Pontius Pilatus – Bibel-Lexikon
Statthalter von Palästina (26-36 n. Chr.). Im Gegensatz zu vorherigen Statthaltern errichtete er das Hauptquartier der Armee in Jerusalem statt in Cäsarea. Die Soldaten brachten ihre Feldzeichen mit sich, was für die Juden ein großer Anstoß war. Diese gingen in Scharen zu Pilatus, und als er bemerkte, dass sie lieber in den Tod gehen würden als aufzugeben, befahl er, dass die Feldzeichen entfernt werden sollten. In seinem Palast zu Jerusalem ließ er auch einige goldene Schilde anbringen, auf denen die Namen heidnischer Götter standen. Diese wurden auf Befehl des Tiberius hin entfernt. Schließlich nahm er Geld aus dem Tempelschatz, dem so genannten Korban, um ein Aquädukt für das öffentliche Wohl zu bauen. Dies verursachte jedoch einen Aufstand, welchen er blutig niederschlug. Die Schrift sagt auch, dass er das Blut einiger Galiläer mit ihren Schlachtopfern vermischt hatte (Lk 13,1).
Seine Bosheit erreichte in dem Prozess und der Verurteilung des Herrn ihren Gipfelpunkt. Er erklärte mehrere Male, dass er keine Schuld an ihm fände. Zudem erhielt er eine Warnung von seiner Frau. Nach dem letzten Gespräch mit dem Herrn wird gesagt, dass Pilatus „suchte (…) ihn freizulassen" (Joh 19,12). Angesichts des Geschreis der Feinde des Herrn überlieferte er ihn jedoch, damit er gekreuzigt würde. Dies zeigt seinen extrem gemeinen Charakter und seine Ungerechtigkeit. Dass er vor der Menge seine Hände wusch und dann sagte: „Ich bin schuldlos an dem Blut dieses Gerechten, seht ihr zu" (Mt 27,24), beweist, dass er ein schlechtes Gewissen hatte und sich sinnloserweise mit seinen eigenen Lippen verurteilte. Für ihn gilt ebenso wie für Judas, dass es für ihn besser gewesen wäre, wenn er nicht geboren worden wäre, obwohl die Führer der Juden, die den Herrn überlieferten, die größere Sünde begingen, da sie ja seine Wunder gesehen und sein Wort gehört hatten (Mt 27,2; Apg 4,27; 1. Tim 6,13).
Infolge von Beschwerden seitens der Samariter wurde Pilatus nach Rom gerufen, um vor dem Kaiser Rechenschaft abzulegen. Er wurde verbannt und beging schließlich Selbstmord. Pilatus ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie Satan die durch ihn Betrogenen zur Sünde verleitet und sie dann zu ihrer eigenen Vernichtung antreibt.
In der Vergangenheit wurde intensiv nach Schriftstücken gesucht, die von Pilatus verfasst worden waren und möglicherweise Hinweise auf den Tod des Herrn Jesus enthalten. So wurde schon früh behauptet, dass Pilatus einen Bericht über die Hinrichtung an Kaiser Tiberius geschickt habe. Dieser Brief, wenn es ihn denn gegeben hat, ist jedoch verloren gegangen. Bei den so genannten Pilatusakten handelt es sich um eine apokryphe Schrift, die aber nicht von Pilatus verfasst worden ist.1
Fußnoten
- 1 Anm. d. Red.: Der letzte Absatz dieses Artikels weicht vom englischen Original ab, da die dort gemachten Angaben nicht mehr mit heutigen Forschungsergebnissen übereinstimmen.
Verweise auf diesen Artikel
Pilatus | Pontius