Betrachtung über das dritte Buch Mose (Synopsis)
Einleitung
Das dritte Buch Mose ist der Weg, um Gott, der als im Heiligtum wohnend betrachtet wird, zu nahen - sei es betreffs der Mittel, um dies zu tun, oder des Zustandes, in dem die Menschen es tun könnten; infolgedessen ist damit insbesondere der Gegenstand des Priestertums verknüpft, was sich auf die von Gott bestimmten Mittel für diejenigen bezieht, die außerhalb des Heiligtums sind und Ihm nahen sollten; und auf die Unterscheidung der Verunreinigungen, die sich für diejenigen nicht geziemen, die auf diese Weise in Beziehung zu Gott gebracht worden sind; die Funktion, diese Dinge inzwischen in jedem Falle, der es erforderlich macht, zu unterscheiden, machte einen Teil des priesterlichen Dienstes aus. Im dritten Buch Mose haben wir auch die verschiedenen Zusammenkünfte des Volkes bei den Festen Jehovas, die die besonderen Umstände aufwiesen, unter denen sie Ihm nahten; und schließlich enthält es die verhängnisvollen Folgen der Übertretung dieser von Gott bestimmten Grundsätze, die die Bedingung für diese Beziehungen mit Ihm sind.
Hier sind die Mitteilungen Gottes eine Folge Seiner Anwesenheit in der Hütte, die die Grundlage aller Beziehungen bildet, über die wir reden. Es ist nicht mehr der Gesetzgeber, der von oben Anweisungen gibt, um einen gewissen Zustand der Dinge herbeizuführen, sondern es ist Einer inmitten 1 des Volkes, der die Bedingungen der Beziehungen mit Ihm vorschreibt. Welcherart aber die Nähe und die Vorrechte der priesterlichen Stellung auch sind, so ist es das Opfer Christi immer, das sie ermöglicht und ihre Grundlage bildet. Deshalb beginnt das Buch mit den Schlachtopfern, die Sein einziges vollkommenes Opfer darstellten. Indem sie das Werk Christi in seinen mannigfaltigen Wesenszügen und verschiedenartigen Anwendungen auf uns darstellen, haben diese sinnbildlichen Opfer ein durch nichts übertroffenes Interesse. Wir werden sie recht eingehend betrachten.
Die uns in den Schriften dargestellten Vorbilder sind von verschiedenen Wesensarten; teilweise reden sie von irgendeinem großen Wesenszug der Verfahren Gottes, wie Sara und Hagar die zwei Bündnisse darstellen; teilweise beziehen sie sich auf den Herrn Jesum Selbst in Seinen verschiedenen Wesenszügen als Opfer, Priester usw.; teilweise reden sie von gewissen Verfahren Gottes und dem Verhalten der Menschen in anderen Zeitverwaltungen, teilweise in irgendwelchen zukünftigen großen Handlungen der Regierung Gottes.
Obwohl keine genaue Regel gegeben werden kann, dürfen wir im allgemeinen sagen, daß uns das erste Buch Mose die wichtigsten Beispiele der ersten Klasse liefert, das dritte Buch Mose die der zweiten Klasse, obwohl einige bemerkenswerte Beispiele im zweiten Buch Mose gefunden werden; das vierte Buch Mose gibt die dritte Klasse, die Beispiele der vierten Klasse sind mehr verstreut.
Der Gebrauch von Vorbildern im Worte Gottes ist ein Wesenszug dieser gesegneten Offenbarung, an dem man nicht vorbeigehen darf. Darin liegt eine besondere Gnade. Das Erhabenste in unserer Beziehung zu Gott übersteigt beinahe in seiner Wirklichkeit unser Auffassungsvermögen und unsere Erkenntnis, obwohl wir darin Gott Selbst kennenlernen, und genießen es durch den Heiligen Geist. An sich ist es notwendig, daß es unendlich unser Auffassungsvermögen übersteigt, weil, wenn ich so sagen darf, es auf jene, die Gott angehören, abgestimmt ist, in bezug auf die sich die eigentliche Wirklichkeit vollzieht und vor denen sie wirkungsvoll sein muß, wenn sie uns nutzen soll. Alle diese tiefen und unendlichen Gegenstände unseres Glaubens, unendlich in ihrem Werte vor Gott oder in der Darstellung der Grundsätze, nach denen Er mit uns verfährt, werden uns durch die Vorbilder greifbarer und näher. Die ausführlichen Einzelheiten aller Gütigkeiten und Vortrefflichkeiten, die in der Verwirklichung oder in den Gegenbildern gefunden werden, werden uns in den Vorbildern geradezu vor die Augen gestellt, und zwar mit der Genauigkeit Dessen, der über sie urteilt, wie sie Seinen Augen dargestellt werden, aber auf eine Weise, die auf unser Auffassungsvermögen abgestimmt ist und unseren Fähigkeiten entspricht, jedoch mit der Absicht, uns zu den Gedanken, die Ihn beschäftigen, zu erheben. Christus ist nach den Gedanken Gottes in all Seiner Herrlichkeit das Bild, das dargestellt wird. Wir haben aber alle die Linien und die Erklärungen dessen, was darin enthalten ist, in dem, was wir in den Händen halten - alles, was Den betrifft, der diese große Wirklichkeit als Ganzes ausmacht. Gepriesen sei Sein Name!
Wenn man das auf die Opfer am Anfang des dritten Buches Mose anwendet, so umschließt die Errichtung der Hütte zwei ganz unterschiedliche Punkte: die Entfaltung der Pläne Gottes in der Gnade 2 und den Ort des Zugangs zu Ihm wie auch die Mittel, um der Not und der Sünde zu begegnen, die zum Anlaß ihrer gegenwärtigen Ausübung wurden. Ihr ganzer Bau entsprach dem auf dem Berge gegebenen Muster - einem Muster der himmlischen Dinge einschließlich des Umgangs zwischen Himmel und Erde, und zeigte die Ordnung, die ihre Erfüllung in der besseren, nicht mit Händen gemachten Hütte findet. Die Haushaltung der Hütte wurde aber tatsächlich erst nach der Sünde des goldenen Kalbes aufgerichtet, als der Eifer Gottes wider die Sünde schon ausgebrochen war; Seine Gnade wurde vom Throne im Heiligtum durch Opfer erwiesen, die den Übertretungen genüge taten, und zwar Übertretungen, die den Eintritt der Priester in das Heiligtum allezeit versperrten, die jedoch alles lieferten, was der Not eines sündigen Volkes begegnete.
Deshalb ist es auch, daß die Hütte erstmals bei der Gelegenheit der Sünde des goldenen Kalbes erwähnt wird, als der Zorn Moses wider die furchtbare Gottlosigkeit entbrannte, die Gott verworfen hatte, bevor sie die Einzelheiten und die Verordnungen des Gesetzes Moses oder selbst der zehn Worte vom Berg empfangen hatten. Mose nahm das Zelt und schlug es außerhalb des Lagers, weit ab vom Lager, auf und nannte es das Zeit der Zusammenkunft, obwohl dieses in Wirklichkeit noch nicht errichtet war; alle aber, die Jehova suchten, gingen zum Zelte der Zusammenkunft hinaus, außerhalb des Lagers. Es war ein Ort der Zusammenkunft für Gott und diejenigen unter dem Volke, die Ihn suchten. Im Gesetz kam es gar nicht in Frage, Gott zu suchen. Es war die Mitteilung des Willens Gottes an ein schon versammeltes Volk, in deren Mitte Gott Sich gemäß gewissen Anforderungen Seiner Heiligkeit kundtat. Als aber das Böse hereingekommen und das Volk als ein Ganzes abtrünnig geworden war und den Bund gebrochen hatte, da wurde der Versammlungsort, wo Gott gesucht werden sollte, errichtet. Dies geschah, ehe die Hütte nach dem auf dem Berge gezeigten Muster errichtet wurde, aber es zeigt ganz auffallend den Grundsatz, nach dem sie aufgerichtet wurde.
Die Ordnung der Hütte, wie sie ursprünglich angeordnet wurde, ist niemals ausgeführt worden, so wie das Gesetz in seinem ursprünglichen Charakter niemals eingeführt wurde. Nadab und Abihu brachten am ersten Tage fremdes Feuer, und so wurde Aaron verboten, in das Allerheiligste zu gehen, außer am großen Sühnungstage und auf eine andere Weise. Die Hütte selbst wurde nach dem Muster errichtet, aber der Eingang zum inneren Heiligtum wurde versperrt. Das, was getan wurde, bezog sich auf den Zustand der Sünde und war eine Vorkehrung, jedoch eine Vorkehrung für die Sünde, allein kein vollbrachtes Werk, wie wir es haben.
Dieses Zusammentreffen Jehovas mit dem Volke oder mit dem Mittler war zweierlei: apostolisch oder durch Opfer, das bedeutet, entweder um Seinen Willen mitzuteilen, oder um das Volk in ihrer Anbetung, in ihren Verfehlungen oder in ihrer Not zu empfangen, gleichwie Christus Selbst der Apostel und Hohepriester unseres Bekenntnisses ist - Ausdrücke, die sich auf die Umstände beziehen, von denen hier die Rede ist. Von Jehovas Anwesenheit in der Hütte, um Seinen Willen mitzuteilen (womit wir nur in dem Maße zu tun haben, wie das, was uns eben beschäftigt, ein Beispiel davon ist 3), ist in 2.Mo 25 und 2.Mo. 29 die Rede.
In Kapitel 25 wird nach der Beschreibung der Struktur der Lade und ihres Zubehörs gesagt: „Und lege den Deckel (den Gnadenstuhl) oben über die Lade, und in die Lade sollst du das Zeugnis legen, das ich dir geben werde. Und daselbst werde ich mit dir (Mose) zusammenkommen und von dem Deckel (dem Gnadenstuhl) herab, zwischen den zwei Cherubim hervor, die auf der Lade des Zeugnisses sind, alles zu dir reden, was ich dir an die Kinder Israel gebieten werde“. Dies galt dem Mittler mit Jehova allein im Verborgenen. In Kapitel 2.Mo 29 lesen wir: „Ein beständiges Brandopfer bei euren Geschlechtern an dem Eingang des Zeltes der Zusammenkunft vor Jehova, wo ich mit euch zusammenkommen werde, um daselbst mit dir zu reden. Und ich werde daselbst mit den Kindern Israel zusammenkommen“. Daselbst ist es, wo Jehova, obwohl durch einen Mittler, nun in allem, seitdem das Gesetz übertreten wurde, mit dem Volke zusammenkam, nicht mit Mose allein, mit dem Er im Allerheiligsten zwischen den Cherubim redete.
Auf dieser Grundlage beginnt das dritte Buch Mose.
Gott redet nicht vom Sinai her, sondern aus dem Zelte, wo Er gesucht wird; von dort, wo Er nach dem Muster Seiner Herrlichkeit, aber auch nach der Not derer, die Seine Gegenwart suchen, durch Mittlerschaft und Opfer mit dem Volke in Beziehung steht. In schrecklicher Herrlichkeit stellte Er vom Sinai Forderungen und Bedingungen des Gehorsams und versprach daraufhin Seine Gunst. Darin war es eine direkte Mitteilung, aber das Volk konnte sie nicht ertragen. Hier ist Er dem Sünder und dem Heiligen zugänglich, aber durch bereitete Mittlerschaft und das Priestertum. Der Mittelpunkt und die Grundlage unseres Zugangs ist somit aber der Gehorsam und das Opfer Christi. Deshalb ist dies das erste, was uns dargestellt wird, wenn Gott im Zelte spricht.
Das erste, was bemerkt werden muß, ist die Reihenfolge dieses Opfers. Die Reihenfolge ihrer Anwendung steht überall im Gegensatz zur Reihenfolge ihrer Einführung. Es gibt vier große Klassen von Opfern.
- das Brandopfer,
- das Speisopfer,
- das Friedensopfer und
- das Sündopfer.
Ich nenne sie nach der Reihenfolge ihrer Einführung, bei ihrer Anwendung aber kommen die Sündopfer immer zuerst, weil das jeweils Wiederherstellung zu Gott bedeutet 4. Indem der Mensch durch Opfer Gott naht, muß er durch die Wirksamkeit dessen herzunahen, was seine Sünden hinwegtut, weil sie von einem anderen getragen wurden. Indem der Herr Jesus Selbst als das große Opfer dargestellt wird, ist die Tatsache, daß Er zur Sünde gemacht wurde, eine Folge davon, daß Er Sich in Vollkommenheit Gott geopfert hat, und obwohl Er für uns zur Sünde gemacht wurde, stand Er immer noch in Seiner eigenen Vollkommenheit da, und zwar zur Herrlichkeit Gottes - wir sagen: zur Herrlichkeit Seines Vaters; dies ist ein großes, aber gesegnetes Geheimnis. Indem Er kommt, um des Vaters Willen zu tun, gibt Er Sich dahin und wird für uns zur Sünde gemacht, Er, der die Sünde nicht kannte, und erleidet den Tod.
Alsdann liegt also, indem unsere Sünden hinweggetan wurden, die Quelle des Umgangs in der Vorzüglichkeit Christi Selbst und in dem Opfer Dessen, der Sich ohne Flecken Gott geopfert und Gott durch den Tod verherrlicht hat; Er verherrlicht Gott durch den Tod, zumal die Sünde vor Ihm da war und der Tod durch Sünde, und in bezug auf diesen Zustand weiht Er Sich völlig der Herrlichkeit Gottes, und dann finden wir unsere Darstellung gemäß der Kostbarkeit dieser Dinge droben, obwohl das tatsächliche Tragen unserer Sünden eine absolute Notwendigkeit war, um uns in diese Gemeinschaft hineinzubringen 5. Darin liegt der Unterschied gegenüber dem großen Sühnungstage. Da wurde das Blut auf den Gnadenstuhl im Heiligtum getan; dieses aber, während es den Zugang dahin aufgrund einer vollkommenen Reinigung durch ein unendlich kostbares Opfer gewährte, betraf tatsächliche Sünden und Befleckung, nicht den reinen, lieblichen Wohlgeruch des Opfers selbst für Gott. Doch setzte es Sünde voraus. Wenn das nicht so wäre, hätte das Opfer nicht diesen seinen Charakter noch seinen Wert. Da es aber Christum darstellt und unser Herzunahen zu Gott zeigt, wenn die Sündenfrage völlig erledigt und die Heiligkeit erwiesen wurde, kommen also das Brandopfer, das Speisopfer und das Friedensopfer zuerst (im letzteren wird uns unsere Gemeinschaft mit Gott dargestellt), und dann kommen die Sündopfer besonders; dieses ist nötig, grundlegend nötig für uns, es ist aber nicht der Ausdruck der persönlichen Vollkommenheit Christi, sondern dessen, daß Er die Sünde trug, obwohl dazu Vollkommenheit nötig war.
Aus dem, was ich gesagt habe, ist es ersichtlich, daß es Christus ist, den wir in den Opfern betrachten sollen, die nun unsere Aufmerksamkeit beschäftigen werden, die mannigfaltigen Formen des Wortes und der Wirksamkeit, die jenem einen allvollkommenen Opfer eigen sind. Es ist wahr, daß wir den Christen, wie er uns hier dargestellt wird, von einem untergeordneten Standpunkte aus betrachten dürfen, denn er sollte seinen Leib als ein lebendiges Schlachtopfer darstellen. Durch die Früchte der Erbarmungen sollte er durch Jesum Christum wohlgefällige Opfer von lieblichem Wohlgeruch Gott darbringen; jetzt ist es aber unser Gegenstand, Christum in ihnen zu betrachten.
Ich habe gesagt, daß uns vier große Klassen dargestellt werden - Brandopfer, Speisopfer, Friedensopfer und Opfer für die Sünde. In dieser Einteilung kann man diese in Hebräer 10 finden. Es gibt aber einen sehr wesentlichen Unterschied, der diese vier in zwei getrennte Klassen teilt - die Sündopfer und alle die anderen. Die Sündopfer als solche werden nicht als Feueropfer lieblichen Geruchs dem Jehova gekennzeichnet (obwohl in den meisten von ihnen das Fett auf dem Altar verbrannt wurde, und in dieser Hinsicht war der liebliche Geruch da, und so wird es einmal in Kapitel 3.Mo 4, 31 gesagt; denn die Vollkommenheit Christi war wahrhaftig da, obwohl Er unsere Sünden trug); die anderen Opfer waren deutlich also gekennzeichnet. In den Sündopfern wurden wirkliche Sünden gesehen: sie waren von Sünden beladen. Derjenige von ihnen der diese berührte, die voll und ganz diesen Charakter trugen, indem sie für das ganze Volk dargebracht wurden (3.Mo 16; 4.Mo 19 ), war verunreinigt 6. Im Falle des Brandopfers aber, obwohl es nicht für positive Sünden dargebracht wurde, wird Sünde vorausgesetzt; ihr Blut wurde vergossen, und es war zur Sühnung; es wurde aber auf dem Altar verbrannt, und alles war für Gott ein lieblicher Wohlgeruch. Es war das Ganzopfer Christi für Gott, und als Opfer war es in jeder Hinsicht vollkommen, obwohl die Sünde als solche den Anlaß dazu geboten hatte. Als Ergebnis wird die Sünde durch dieses Opfer vor den Augen Gottes auf ewig hinweggetan werden - welche Freude! Siehe Johannes 1, 29 und Hebräer 9, 26. Wir aber, da wir zum Bewußtsein unseres sündigen Zustandes gekommen sind, sagen: Er wurde für uns zur Sünde gemacht, auf daß wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm. Dies ist eine Folge, die Grundlage aber ist, daß Er neben der Tatsache, daß Er unsere Sünden getragen hat, Gott von dem Orte, wo Er zur Sünde gemacht wurde, vollkommen verherrlicht hat. Es geschah, als Er Sich am Platze der Sünde befand, daß Sein Gehorsam ein vollkommener war und daß Gott in allem, was Er ist, vollkommenen verherrlicht wurde (Joh 13; 17 ). Im Originaltext gibt es tatsächlich nur ein Wort für Sünde und Sündopfer. Sie wurden verbrannt, aber nicht auf dem Altar; das Fett aber wohl, außer in einem Falle, über den wir später reden mögen (Kap. 3.Mo 4). Die anderen Opfergaben waren Feueropfer lieblichen Geruchs dem Jehova. Sie stellen dar, wie vollkommen Christus Sich Selbst Gott dahingegeben hat, nicht das Auferlegen der Sünden auf einen Stellvertreter durch den Heiligen, den Richter.
Diese zwei Punkte im Opfer Christi sind sehr unterschiedlich und sehr kostbar. Gott hat Ihn, der die Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht; es ist aber auch wahr, daß Er Sich Selbst durch den ewigen Geist ohne Flecken Gott geopfert hat. Laßt uns das letztere betrachten, denn es steht in der im dritten Buch Mose gegebenen Reihenfolge an erster Stelle, was natürlich ist.
Fußnoten
- 1 Dies ist der Charakter, unter dem Gott also in Beziehung tritt. Infolgedessen setzen die meisten der gegebenen Vorschriften voraus, daß diejenigen, auf die sie sich beziehen, schon als ein von Ihm anerkanntes Volk in Beziehung zu Ihm stehen. Da das Volk aber eigentlich außerhalb steht, und da die Hütte die Stellung darstellt, die Gott einnimmt, auf daß man Ihm nahen sollte, liefern die Anweisungen, die in den Fällen gegeben werden, die voraussetzen, daß das Volk oder einzelne also gestellt sind, denen, die außerhalb sind, die Mittel Gott zu nahen, wenn sie in dieser Stellung sind, obwohl keine frühere Beziehung bestanden hatte. Es ist sehr wichtig, sich dies zu merken: es ist die Grundlage der Überlegungen des Apostels in Römer 3 zugunsten der Zulassung der Nationen und somit auch eines jeden Sünders. Nichtsdestoweniger ist es wahr, daß sich die meisten der Anweisungen auf solche beziehen, die sich schon in der Nähe des Thrones befinden. Daneben haben alle, ob sie wollen oder nicht, mit ihm zu tun, obwohl sie ihm nicht nahen, und ganz besonders jetzt, wo das Blut als ein Zeugnis der Gnade auf dem Gnadenstuhl ist und die Offenbarung und das Zeugnis der Gnade nicht von dem Vorhang bedeckt sind, und zwar als Ergebnis der Ausstrahlung der Gnade und der Erlösung. Die von Gott bestimmten Bedingungen der Beziehungen zum Throne, wenn Er Sich dazu herabneigt, um von Seinen Geschöpfen aufgesucht zu werden, werden hier dargestellt, was auch Einzelheiten der Beziehungen einschließt, die Er mit Seinem Volke unterhält. Der Leser wird sich betreffs unseres Hinzunahens zu Gott erinnern, daß die Stellung des Christen ganz anders geworden ist, als die des Juden. Damals (Heb 9) war der Weg in das Heiligtum nicht offenbar gemacht worden, und niemand, nicht einmal die Priester durften vor das Angesicht Gottes hinter den Vorhang treten; und die Dienste waren ein Gedenken der Sünden. Jetzt, wo das Werk Christi vollbracht ist, ist der Vorhang zerrissen. Es handelt sich nicht um ein Volk in einer gewissen Beziehung zu Gott, das doch noch außerhalb steht und sich dem Altar naht, bestenfalls dem Räucheraltar. Es ist vielmehr volle Gnade, die der Welt offensteht; und da die Erlösung vollbracht ist, und die Gläubigen als gerecht vor Gott stehen, haben sie all die vollkommene Freimütigkeit in das Heiligtum einzutreten. Deshalb ist unser Gegenstand nicht der Charakter des Zugangs, sondern die Sinnbilder der Mittel, durch die wir herzunahen, um Umgang mit Gott zu haben. Ich brauche kaum zu sagen, daß die Liebe des Vaters nicht in Frage kommt. Es war ein Thron des Gerichts, der im Heiligtum stand, und wer könnte zu dem hinzunahen?
- 2 Es ist mein Eindruck, daß die Hütte der Ausdruck des Zustandes der Dinge im Tausendjährigen Reich ist, ausgenommen das Königtum, mit dem der Tempel verbunden ist, der Thron Gottes in dem Heiligtum. Ich sehe es nicht, daß der Vorhang dann für die, die auf Erden sind, zerrissen sein wird, obwohl alles auf das Opfer Christi gegründet sein wird; der Hohepriester wird aber allezeit in das Heiligtum gehen, und zwar dann in seinen Gewändern zur Herrlichkeit und zum Schmuck. Die Schaubrote und der siebenarmige Leuchter stellen auf diese Weise Israel in Verbindung mit Christo dar, wie sie Herrschaft und Licht in der Welt entfalten, aber am Platze des Priestertums vor Gott. Für uns ist der Vorhang zerrissen, und wir gehen freimütig in das Heiligtum ein.
- 3 Denn Weissagung ist eine Sache für sich.
- 4 Was die Annahme anbelangt, so hat der Christ kein Gewissen mehr von Sünden; der lsraelit hat das niemals kennengelernt; wie wir gesehen haben, diente deshalb der Weg seines Herzunahens dazu, was die Mittel anbelangt, das erste Kommen eines Sünders zu Gott darzustellen. Die Bedeutung des Opfers Christi wird oft zu wenig eingesehen. Der Mensch muß als Sünder wegen seiner Sünden kommen und muß sie auch bekennen. Er kann anders nicht wahrhaftig kommen; wenn wir aber in Frieden vor das Angesicht Gottes treten, so schwach wie wir sein mögen, sehen wir es von Gottes Seite aus, und täglich sehen wir immer mehr die Wirklichkeit und den Wert dieser großen Tatsache, der in der Geschichte der Ewigkeit allein dasteht und auf welcher aller und ewiger Segen unerschütterlich gegründet ist. jeder Punkt und die Macht von Gut und Böse wurden da zu einer Endlösung gebracht; in Gnade wurde die absolute Feindschaft des menschlichen Herzens wider Gott geoffenbart; die vollständige Macht Satans über die Menschen; der Mensch (Christus) vollkommen in Gehorsam und Liebe zu Seinem Vater an eben jenem notwendigen Orte, als Er zur Sünde gemacht wurde; Gott vollkommen in Gerechtigkeit wider die Sünde (dies geziemte Ihm) und vollkommen in Licht zum Sünder. Indem dies aber vollbracht wurde, wurde die vollkommene Grundlage in Gerechtigkeit gelegt, und zwar in dem, was vollbracht und unveränderlich zur Entfaltung der Liebe Gottes und Seiner Ratschlüsse war in dem, was sich moralisch nicht ändern konnte.
- 5 Es soll bemerkt werden, daß wir von keinem entschiedenen Sündopfer vor dem Gesetz lesen. Die Bekleidung Adams mag es vorausahnen, und 1. Mo 4,7 kann so aufgefaßt werden, daß dies davon redet, sie werden aber nicht zugestandenermaßen dargebracht; Brandopfer wurden oft dargebracht. Diese setzen Sünde und Tod voraus, und kein Kommen zu Gott, als nur durch Opfer und Tod und die Versöhnung durch sie. Das Opfer wird aber in der vollkommenen Selbstaufopferung Christi gesehen, auf daß Gott vollkommen verherrlicht werde in dem, was unendlich kostbar war in Seinen Augen. Alles, was Er war - Gerechtigkeit, Liebe, Majestät, Wahrheit, Vorsatz - alles wurde im Tode Christi verherrlicht, so daß Er in Seiner Gnade frei handeln konnte. Sünde wird dabei vorausgesetzt, und die Vollkommenheit der Selbstaufopferung Gott gegenüber dort, wo sie war; es geht aber eher darum, daß Gott verherrlicht wurde, als um das Tragen der Sünden des einzelnen. Deshalb ist Anbetung seinem lieblichen Wohlgeruch gemäß darin enthalten. Als Mensch, der sich weit von Gott entfernt hat, kann ich überhaupt nicht zu Gott kommen, außer auf diesem Boden, und er wird auf ewig gültig bleiben und alles sichern: der neue Himmel und die neue Erde werden durch ihn als der Wohnort der Gerechtigkeit gesichert. Daß aber meine tatsächlichen Sünden hinweggetan wurden, ist etwas anderes. Einerseits geht es um die ganze Beziehung des Menschen, ja, aller Dinge zu Gott; andererseits geht es um meine persönlichen Sünden. Deshalb war jedes wohlannehmliche Opfer von der ersteren Art: Opfer für Sünden, wo die Beziehung eines Volkes zu Gott feststand und wo sich jede Handlung auf Seine tatsächliche Gegenwart bezog.
- 6 In diesen Fällen wurden sie außerhalb des Lagers verbrannt. Es war ebenso wie in bezug auf den Sündenbock, der sich sofort mit dem übrigen Werk verband.