Rechtfertigt 1. Korinther 15,28 die Wiederbringungslehre?
Gibt der Ausdruck in 1. Korinther 15,28: „damit Gott alles in allem sei“ (oder „in allen sei“) der Lehre der „Wiederbringung“, d. h. der schließlichen Errettung aller Menschen, irgendwelche Berechtigung?
Bibelstelle(n): 1. Korinther 15,28
Die erwähnte Bibelstelle wird von Vertretern der Wiederbringungslehre herangezogen, um damit zu beweisen, dass es keinen Ort ewiger Pein und somit auch keine ewige Pein gäbe. Denn, so sagt man, wenn es ewige Pein und folglich einen Ort ewiger Pein gäbe, dann wäre doch Gott nicht „alles in allem“ oder „in allen“, denn an diesem Ort ewiger Pein könne doch Gott nicht sein. Daraus ergäbe sich, dass am Ende alle Menschen, ja sogar der Teufel und seine Engel errettet werden müssten. Diese Anwendung genannter Schriftstelle zeigt nur, dass die, welche sie so anwenden, den Sinn dieser Schriftstelle nicht verstanden haben; sie ist willkürlich, ohne Berücksichtigung des Zusammenhangs, in dem sie steht.
Der prophetische Inhalt von 1. Korinther 15,24–28
Richtig ist, dass es sich bei dieser Stelle um den endlichen, ewigen Zustand handelt, wie Vers 28 selbst und die vorangehenden Verse 24–27 zeigen. In diesen Versen sehen wir, dass Gott erst dann „alles in allem“ sein wird, wenn „das Ende“ oder „die Vollendung“ da sein wird, d.i. wenn Christus „das Reich dem Gott und Vater übergibt.“ Das kann er aber erst dann tun, wenn er alles ausgeführt – zur „Vollendung“ gebracht – haben wird, was ihm vom Vater aufgetragen war. Diese seine Aufgabe gipfelt darin, dass er alles Gottfeindliche und alles, was nicht gottgemäß ist, wegtut. Die Vollendung und den Abschluss dieser Aufgabe bildet das Gericht vor dem „großen weißen Thron“ (Off 20,11–15). Dort sehen wir, dass alle, die nicht geglaubt haben, gerichtet werden, „ein jeder nach seinen Werken“, und in den „Feuersee“ geworfen werden, und dass auch „der Tod und der Hades“ in den Feuersee geworfen werden (V. 14).
Damit ist „der letzte Feind“, der Tod, weggetan. Früher als zu diesem Zeitpunkt konnte der Tod nicht weggetan werden, denn wenn er auch im 1000jährigen Reich nicht herrschen wird, so wird er doch noch da sein zum Gericht, wie Psalm 101,8 und Jesaja 65,20 zeigen. Auch nach dem 1000jährigen Reich wird er noch eine gewaltige Arbeit zu verrichten haben, wenn die Empörer in Offenbarung 20,9 durch „Feuer von Gott aus dem Himmel“ verschlungen werden. Und nicht nur dieses, sondern er muss ja auch alle, die nicht geglaubt haben und auf das Gericht warten und daher „nicht lebendig wurden, bis die tausend Jahre vollendet waren“, gefangen halten, bis sie auferweckt werden zum Gericht. Darum muss er bleiben, bis alles mit dieser Erde vollendet und ihm durch die Auferstehung der ungläubig gestorbenen „Toten“ zum Gericht seine ganze Beute entrissen sein wird. Dann gibt es nichts mehr für ihn zu tun und dann wird er nicht mehr gebraucht – denn es handelt sich nach dem Gebrauch des Wortes und dem Zusammenhang unbedingt um den körperlichen Tod –, und deshalb wird er dann „weggetan“ (1. Kor 15,26), – „in den Feuersee geworfen“ (Off 20,14). Das geschieht also, wie wir aus Offenbarung 20,11ff. sehen, am Ende der Geschichte dieser Erde und der Menschheit, die einst auf dieser Erde war, an der Schwelle der Ewigkeit, in die wir in Offenbarung 21,1–8 einen Blick tun dürfen. Und das ist der Zeitpunkt, um den es sich in 1. Korinther 15,24–28 handelt; dann erst hat Christus „weggetan alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht“, hat er alles vollendet, ist alles Gottes Herrlichkeit entsprechend, und dann erst kann der „das Reich“ – die Herrschaft – dem Gott und Vater übergeben, und zwar in so vollkommener Weise, dass „auch der Sohn selbst“ – als der verherrlichte Mensch – „dem unterworfen sein wird, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei.“ Damit wird der ewige Zustand der Vollendung eingeführt.
Die Bedeutung von „Gott alles in allem“
Aber nicht richtig ist der von den Vertretern der Wiederbringungslehre in die Worte „Gott alles in allem“ hineingelegte Sinn. Ein solcher Gedanke kommt gar nicht in Frage. Der Hauptgegenstand des ganzen Kapitels ist die Auferstehung der Erlösten, die „Auferstehung des Lebens“, und es werden uns darüber hier Belehrungen gegeben, die so eingehen und klar und so kostbar sind, wie wir sie an keiner anderen Stelle finden. Nur nebenbei wird die Auferstehung der Nichterlösten mit berührt, indem in Vers 21 als Wirkung der Auferstehung Christi von der „Auferstehung der Toten“ im Allgemeinen – also aller Menschen – und in Vers 24 von dem „Ende“ gesprochen wird als Abschluss in der „Ordnung“ der Auferstehung, als dritte Stufe, da dieses „Ende“ die Auferstehung der ungläubig Abgeschiedenen zum Gericht in sich schließt, wie wir in dem oben Gesagtem schon gesehen haben. Aber „das Ende“ schließt nicht nur das Gericht aller, die nicht geglaubt haben, und das Wegtun des Todes als letzten Feind in sich, sondern auch die Verwandlung des Himmels und der Erde, die Schaffung eines neuen Zustands der gesamten erlösten Schöpfung der Herrlichkeit Gottes entsprechend, die Vollendung der neuen Schöpfung. Für diese wurde am Kreuz die Grundlage geschaffen und sie nahm ihren Anfang in der Auferstehung des Herrn. Sie wird aber erst zur Vollendung gebracht sein, wenn er „weggetan haben wird alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht“ und alles seinen Füßen unterworfen sein wird, so dass er, Christus, allein und vollkommen im ganzen All herrscht und in dem Namen Jesus jedes Knie sich beugt, „der Himmlischen, Irdischen und Unterirdischen“, und jede Zunge bekennt, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters (Phil 2,10.11). Nachdem er so den Ratschluss Gottes vollkommen ausgeführt haben wird, wird er „das Reich“, diese alles umfassende Herrschaft, dem Gott und Vater übergeben, alles in die Hand des Vaters zurücklegen und selbst – auch wieder der Vollkommenheit seiner anbetungswürdigen Person gemäß – als Mensch1 seinen Platz unter der Herrschaft Gottes, des Vaters, einnehmen, wie er es einst auf der Erde getan hatte, „damit Gott alles in allem sei“.
Letzteres bedeutet also nicht, dass Gott überall sein und alles erfüllen werde im ganzen All – obwohl dies in Bezug auf die ganze erlöste, verherrlichte, neue Schöpfung wahr sein wird –, sondern dass Gott dann den ihm gebührenden Platz und die ihm gebührende Ehre haben wird in seiner ganzen Schöpfung, auch der nichterlösten, also auch gegenüber dem Teufel und seinen Engeln und allen Verlorenen, indem er von allen als der alleinige Herrscher gekannt und anerkannt wird. Jetzt übt der große Empörer gegen Gott, „der Gott dieser Welt“, eine weitumfassende Herrschaft aus und unzählbare gefallene Engel und verblendete Menschen gehorchen ihm. Dann aber wird das alles nicht mehr sein, sondern für ewig wird aller Widerstand völlig zerbrochen und alles Gott unterworfen sein und sich vor ihm beugen! Das ist es, was das Wort: „damit Gott alles in allem sei“ nach dem Zusammenhang bedeutet, in dem wir es finden.
Die Wiederbringungslehre lässt für ein Gericht überhaupt keinen Raum mehr
Dass diese Bedeutung des genannten Wortes einen Ort ewiger Pein nicht ausschließt, sondern sich sehr wohl damit vereinbart, ist ohne weiteres erkennbar. Aber nicht nur das, sondern im Zusammenhang mit dem in Vers 24 und 26 Gesagten steht dieses Wort sogar in schärfsten Widerspruch zu der Lehre der schließlichen Errettung aller Menschen und des Teufels und seiner Engel. Denn nach der Wiederbringungslehre müsste dieser endliche, ewige Zustand – „Gott alles in allem“ – erst eintreten, nachdem alle Menschen, die nicht geglaubt haben, und der Teufel und die abgefallenen Engel ihre Strafe verbüßt hätten. Somit müsste zwischen dem Gericht vor dem „großen weißen Thron“ in Offenbarung 20,11ff. und dem Eintritt jenes Zustands der Zeitraum liegen, in dem nach der Wiederbringungslehre die ungläubig Abgeschiedenen und auch der Teufel und die abgefallenen Engel ihre Strafe abbüßen werden.
Gottes Wort zeigt uns aber, wie wir schon gesehen haben, in 1. Korinther 15,24–28, dass von dem Zeitpunkt an „Gott alles in allem“ sein wird, wenn Christus „das Reich dem Gott und Vater übergibt, wenn er weggetan haben wird alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht“. Also dann, wenn er auch den „letzten Feind“, den Tod, weggetan haben wird. In Offenbarung 20,11–14 sehen wir, dass letzteres in Verbindung mit dem Gericht der „Toten“ vor dem „großen weißen Thron“ geschehen wird, woraus sich klar ergibt, dass der ewige Zustand, in welchem „Gott alles in allem“ sein wird, sofort auf den großen weißen Thron folgt, bzw. sich unmittelbar an das anschließt, was vor dem großen weißen Thron und in der Verbindung mit demselben geschieht, wie ja auch Offenbarung 21,1–8 zeigt.
Der „große weiße Thron“ (Off 21,11) ist der große Markierungsstein zwischen dieser Zeit und der Ewigkeit. Wo bleibt dann der Raum für die von der Wiederbringungslehre gedachte Zeit der Abbüßung der Strafe? Es bleibt kein Raum dafür, sondern im Gegenteil sehen wir, dass der Beginn der Strafe der Verlorenen zugleich der Beginn des ewigen Zustands ist, in welchem „Gott alles in allem“ sein wird. Denn derselbe Zeitpunkt, an welchem die Toten nach ihren Werken gerichtet und danach in den Feuersee geworfen werden, ist auch der Zeitpunkt, an welchem der Tod – „und der Hades“ – „in den Feuersee geworfen“, also weggetan wird, also der Zeitpunkt der Erfüllung von 1. Korinther 15,24–28.
Prophetische Parallele in Offenbarung 20–21
Das Ebengesagte finden wir bestätigt, wenn wir uns einmal ganz kurz vergegenwärtigen, wie die Reihenfolge jener letzten Vorgänge sein wird. Offenbarung 20 zeigt diese Reihenfolge ganz klar:
- der Satan wird gebunden (V. 1–3);
- dann sehen wir „die erste Auferstehung“ und das 1000-jährigen Reich (V. 4–6);
- dann folgt die „kleine Zeit“ (s. V. 3, Schlusssatz), während welcher der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen sein und die Menschen zur Empörung gegen Gott verführen wird und die damit abschließt, dass diese Menschen durch Feuer von Gott aus dem Himmel verschlungen werden und der Teufel in den Feuer- und Schwefelsee geworfen wird (V. 7–10);
- dann sehen wir den „großen weißen Thron“, womit offenbar zugleich die Auflösung der Erde und des Himmels durch Feuer (wie 2. Pet 3,7.10–12 sie schildert) verbunden ist, denn wir lesen: „... die Erde entflog und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie gefunden“ (V. 11), und die Auferstehung der ungläubig Abgeschiedenen zum Gericht, und dieses Gericht selbst (V. 12 und 13);
- damit verbunden sehen wir das Weggetanwerden des Todes und des Hades, indem sie in den Feuersee geworfen werden (V. 14) und als Abschluss von allem das Hinwegtun der Verlorenen in den Feuersee (V. 15).
Damit endet die Geschichte dieser Erde und der Zeit, und nun tritt – ganz im Einklang mit unserer Feststellung im vorhergehenden Abschnitt – in Kapitel 21,1–18 der Zustand der Ewigkeit vor unser Auge: der neue Himmel und die neue Erde, die neue Schöpfung in ihrem herrlichen, vollkommenen, gottentsprechenden Zustand (V. 1–7), aber auch „der See, der mit Feuer und Schwefel brennt. Dies ist der zweite Tod“ (V. 8). Beides – die neue Schöpfung und der „See, der mit Feuer und Schwefel brennt“ – bezeugt uns, dass Gottes Ratschluss vollkommen ausgeführt und alles in Einklang mit ihm selbst gebracht ist, so dass wir gerade hier (Off 21,1–8) und nur hier sehen, dass „Gott alles in allem ist“!
In Offenbarung 21,1–7 finden wir den Platz und das Teil der Erlösten und in Vers 8 den Platz und das Teil der Nichterlösten. Beides ist die klare Feststellung des unantastbaren Wortes Gottes. Beides zeigt uns den Platz und das Teil der Erlösten und der Nichterlösten in der Ewigkeit, ohne irgendeine Einschränkung, dass je eine Änderung hinsichtlich der einen oder anderen eintreten werde. Wenn man nun hinsichtlich der Erlösten die ewige Dauer des Zustands in den Versen 1–7 anerkennt, mit welchem Recht will man hinsichtlich der Nichterlösten eine spätere Änderung des Zustands in Vers 8 behaupten?
Gott ist Liebe und Licht
Darauf hören wir als Antwort und Haupteinwand: Weil Gott Liebe ist! Damit vereinbare sich doch nicht, dass er irgendwelche seiner Geschöpfe ewig quäle.
Ja, Gott ist Liebe, und dieses hat er so wunderbar und vollkommen offenbart und bewiesen in der Gabe und Dahingabe seines geliebten Sohnes. Und diese Gabe hat er so vielen, vielen Menschen angeboten durch sein kostbares Wort und lässt er noch immer anbieten. Denen, die nie etwas davon gehört haben, wird Gott sicherlich auch nach seiner unermesslichen Liebe nachgehen und begegnen, eben weil er Liebe ist (s. Ps 19,1–4; Röm 1,19.20 und Röm 2,10–16). Aber wo sagt das Wort Gottes, dass die Menschen, die seine wunderbare Liebe abgelehnt haben – und das haben alle, die verloren gehen, ohne Ausnahme! – oder gar der Teufel und seine Engel einst errettet werden?
- Etwa in Psalm 22,28, weil es dort heißt: „Alle Enden der Erde werden sich erinnern und zu dem HERRN umkehren“?
- Oder etwa Jesaja 66,23, wo steht: „... wird alles Fleisch kommen, um vor mir anzubeten, spricht der HERR“? Diese Worte haben mit der Ewigkeit und dem Feuersee nichts zu tun, denn sie beziehen sich offensichtlich auf das 1000jährige Reich.
- Oder etwa in Kolosser 1,20, weil dort gesagt ist: „... und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen“? Dort heißt es aber dann, auf diese „Dinge“ bezogen, weiter: „es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln“. Zu denen gehört doch der Feuersee, der Ort ewiger Pein, keinesfalls, denn es ist ja nicht von den Dingen unter der Erde oder von dem Feuersee die Rede.
- Oder etwa in Philipper 2,10.11 in den Worten „damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“? Diese Stelle spricht in keiner Weise von dem Zustand der Genannten und sagt durchaus nicht, dass die „Unterirdischen“ dann auch errettet seien, sondern sie sagt lediglich, dass einst jeder – ohne Unterschied, ob er zu den Himmlischen, Irdischen oder Unterirdischen gehört – vor dem Herrn Jesus seine Knie beugen und ihn als Herrn anerkennen muss, wie wir es weiter oben schon gezeigt haben. Dieses tun die Erlösten jetzt schon freiwillig und mit glücklichen Herzen, die Verlorenen aber werden es tun müssen, und sie werden es dann mit „Weinen und Zähneknirschen“ tun.
Nein, nirgends sagt das Wort, dass die Verlorenen je errettet würden. Und auch der Schluss der Offenbarung, von Kapitel 21 Vers 9 an, gibt keinerlei Berechtigung zu einer solchen Lehre, denn der ewige Zustand wird uns nur in Kapitel 21,1–8 gezeigt, nicht mehr in dem nach Vers 8 folgenden, wie zum Teil der Inhalt selbst und außerdem auch gewissen Ausdrücke es zeigen. Denn in der Ewigkeit gibt es keine „Nationen“ mehr, von denen aber in Offenbarung 21,24.26 und Offenbarung 22,2 geredet wird, und es bedarf keiner „Heilung“ mehr, von der aber in Offenbarung 22,2 gesprochen wird. Was von Offenbarung 22,6 an gesagt ist kann gleich gar nicht als Ewigkeitszustand betrachtet werden, sondern von Vers 9 des 21. Kapitels an wird uns zunächst „die heilige Stadt, Jerusalem, herabkommend aus dem Himmel von Gott“ – also das himmlische Jerusalem – in ihrer Herrlichkeit beschrieben und dann ihre Beziehungen zur Erde während des 1000jährigen Reichs gezeigt (s. Off 21,24–22,5). Anschließend werden wir zurückgeführt bis in die Gegenwart, was leicht zu erkennen ist und keines großen Hinweises auf besondere Stellen (wie Off 21,11.12.16.17ff.) bedarf.
Einen Schriftgrund hat also obiger Einwand nicht. Es ließe sich noch sehr viel zu diesem Einwand sagen, wozu aber der Platz hier fehlt. Zum Beispiel könnte man fragen: Wenn Gottes Liebe ein Hindernis dafür wäre, dass die Verlorenen ewige Pein leiden müssen, wie vereinbart es sich dann mit seiner Liebe, dass er seinen geliebten Sohn an das Kreuz, in Gericht und Tod gab – in jene für uns jetzt und ewig unergründlichen Tiefen der Leiden? Und warum ersparte er seinem geliebten Sohn nicht diese unfassbaren Leiden, wenn die Schuld durch Abbüßen der Strafe getilgt werden könnte? Und noch vieles andere mehr.
Liebe und Licht in der Ewigkeit
Aber auf eins möchten wir noch zu diesem Einwand, dass Gott Liebe ist, hinweisen: Gott ist nicht nur Liebe, sondern auch Licht, und das stellt Gottes Wort sogar der Liebe voran (1. Joh 1,5; 4,8.16b)! Und wie sein Wesen, dass er Liebe ist, ihn veranlasste, dass er seinen geliebten Sohn für seine Feinde hingab und dass er ihnen mit ihm alles schenkt, so erfordert sein Wesen, dass er Licht ist, nicht nur, dass jede Sünde gesühnt werde, sondern schließt auch alles, was durch Sünde befleckt ist, von seiner Gegenwart aus! Für die Erlösten hat Christus nicht nur die Sünde und die Sünden gesühnt, sondern er hat sie auch von der Befleckung ihrer Sünden und der Sünde gereinigt und sie sind gerechtfertigt und passend gemacht für die Gegenwart Gottes in ihm. Aber wie sollten die Verlorenen passend sein nach Abbüßung ihrer Strafe, wenn es denn eine solche Abbüßung gäbe? Denn durch die Abbüßung der Strafe wird ein Schuldiger doch nicht von der Befleckung gereinigt, die ihm anhaftet! Und solche ungereinigten Sünder sollen nach der Wiederbringungslehre einst in der Gegenwart Gottes sein! Das ist ein völliges Außerachtlassen der unabänderlichen Ansprüche der Herrlichkeit Gottes!
Das Wort Gottes lehrt uns, dass wir gerechtfertigt worden sind aus Glauben. Wenn die Verlorenen dann im Feuersee die Wahrheit erkennen werden, ist das doch kein Glaube, welcher rechtfertigt, sondern – wenn überhaupt von Glauben gesprochen werden kann – nur solcher Glaube, wie ihn nach Jakobus 2,19 auch die Dämonen haben, welche „auch glauben und zittern“, weil keine Erlösung damit verbunden ist, sondern nur die Gewissheit des Gerichts und der Strafe! Nur in diesem Leben können wir durch Glauben errettet werden – nicht nach dem Tod. Das sehen wir deutlich bei dem reichen Mann in Lukas 16,19–31, der dann alles sah, aber es war zu spät! Die Verlorenen können also nie aus Glauben gerechtfertigt, nie von der Befleckung ihrer Schuld gereinigt werden und somit nie für die Gegenwart Gottes passend sein und demnach auch nie in die Gegenwart Gottes kommen, weil Gott Licht ist! Sonst müsste Gott aufhören, Licht zu sein! Aber er ist unveränderlich, ewig derselbe: Licht und Liebe! Dass er Liebe ist, dafür sind die Erlösten das ewige Denkmal, und dass er Licht ist, dafür ist der Feuersee – „der See, der mit Feuer und Schwefel brennt“ mit denen, die darin sind – das ewige Denkmal!
Das Gericht über die Nichterlösten ist endlos
Dass der Feuersee ewig ist und die Pein in ihm ewig ist, können wir auch in Offenbarung 20,10 sehen, wo uns gesagt wird, dass der Teufel in den „Feuer- und Schwefelsee“ geworfen wurde, „wo sowohl das Tier ist, als auch der falsche Prophet; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Auch bereits in Offenbarung 14,9–11 wird von solcher ewigen Pein gesprochen. An beiden Stellen sehen wir den Irrtum der Lehre, dass der Feuersee und somit die Strafe der Verlorenen nicht ewig sei, sondern einmal – wenn auch vielleicht erst nach Äonen, also nach unvorstellbarer langer Zeit – aufhören würde und dann alle, die in dem Feuersee waren, der Teufel, seine Engel und alle Verlorenen, die ewige Glückseligkeit der Erlösten in der Herrlichkeit teilen würden, und dass erst dann „Gott alles in allem“ sein würde. Nein! Das Teil der Erlösten ist ewig, das Teil der Nichterlösten ist ewig, und Gott ist „alles in allem“ von Beginn des ewigen Zustands an, wie oben hinreichend ausgeführt wurde.
Der Einwand, dass „ewig“ nicht „ohne Aufhören“ bedeute, sei nur ganz kurz noch gestreift. Es ist richtig, dass im Alten Testament das Wort „ewig“ oft in beschränktem Sinn gebraucht wird, wie zum Beispiel in 2. Mose 40,15; 3. Mose 6,11 usw.; Josua 4,7; Jesaja 32,14; u.v.a. Dort bezieht es sich auf Zustände und Dinge auf dieser Erde. Aber im Neuen Testament – wo uns ja überhaupt erst die ewigen Dinge aufgeschlossen werden – finden wir das Wort „ewig“ und „Ewigkeit“ fast ohne Ausnahme im absoluten, vollen Sinn des Nie-Aufhörens, weil uns hier die Dinge und Zustände gezeigt werden, welche bleiben, wozu sowohl das ewige Leben wie auch die ewige Pein gehören. Für weiteres, was hierüber gesagt werden könnte, ist hier leider nicht der Raum.
Die sonstigen, hier nicht behandelten Einwände der Wiederbringungslehre fallen mit dem oben Gesagten zugleich zusammen.
Das Gericht über den Teufel und seine Engel
Nur einige Worte möchten wir noch über die ungeheuerliche Lehre sagen, dass selbst der Teufel und seine Engel zuletzt noch errettet, bzw. wiederhergestellt würden. Diese Lehre ist die letzte Schlussfolgerung aus der verstandesmäßigen und daher vollständig irregehenden Annahme, Gott könne erst dann „alles in allem“ sein, wenn im ganzen All nichts mehr vorhanden sei, wo nicht Gott wohnen und alles ausfüllen könne. In Bezug auf letzteren Irrtum bedarf es ja keiner weiteren Ausführungen mehr. Aber es könnte unter den Lesern jemand sein, dem damit gedient wird, wenn wir ganz kurz zeigen, dass eine Errettung des Teufels und seiner Engel nach Gottes Wort überhaupt nicht in Frage kommt. Das zeigen folgende Stellen:
- Matthäus 25,41, wo der Herr zu denen zu seiner Linken sagt: „Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist.“
- Hebräer 2,16: „Denn er nimmt sich fürwahr nicht der Engel an, sondern der Nachkommen Abrahams nimmt er sich an.“ Er ist Mensch geworden, um sich der Menschen anzunehmen, die vom Teufel zur Sünde verführt worden waren. Für den Teufel und seine Engel, die unter ganz anderen Verhältnissen gesündigt haben, ist die Erlösung nicht und konnte sie nicht sein.
- 2. Petrus 2,4: „Denn wenn Gott Engel, die gesündigt hatten, nicht verschonte, sondern, sie in den tiefsten Abgrund hinabstürzend, Ketten der Finsternis überlieferte, damit sie aufbewahrt werden für das Gericht; ...“
- Judas 6: „... und Engel, die ihren ersten Zustand nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben, hat er zum Gericht des großen Tages mit ewigen Ketten unter der Finsternis verwahrt.“ Es gibt für sie nur Gericht!
- Offenbarung 20,10, was wir bereits angeführt haben, wo von dem Gericht und der Strafe des Teufels gesprochen wird.
Wir haben wegen der Wichtigkeit des durch die Frage berührten Gegenstands uns etwas weit über denselben geäußert, und doch könnte noch vieles mehr darüber gesagt werden. Das, was gesagt ist, soll ein entschiedenes Nein auf die gestellte Frage bezüglich der Wiederbringungslehre bedeuten!
Th. K.
Ergänzung von weiteren, hilfreichen Bibelstellen
Zusätzlich2 zu den oben genannten Beweisen möchten wir noch eine Reihe von Bibelstellen hinzufügen, die die Wiederbringungslehre wiederlegen:
- Johannes 3,16: „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“
Im Ausdruck „verloren gehen“ ist bereits enthalten, dass es keine Wiederherstellung gibt. - Johannes 3,36: „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“
Von einer Aufhebung des Zorns wird nirgends gesprochen. - Markus 16,16: „Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“
Wie könnte eine Verdammnis, die Gott ausspricht, wieder rückgängig gemacht werden? - Lukas 16,26: „Und bei all diesem ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, damit die, die von hier zu euch hinübergehen wollen, nicht können und sie nicht von dort zu uns herüberkommen können.“
Die Kluft zwischen Hades und Paradies ist unüberbrückbar. - Hebräer 9,22: „... ohne Blutvergießung gibt es keine Vergebung.“
Welches Blut sollte noch für die vergossen werden, die in dem ewigen Gericht Gottes sind? Christi Blut haben sie ja bereits abgelehnt. - Hebräer 10,26–27: „Denn wenn wir mit Willen sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, sondern ein gewisses furchtvolles Erwarten des Gerichts und der Eifer eines Feuers, das die Widersacher verzehren wird.“
Hier im Zusammenhang mit den Juden, die die Wahrheit von Christus gehört haben genannt, zeigt es doch das allgemein gültige Prinzip, dass denen, die das Evangelium gehört und es abgelehnt haben keine Hoffnung mehr bleibt, sondern nur noch die Aussicht auf das Gericht. Es gibt keine Möglichkeit mehr zur Vergebung, kein Opfer kann dann mehr gestellt werden. Eine andere Erwartung ist nicht mehr zu rechtfertigen. - Hebräer 12,16–17: „... dass nicht jemand ein Hurer sei oder ein Ungöttlicher wie Esau, der für eine Speise sein Erstgeburtsrecht verkaufte; denn ihr wisst, dass er auch nachher, als er den Segen erben wollte, verworfen wurde (denn er fand keinen Raum zur Buße), obgleich er ihn mit Tränen eifrig suchte.“
Esau ist ein Vorbild auf alle die, die das Gnadenangebot Gottes verwerfen. Wenn sie einmal im ewigen Gericht ihren Fehler erkennen, dann wird es für sie zu spät sein und sie werden keine Gelegenheit mehr zur Buße haben.
Online seit dem 04.11.2013.
Fußnoten