der Herr Jesus ist das Lamm Gottes, der Sohn Gottes und der Christus.
- Das Zeugnis des Herrn Jesus selbst, bestätigt durch die Werke, die Er tat. Er ist:
Kapitel 3: der eingeborene Sohn;
Kapitel 4: der Christus;
Kapitel 5: der Sohn Gottes, der lebendig macht, wen Er will, und der die Toten auferwecken wird;
Kapitel 6: der Sohn des Menschen, der das wahre Brot aus dem Himmel ist und der Welt das Leben gibt.
Kapitel 7: Er wird den Heiligen Geist jedem geben, der an Ihn glaubt.
Kapitel 8: Sein Wort, dass Er das Licht der Welt ist.
Kapitel 9: Sein Werk bezeugt dies auch.
Kapitel 10: Er ist der gute Hirte. - Das Zeugnis des Vaters:
Kapitel 11: Er ist der Sohn Gottes in der Kraft der Auferstehung (Röm 1, 4).
Kapitel 12: Bei dem Einzug in Jerusalem zeigt Gott, dass Er der Sohn Davids, der König Israels ist, und bei der Frage der Griechen, dass Er der Sohn des Menschen ist. - Wenn durch das Obengenannte das Zeugnis gegenüber der Welt vollendet ist, dann sehen wir in den Kapiteln 13–17, wie der Herr in der Nacht vor seinem Sterben mit seinen Jüngern allein ist. Er sagt ihnen, dass Er sie verlassen wird, dass aber der Tröster, der Heilige Geist, dann kommen wird, um bei ihnen zu bleiben. Er zeigt ihnen, dass Er weiterhin um sie bemüht sein und ihnen die Füße waschen (Kap. 13) und den Vater für sie bitten wird (Kap. 17). Danach wird Er für sie wiederkommen, um sie in das Haus des Vaters einzuführen (Kap. 14).
- Schließlich folgt der Bericht von seiner Gefangennahme, Kreuzigung und Auferstehung und wie Er den Seinen erscheint.
Zweite Einteilung
In Verbindung mit dem zweiten Punkt von Kapitel 20, 31, dem ewigen Leben, könnten wir folgende Einteilung vornehmen:
- Kapitel 1–2, 22 – Einleitung: Das ewige Leben in seiner Quelle: Christus, der Eingeborene des Vaters, voller Gnade und Wahrheit.
- Kapitel 2,23–17,26: Das ewige Leben, uns mitgeteilt, aber abhängig von der Quelle.
- Kapitel 18–21: Das vollkommene Opfer und das Leben in dem Auferstandenen.