Christus, unser Prophet
In Johannes 3 spricht der Herr von irdischen und himmlischen Dingen. Er stellt die Lehre von der Wiedergeburt hin als eine solche, die zu den irdischen Dingen gehört und erklärt dazu, dass ohne diese Wiedergeburt niemand weder in den irdischen noch in den himmlischen Teil des Reiches Gottes eingehen kann. Diese Lehre ist in gewisser Hinsicht irdisch, weil sie sich nicht nur auf das himmlische Volk bezieht, sondern auch auf die Juden. Man muss aber trotzdem die himmlischen Belange von den irdischen unterscheiden ; denn der Herr spricht von sich selbst als dem Verkündiger und Propheten der himmlischen Dinge (Vers 13); und Johannes der Täufer spricht von Ihm in Worten, die den Herrn in Gegensatz zu den alten Propheten Israels stellen: „Der von der Erde ist, ist von der Erde und redet von der Erde; der vom Himmel kommt, ist über allem, und was Er gesehen und gehört hat, dieses bezeugt Er“ (Verse 31-32).
In diesem 3. Kapitel macht der Herr ebenso wie Johannes der Täufer einen Unterschied zwischen den himmlischen und irdischen Belangen, und Jesus steht da als der Prophet der himmlischen Dinge. Auf diese Weise werden wir zu der Erkenntnis gebracht, dass die alten Propheten uns nur das verkündigt haben, was die Erde betrifft, dass dagegen die Unterweisung, welche Jesus Christus den Aposteln hinterlässt, sich auf das Himmlische bezieht. Wohl kann man in den prophetischen Schriften vereinzelt Anspielungen auf die himmlischen Dinge finden - ebenso auch in den Schriften der Apostel Anspielungen auf die Hoffnung und Erwartungen der Juden und auf ihre Erwählung - aber wenn der Heilige Geist durch den Mund der Propheten redet, ist es Sein hauptsächlichstes Ziel, uns von den irdischen Umständen und Ereignissen Kunde zu geben; wenn der Geist durch den Mund der Apostel redet, lenkt Er unsere Blicke auf das himmlische Teil der Kirche.
Mose ist das Vorbild des Herrn als unser Prophet, und zwar ein Prophet für die uns in den Himmeln aufbewahrten Dinge (5. Mose 34,10). Er unterschied sich auch von allen anderen Propheten, denn zu diesen redete Gott in Träumen und Gesichten, zu Mose aber „von Angesicht zu Angesicht“. Mose hatte Zutritt zu dem ganzen Hause Gottes; sein Platz war im Allerheiligsten wie auch im Vorhofe der Stiftshütte (4. Mose 12).
Ebenso hat auch Christus als Sohn Zugang zu allem, was Gott gehört. Er hat Gemeinschaft mit Gott Selbst. Er ist der „Abglanz Seiner Herrlichkeit und der Abdruck Seines Wesens.“ Er nahm teil an allen Werken und Ratschlüssen Gottes; an den Beschlüssen, die vor Grundlegung der Welt gefasst wurden und solchen, die ihnen folgen würden; ferner an Wegen der göttlichen Vorsehung und auch an den Gedanken Gottes über das tiefe, unaussprechliche Leiden am Kreuze, wo Er Selbst, Jesus, unsere Sünden getilgt hat; und endlich an dem Ratschluss Gottes in der Herrlichkeit, in welcher Er jetzt auf dem Throne zur Rechten der Majestät des Vaters sitzt (Hebr. 1, 1-3).
Ebenso wie Mose also Zugang hatte zu dem ganzen Hause Gottes und mit Gott von Angesicht zu Angesicht redete, hat auch der Sohn die vollkommenste und tiefste Gemeinschaft mit allem, was von und bei Gott ist: mit Seiner Herrlichkeit, Seiner Person, Seinen Ratschlüssen, Seinen Wegen, Seinen Werken, überall wo sie geschehen und durch alle Zeitalter hindurch.
Die Propheten, die nur Träume und Gesichte hatten, redeten ehemals zu den Vätern; aber zu uns redet Gott in Seinem Sohne, in Demjenigen, der Gott von Angesicht zu Angesicht sieht und Zugang hat zu allem, was von Gott ist. Durch Ihn haben wir Zugang sowohl zu den himmlischen als auch zu den irdischen Dingen; das Allerheiligste ist für uns ebenso geöffnet wie der Vorhof, und zwar aus dem Grunde, weil sich unser Prophet dort befindet, während die alten Propheten keinen Zugang zum Hause Gottes hatten.