Mose, der Mann Gottes
Kindheit, Jugendzeit, Berufung
1. Der Glaube der Eltern
„In dieser Zeit wurde Mose geboren, und er war schön für Gott; und er wurde drei Monate im Haus des Vaters aufgezogen. Als er aber ausgesetzt worden war, nahm ihn die Tochter des Pharaos zu sich und zog ihn auf, sich zum Sohn“ (Apg 7,20-22).
„Und dies sind die Namen der Söhne Israels, die nach Ägypten kamen; mit Jakob kamen sie, jeder mit seinem Haus: Ruben, Simeon, Levi und Juda; Issaschar, Sebulon und Benjamin; Dan und Naphtali, Gad und Aser. Und alle Seelen, die aus den Lenden Jakobs hervorgegangen waren, waren siebzig Seelen. Und Joseph war in Ägypten.
Und Joseph starb und alle seine Brüder und jenes ganze Geschlecht.
Und die Kinder Israel waren fruchtbar und wimmelten und vermehrten sich und wurden sehr, sehr stark, und das Land wurde voll von ihnen.
Da stand ein neuer König über Ägypten auf, der Joseph nicht kannte. Und er sprach zu seinem Volk: Siehe, das Volk der Kinder Israel ist zahlreicher und stärker als wir. Wohlan, lasst uns ihm gegenüber klug handeln, dass es sich nicht vermehre und es nicht geschehe, wenn Krieg ausbricht, dass es sich auch zu unseren Feinden schlage und gegen uns kämpfe und aus dem Land hinaufziehe“ (2. Mo 1,1-10).
Amram und Jokebed, die Eltern Moses, waren nach 2. Mose 6,18-20 vom Stamme Levi und gehörten zur Familie der Kehathiter, die in der Zukunft, im Zusammenhang mit der Stiftshütte, eine so wichtige Aufgabe erfüllen sollte 1. Drei Kinder werden erwähnt: Mirjam, die Älteste, Aaron und der um drei Jahre jüngere Mose (2. Mo 7,7).
Nicht lange vor der Geburt dieses dritten Kindes hatte Pharao die Verordnung erlassen, dass die Israeliten jedes männliche Kind in den Strom werfen sollten und nur die Mädchen am Leben bleiben durften. Welche Übungen musste dies im Herzen Jokebeds hervorrufen während der langen Monate des Wartens auf die Geburt des erhofften Kindes! Würde es ein Mädchen sein, das sie behalten durfte? Das Kind kam zur Welt: Es war ein Sohn, aber nicht ein Knabe wie die anderen. Der Glaube der Eltern nahm in ihm eine besondere Schönheit wahr. Aus Apostelgeschichte 7,20 geht hervor, dass er ausnehmend schön war (wörtlich: schön vor Gott), und in Hebräer 11,23 wird ausdrücklich unterstrichen, dass die Eltern das Kind verbargen, weil es schön war.
In dieser Welt gab es keinen Platz für den, welchen Gott von Geburt an in besonderer Weise als Ihm angehörend bezeichnet hatte. So gibt es auch später in Bethlehem keinen Platz für das Kind Jesus. Der König Herodes wird Ihn zu töten suchen, wie Pharao den kleinen Mose hatte umbringen wollen. Heute wie damals klammert sich der Glaube an den, den die Welt verachtet. Er ist für ihn „schöner als die Menschensöhne“ (Ps 45,3). Drei Monate fürchteten die Eltern das Gebot des Königs nicht und taten alles, um das Kind zu verbergen. Aber der Augenblick kam, wo dies nicht mehr möglich war. Mit welcher Sorgfalt bereitete die Mutter nun das Kästchen zu, verpichtete es mit Erdharz und mit Pech und legte es in das Schilf am Ufer des Stromes, unter der Obhut Mirjams!
Während einiger Jahre stehen die Kinder christlicher Eltern ganz besonders unter dem Einfluss ihrer Mutter, die sie mit ihrem Schutz und ihrer Pflege umgibt. Dann kommt der Augenblick, wo das Kind in eine äußere Umgebung „ausgesetzt“ werden muss. Es geht zur Schule, kommt in Berührung mit seinen Kameraden und seinen Nachbarn. Wohl wissend, dass sie ihren Schatz nicht immer bei sich behalten kann, wird eine christliche Mutter doch darauf achten, dass in diesem neuen Zeitabschnitt alle irgend möglichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, damit das Kind nicht unnötigerweise schlechten Einflüssen ausgesetzt ist. Vor allem wird sie es im Glauben der Fürsorge des Herrn anbefehlen, der mächtig ist, es zu bewahren.
Wie wurde dem Vertrauen der Eltern Moses so wunderbar entsprochen! Die Hand Gottes zeigte sich in allen Einzelheiten: In der Wahl des Ortes und der Stunde, wo die Tochter des Pharao baden kam, in dem Erbarmen, das sie erfasste, in der Geistesgegenwart Mirjams, im Wohlwollen der Prinzessin, die das Kind die ersten Jahre seines Lebens seiner Mutter überließ.
Im mütterlichen Heim bleibt Mose nun unter der Erziehung seiner Eltern. „Das Kind wurde groß.“ Später ist es im Königspalast, wo ihn die Tochter des Pharao „sich“ zum Sohn auferzieht (Apg 7,21). Mose, „unterwiesen in aller Weisheit der Ägypter“ (Apg 7,22), wird dort mächtig in seinen Worten und Werken (Jesus war mächtig in Werk und Wort - Lk 24,19; Apg 1,1) und lernt die Schätze Ägyptens kennen. Welche der beiden Erziehungsweisen wird die Oberhand behalten? Die der wenigen Jahre im Elternhaus, wo Amram - demgegenüber sich der HERR „der Gott deines Vaters“ nannte (2. Mo 3,6) - und Jokebed zweifellos nicht verfehlt haben, von dem HERRN und von dessen Verheißungen gegenüber Seinem Volk zu erzählen, oder die Erziehung am Hof während so vieler Jahre, die die Erinnerung an das, was Mose zu Hause gehört hatte, hätte auslöschen können?
Ist das nicht auch ein ganz aktuelles, ernstes Problem? Christliche Eltern möchten ihre Kinder für den Herrn erziehen. Sie unterweisen sie im Wort Gottes. Die Kinder empfangen außerdem in der Sonntagsschule und in der Versammlung die nötige Belehrung. Dann sind sie aber auch dem Einfluss des Studiums, der Lehrzeit, der Berufsbildung ausgesetzt, der sich unweigerlich stark geltend macht. Dieser Einfluss wird im Herzen eines jungen Menschen verdecken, was er im Elternhaus empfangen hat, wenn er nicht einen persönlichen und lebendigen Glauben an den Herrn Jesus besitzt. Der Fall Joas zeigt deutlich, wie der „anerzogene Glaube“ sich verflüchtigt, wenn die Einflüsse, die ihn unterhalten haben, nicht mehr da sind.
2. Die Entscheidung des Vierzigjährigen
„Und es geschah in jenen Tagen, als Mose groß geworden war, da ging er aus zu seinen Brüdern und sah ihren Lastarbeiten zu; und er sah einen ägyptischen Mann, der einen hebräischen Mann von seinen Brüdern schlug. Und er wandte sich hierhin und dorthin, und als er sah, dass kein Mensch da war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sand. Und er ging am zweiten Tag aus, und siehe, zwei hebräische Männer zankten sich. Da sprach er zu dem Schuldigen: Warum schlägst du deinen Nächsten? Und er sprach: Wer hat dich zum Obersten und Richter über uns gesetzt? Willst du mich töten, wie du den Ägypter getötet hast? Da fürchtete sich Mose und sprach: Gewiss, die Sache ist bekannt geworden! Und der Pharao hörte diese Sache und suchte Mose zu töten“ (2. Mo 2,11-15).
„Als er aber ein Alter von vierzig Jahren erreicht hatte, kam es in seinem Herzen auf, sich nach seinen Brüdern, den Söhnen Israels, umzusehen. Und als er einen Unrecht leiden sah, verteidigte er ihn und rächte den Unterdrückten, indem er den Ägypter erschlug. Er meinte aber, seine Brüder würden verstehen, dass Gott ihnen durch seine Hand Rettung gebe; sie aber verstanden es nicht. Und am folgenden Tag zeigte er sich ihnen, als sie sich stritten, und drängte sie zum Frieden, indem er sagte: Männer, ihr seid Brüder, warum tut ihr einander unrecht? Der aber dem Nächsten unrecht tat, stieß ihn weg und sprach: „Wer hat dich zum Obersten und Richter über uns gesetzt? Willst du mich etwa umbringen, wie du gestern den Ägypter umgebracht hast?“ Mose aber floh bei diesem Wort und wurde ein Fremder im Land Midian, wo er zwei Söhne zeugte“ (Apg 7,23-29).
„Durch Glauben weigerte sich Mose, als er groß geworden war, ein Sohn der Tochter des Pharaos zu heißen, und wählte lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, als den zeitlichen Genuss der Sünde zu haben, indem er die Schmach des Christus für größeren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens; denn er schaute auf die Belohnung“ (Heb 11,24-26).
Als Mose ein Alter von vierzig Jahren erreicht hatte, kam es in seinem Herzen auf, nach seinen Brüdern zu schauen. Er ging zu ihnen hinaus und sah ihren Lastarbeiten zu. Am Hof hatte er gewiss nicht gelernt, dass diese verachteten Hebräer seine Brüder waren, und noch weniger, dass ihnen Verheißungen gegeben worden waren (1. Mo 15,13.14). Aber die von den Eltern empfangene Unterweisung blieb in seinem Herzen lebendig. Es scheint, dass nun ein Tag der Entscheidung gekommen war. Es hätte ihm öffentlich der Titel „Sohn der Tochter Pharaos“ verliehen werden sollen. Bei diesem Anlass „weigerte“ sich Mose (Heb 11,24). Das Wort sagt uns nichts von der Reaktion der Prinzessin, aber die Handlungsweise des Glaubens war für die Kinder der Welt von jeher schwer zu begreifen. Und Moses selbst verzichtete damit auf so viel: Ehrenstellung, materielle Vorteile, Reichtum und den „zeitlichen Genuss“.
Es gibt Tage im Leben, wo man „nein“ sagen muss. Joseph (1. Mo 39,10) ist ein Beispiel dafür, in einem Fall, in dem es durch die Gnade Gottes der ganzen Entschlusskraft eines Herzens, das dem Herrn anhing, bedurfte, um sich zu weigern, um davonzueilen und zu brechen. Wenn wir auch nie berufen sein werden, so großen Dingen zu entsagen, wie Mose sie ausschlug, so wird es sicherlich auch für uns Umstände geben, wo es gilt, in einer verunreinigten Welt auf materielle Vorteile zu verzichten, damit sie nicht zum Hindernis in der Gemeinschaft mit dem Volk Gottes werden, selbst wenn dies ein Opfer bedeutet.
Aber die negative Seite genügt nicht. Mose „wählte“. Was wählte er? - „mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden“ (Heb 11,25). Viele Gelegenheiten werden uns geboten, zugunsten derer zu wählen, die der Herr liebt, wenn diese auch nicht das Ausmaß der Entscheidung Moses erreichen. Der „Genuss der Sünde“ ist, wie das Wort sagt, „zeitlich“, also nur für eine Zeit, „wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit“ (1. Joh 2,17). Mose hatte sich geweigert und gewählt, Das gab ihm die nötige Autorität, auch von anderen, - besonders von seinem Volk - zu verlangen, in ihrem Maß dasselbe zu tun. In Hebräer 11 wird der Vorhang vom Herzen Moses weggezogen, so dass das Geheimnis sichtbar wird, das seinen Glauben in Bewegung setzte. Er traf seine Wahl nicht durch Willenskraft oder aus selbstgerechter Enthaltsamkeit, sondern weil er die Schmach des Christus für größeren Reichtum „hielt“ als die Schätze Ägyptens.
Das Museum in Kairo und das Grab Tut-anch-amons beweisen, dass jene Schätze nicht gering waren. Aber das, was sich - zweifellos dem Bild nach - auf Christus bezog, hatte für das Herz Moses mehr Wert als alles Übrige; es war ein größerer Reichtum!
Seine Brüder würden gewiss den Selbstverzicht Moses und seine Hingabe für ihre Sache würdigen: „Er meinte aber, seine Brüder würden verstehen, dass Gott durch seine Hand ihnen Rettung gebe“ (Apg 7,25). Doch wie sehr wurde er enttäuscht! „Sie aber verstanden es nicht“, und der Israelit, den er zurechtwies, weil er seinem Nächsten Unrecht tat, „stieß ihn weg“. Was hatte es ihm nun eingetragen, sich zu „weigern“, zu „wählen“ und vorzuziehen, wenn es nur zu diesem Ergebnis führte?
Aus Furcht vor Pharao floh Mose nach Midian. Er setzte sich an einen Brunnen. Die bittersten Gedanken wollten seinen Geist nun wohl gefangen nehmen, aber er gab sich ihnen nicht hin: Als Zeuge der Belästigungen, denen die Töchter Reghuels ausgesetzt waren, gab er sich nicht seinem eigenen Schmerz hin, sondern kam ihnen zu Hilfe und bewahrte so seinen Charakter als Befreier und Diener.
Wie war dies alles möglich? Das Geheimnis wird uns in Hebräer 11,26 gezeigt: „Er schaute auf die Belohnung.“ Seine Blicke waren nicht auf die unmittelbare Zukunft gerichtet, auf die Vorteile, die er eingebüßt hatte, auf die ihm beschiedene Trübsal. Selbst am Brunnen von Midian, in seiner tiefsten Not, bewiesen seine Handlungen, dass in seinem Herzen der Glaube standhielt. Er schaute weiter, zur Höhe empor. In der Tat, der Weg, zu dem er sich verpflichtet hatte, sollte ihn zum Triumphgesang am Ufer des Roten Meeres führen, zu den Offenbarungen auf dem Sinai, zu einer Herrlichkeit, die sein Angesicht widerstrahlte, zum vertrauten Umgang mit Gott auf dem Pisga und schließlich zur Erscheinung in Herrlichkeit auf dem Berg der Verklärung.
Diese Dinge haben noch eine andere Seite. Als Mose zu seinen Brüdern ging, hatte er den HERRN nicht befragt. Der Augenblick Gottes war noch nicht gekommen, weder für sein Volk, noch für ihn selbst. Er ging in eigener Kraft, was die Menschenfurcht nicht ausschloss, im Gegenteil, „er wandte sich dahin und dorthin“ (2. Mo 2,12). Jetzt aber, in der Stille, in der Zurückgezogenheit, allein mit Gott, sollte er nun zum Hirten geformt werden, wie einst Jakob oder David nach ihm. Sein Glaube war echt und tief, aber Mose hatte noch die Schule Gottes nötig.
3. Die Begegnung des Achtzigjährigen mit Gott
„Und als vierzig Jahre verflossen waren, erschien ihm in der Wüste des Berges Sinai ein Engel in der Feuerflamme eines Dornbusches. Als aber Mose es sah, wunderte er sich über das Gesicht; während er aber hinzutrat, um es zu betrachten, erging die Stimme des HERRN: „Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs.“ Mose aber erzitterte und wagte nicht, es zu betrachten. Der HERR aber sprach zu ihm: „Löse die Sandale von deinen Füßen, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land. Gesehen habe ich die Misshandlung meines Volkes, das in Ägypten ist, und ihr Seufzen habe ich gehört, und ich bin herabgekommen, um sie herauszureißen. Und nun komm, ich will dich nach Ägypten senden.“ Diesen Mose, den sie verleugneten, indem sie sagten: „Wer hat dich zum Obersten und Richter gesetzt?“, diesen hat Gott sowohl zum Obersten als auch zum Retter gesandt mit der Hand des Engels, der ihm in dem Dornbusch erschienen war“ (Apg 7,30-35).
(lies auch 2. Mose 3 - 4)
Die Zeit der Verheißung, die Gott dem Abraham zugesagt hatte, war herangenaht (Apg 7,17). Die Jahre der verborgenen Heranbildung hatten das Werkzeug geschmiedet. Die Wüste war für Mose das, was das Gefängnis für Joseph gewesen war, und was der Bach Krith und Sarepta für Elia oder Arabien für Paulus sein würden. Wenn Gott in unserem Leben solche uns oft unverständliche Zeiten zulässt, wo wir durch Krankheit oder andere Umstände in unserer Arbeit gehindert und auf die Seite genommen werden, ist es dann nicht wichtig, sich die stille Zeit dadurch zunutze zu machen, dass wir uns besonders intensiv vom Wort nähren und in der Schule Gottes lernen, was wir im tätigen und lärmigen Leben, das unser übliches Los ist, nie gelernt hätten? Wir können solche Zeiten unnütz verstreichen lassen und vertun. Werden wir sie aber ausgenützt, so können sie zur Grundlage eines gesegneten Dienstes für das Volk Gottes werden.
Gott wird sich jetzt Mose kundtun und ihn zu dem Dienst berufen, für den Er ihn von Geburt an vorbereitet hat. Außergewöhnlicher und vielleicht einziger Augenblick im Leben, wo die Seele in ganz besonderer Weise die Gegenwart ihres Gottes empfindet, wie auch die damit verbundene Heiligkeit und wo sie Seine Stimme deutlich vernimmt. Ein solches Schauen Gottes wird die ganze weitere Existenz bestimmen, es kann sie fruchtbar oder fruchtleer machen, je nachdem, ob man gehorcht oder nicht.
„Und nun gehe hin, denn ich will dich... senden“ (2. Mo 3,10). Der Augenblick Gottes war gekommen. Einst wollte Mose gehen, ohne die göttliche Stunde abzuwarten. Jetzt aber zögerte er. Nun wollte doch Gott mit ihm sein, in Seiner Gesellschaft, in Seiner Gemeinschaft wurde Mose ausgesandt. Aber er war nicht geneigt, dem Ruf zu folgen. Er erhob vor Gott nacheinander vier Einwände.
- „Wer bin ich?“ (Vers 11). Ich bin nicht fähig, ich bin nicht vorbereitet, ich wüsste nicht, was machen... Wie viele solcher Entschuldigungsgründe sind doch im Lauf der Zeit in den Herzen derer aufgestiegen, die Gott berufen hat! - „Weil ich mit dir sein werde“, ist die entscheidende und klare Antwort, die allen Dienern genügen sollte. Ein Gideon, ein Jeremia, die Apostel zu Füßen ihres auferstandenen Herrn, Paulus im Gefängnis und so viele andere hörten sie und haben dann auf dem Weg die glückselige Erfahrung des Wertes der göttlichen Gegenwart gemacht.
- Aber Mose genügte diese Verheißung nicht. Ein anderer Einwand erhebt sich in ihm: Die Kinder Israel werden mich fragen: „Welches ist sein Name? Was soll ich ihnen sagen?“ Voller Herablassung offenbarte sich Gott nun als der, der ewig ist: „Ich bin, der ich bin.“ Der, welcher war und ist und sein wird, bleibt immer. Das Wort, das im Anfang bei Gott war, Jesus Christus, ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit (Heb 13,8).
- Mose werden alle notwendigen Unterweisungen gegeben, aber das genügt ihm immer noch nicht. Er führt den Grund an: „Aber, sie werden mir nicht glauben“ (2. Mo 4,1). Auf diesen Einwand hin gibt ihm Gott drei Zeichen, die seinen Auftrag beglaubigen sollen: Erstens, der Stab, der sich in eine Schlange verwandelt und die Mose beim Schwanz fassen kann, um die Macht zu veranschaulichen, die Gott angesichts der Macht des Feindes seinem Werkzeug zu verleihen vermag. Zweitens, die Hand, die, in den Gewandbausch gesteckt, aussätzig ist und dann wieder gereinigt wird, zeigt, dass Gott allein den Aussätzigen heilen und den Sünder reinigen kann. Drittens, das Wasser des Nil - die Quelle des Lebens für die Ägypter - in Blut verwandelt, weist darauf hin, dass dieses widerspenstige Volk vom Gericht heimgesucht werden wird.
- Aber Mose ist noch nicht geneigt, zu gehen: „Ach, Herr! Ich bin kein Mensch der Rede, weder seit gestern noch seit vorgestern, noch seitdem du zu deinem Knecht redest“ (2. Mo 4,10). Beim Verlassen des Hofes Pharaos war Mose mächtig im Wort. Doch die Jahre der Wüste haben ihn zu der Erkenntnis gebracht, dass die natürliche Gabe der Beredsamkeit nur wenig wert ist. Der Herr sagte zu ihm: „Gehe hin, und ich will mit deinem Mund sein und dich lehren, was du reden sollst.“
Noch einmal wirft Moses etwas ein, wenn auch weniger bestimmt (Vers 13). Durch den Zorn des HERRN gezwungen, gibt er endlich nach, geht zu seinem Schwiegervater, bittet ihn um Erlaubnis, nach Ägypten zurückzukehren, und bereitet die Abreise vor.
Es scheint jedoch, dass er zu lange in Midian verweilte. Jedenfalls erinnerte ihn der HERR an den Auftrag (2. Mo 4,19) und sagte: „Gehe hin, kehre nach Ägypten zurück.“ Unterwegs noch gab Er ihm Anweisungen. Da war ein geheimes, verborgenes Hindernis, eine Unterlassungssünde vielleicht, bestehen geblieben. Aber Gott kann bei seinem Diener nichts, was im Wort klar verordnet ist, übersehen. Als Zugeständnis an die Midianiter, an Zippora wahrscheinlich, hatte Mose seinen Sohn nicht beschnitten. Im Staub und Lärm einer der Karawanen-Herbergen, die meist von Tieren wimmeln, „fiel der HERR Mose an und suchte ihn zu töten“. Vermutlich wurde er todkrank. Zippora sah darin mit Recht ein Gericht Gottes und beeilte sich, die bis dahin vernachlässigte Verordnung der Beschneidung zu erfüllen. Mose wurde in seiner Seele und in seiner Gesundheit wiederhergestellt. Aaron kam ihm entgegen, und zusammen machten sie sich auf, um das Werk auszuführen, zu dem der HERR sie aussandte. Aller Wahrscheinlichkeit nach ging Zippora zu ihrem Vater zurück und fand sich erst am Berg Gottes wieder mit Mose zusammen (2. Mo 18,5).
Was wäre aus Mose geworden, wenn er an jenem ganz besonderen Tag seines Lebens nicht gehorcht hätte? Er wäre ohne Zweifel in Midian geblieben, ein unbekannter Hirte, von dem wir nie hätten reden hören. Das Volk wäre in der Sklaverei Ägyptens geblieben, oder vielmehr, Gott hätte sich eines anderen Werkzeuges bedient, um es zu befreien.
Mose hat auf die deutliche, göttliche Berufung geantwortet. Und dann ist er durch all die kommenden Jahre hindurch in der Vertrautheit mit dem gewachsen, den er als Gott der Gnade kennengelernt hatte, als er Ihm „im Dornbusch“ erschien (5. Mo 33,16).
Fußnoten
- 1 Siehe das Buch: «Die Stiftshütte und der Dienst der Leviten» von Beröa-Verlag, Schweiz.