Betrachtung über das zweite Buch Samuel (Synopsis)
Einleitung
Das zweite Buch Samuel stellt die endgültige Festigung Davids im Königreiche vor uns und nachher die Trübsale seines Hauses, als das Wohlergehen dem Eigenwillen die Tür geöffnet hatte.
Auf dem Pfade des Glaubens mit seinen Schwierigkeiten geschieht es, daß wir mit Gott wandeln und wo wir den Triumph feiern, den uns Seine Gegenwart sichert. Ein Zustand des Wohlergehens offenbart, wie wenig der Mensch ihn genießen kann, ohne daß er ihm zum Fallstrick wird. Da Wohlergehen nicht der Pfad des Glaubens, d. h. der Kraft ist, so kommt die Bosheit des Herzens im Wandel ans Licht. Vergleiche 2. Samuel 22 (den Psalm, mit dem David den Pfad der Schwierigkeiten beschließt) mit Kapitel 23, das seine letzten Worte enthält, nachdem er den Genuß des Wohlergehens und der Herrlichkeit, in die der Glaube ihn hineingestellt hatte, erfahren hatte.
Nichtsdestoweniger waren Gottseligkeit und fromme (und mithin großmütige) Empfindungen bei David echt. Er gab nicht Mitgefühl mit dem Unglück Sauls vor, um dann ohne Bedauern das Königreich zu ergreifen, sobald Sauls Dasein zu Ende war. Das Herz Davids zerschmolz wirklich, als er vom Tode Sauls hörte. Wehe dem hartherzigen Manne, der, durch die Hoffnung auf Belohnung getrieben, der Überbringer einer frohen Botschaft zu sein dachte, als er ihm seinen Tod kundtat. Was das Mißgeschick Sauls auch sein mochte, für David war er der König Israels. Welcher Art seine Fehler auch waren, war er ein unglücklicher König. David war von ihm geliebt gewesen und hatte in seinem Hause gewohnt, wo sich des Königs Leiden kundtaten, und er rief bei allen, die ihn umgaben, Achtung hervor. Wenn Saul den David auch ungerecht verfolgt hatte, so war das in diesem Augenblick bereitwillig vergessen. Jetzt, wo er gefallen ist, will David sich nur an das erinnern, was ihm zur Ehre gereicht; und über allem steht, daß es Jehovas Gesalbter und Jehovas Volk sind, die vor ihren Feinden gefallen sind.