Betrachtung über 2.Timotheus (Synopsis)
Einleitung
Der zweite Brief an Timotheus hat einen ganz besonderen Charakter. Er ist der Herzenserguss eines Mannes, der unter der Leitung Gottes außerhalb Palästinas die Versammlung Gottes auf der Erde gegründet und gebaut hatte, und der diesen Brief schrieb angesichts des Verfalls und des Abweichens der Versammlung von den Grundsätzen, auf denen Er sie errichtet hatte. Gott blieb treu; Sein Fundament war sicher und unbeweglich; aber das den Händen der Menschen übergebene Werk war bereits geschwächt und in Verfall. Der Apostel, niedergedrückt durch das Bewusstsein dieses Zustandes (der sich auch in der Art und Weise, wie er selbst zu jener Zeit verlassen war, verriet), schüttet sein Herz vor seinem treuen Timotheus aus. Und der Geist macht uns auf diese Weise mit der ernsten Wahrheit bekannt, dass die Kirche ihren ersten Zustand nicht bewahrt hat, während Er uns zugleich die Wege der Sicherheit vorstellt, die Gott selbst für die bereitet hat, die Ihn suchen und Ihm inmitten eines solchen Zustandes wohlzugefallen wünschen.
Der Apostel Johannes teilt uns die Geschichte des Verfalls der Versammlung hienieden sowie die ihres Gerichts und des Gerichts der Welt mit. Ebenso zeigt er uns ein Leben, das immer dasselbe bleibt, mag auch der Zustand der Versammlung sein, wie er will, das uns zum Genuss Gottes fähig macht und uns Ihm selbst in seiner Natur und seinem Charakter ähnlich gestaltet. Johannes sollte als Zeuge bleiben, bis der Herr käme. Paulus hingegen, sieht den Verfall dessen, was er gebaut und worüber er so treu gewacht hatte. Er hatte sich für die Versammlung „verwendet“, indem er das, was noch an den Leiden Christi für sie rückständig war, ergänzte. Er musste sehen, dass diese Versammlung, die er so sehr geliebt, die er, wie eine nährende Mutter ihren Säugling, gepflegt, die er als eine Pflanze Gottes auf der Erde gepflanzt hatte, schwach wurde in ihrem Zustand und ihrem Zeugnis in der Welt. Er musste sehen, wie sie sich von der Quelle der Kraft entfernte und verderbt wurde. Welch eine schmerzliche Erfahrung! Aber es ist die Erfahrung des Dieners Gottes zu allen Zeiten und in allen Haushaltungen. Er sieht wohl die Macht Gottes wirksam, um ein Zeugnis auf der Erde zu gründen, aber er sieht auch, wie bald die Menschen darin fehlen; er sieht, wie das Haus, das die Wohnung des Heiligen Geistes bildet, in Verfall und Unordnung gerät.
Nichtsdestoweniger (und wir freuen uns, dies mit dem Apostel wiederholen zu können) bleibt der feste Grund des Herrn immer stehen. Der einzelne hat sich, wie der Zustand des ganzen auch sein mag, von jeder Ungerechtigkeit fernzuhalten und das wahre Zeugnis des Namens des Herrn, wenn nötig, für sich allein aufrechtzuerhalten. Diese Stellung des Zeugnisses kann einer treuen Seele nie fehlen.
Der Trost des Apostels gründete sich, im Blick auf die in der Versammlung zutage tretende Vermengung und Verwirrung, auf diese beiden Grundsätze. Auch erinnerte er sich der Gemeinschaft und Treue einiger teurer Seelen und erfreute sich derselben. Er hatte Männer wie Timotheus und Onesiphorus inmitten der Trübsale des Evangeliums und des Kummers, der ihm dadurch bereitet wurde, dass so manche ihn verließen, die doch Siegel seines Zeugnisses vor dem Herrn waren.