Beten – wann zu wem?
Mit welchen Anliegen betet man zum Herrn Jesus und wann rede ich meinen Gott und Vater an?
Bibelstelle(n): Joh 20,17; Joh 16,23.26.27; Apg 4,24; 7,59; Eph 1,3; 3,14; Apg 22,10; Mt 9,38; 1. Kor 15,58; 2. Thes 3,1; Off 22,20; Lk 17,16; Kol 1,12.13; Off 5,9; 2. Kor 9,15; 1. Tim 4,4.5; 1. Joh 1,9; Röm 15,5.13.33; Kol 4,3; Heb 4,14-16; 1. Pet 4,19; Joh 4,23.24
Gebetsanrede im Alten Testament
Die Gläubigen des Alten Testaments kannten den einen, wahren Gott (5. Mo 5,4) und wandten sich daher in allen Lebenslagen an Ihn. Dabei offenbarte Er sich ihnen in unterschiedlichem Ausmaß: als Gott (Elohim), der Schöpfer; als Allmächtiger (El Shaddai); als Ewiger oder Herr (Jahwe) usw. Aber es war immer derselbe Gott - niemand wusste zurzeit des Alten Testaments etwas Konkretes über den Herrn Jesus, den Sohn Gottes, und betete daher auch nicht zu Ihm. Ebenso wenig war Gott als Vater des einzelnen Gläubigen bekannt, sondern nur als Gott seines irdischen Volkes, zu dem Er in einer Beziehung stand (was besonders im Ausdruck Herr/Jahwe deutlich wird).
Offenbarung des Vaters und des Sohnes
Durch das Kommen des Herrn Jesus, des Sohnes Gottes, auf diese Erde, traten großartige Änderungen ein: Gott wurde offenbart als Vater - zunächst als Vater des Sohnes, dann als Vater, der in den Himmeln ist (im Matthäusevangelium), aber dann auch als Vater der Gläubigen (Joh 20,17); die Kinder Gottes sind heute in einer persönlichen Beziehung zu Gott als zu ihrem Vater. Aber zugleich wurde auch der Sohn Gottes selbst offenbart als eine Person, an den die Jünger sich zu seinen Lebzeiten stets wenden konnten.
Beten zum Vater - im Namen des Sohnes
Doch der Herr Jesus bereitete die Jünger auf seinen Weggang vor und sagte Ihnen, dass sie dann direkt zum Vater beten können würden, und zwar im Namen des Sohnes (Joh 16,23.26.27). Das bedeutet offenbar zweierlei:
- Als erlöste Menschen konnten sie und können wir nun ohne jede Furcht zu Gott als Vater beten - Christus ist der Garant für diesen Zugang zum Vater (Eph 2,18);
- Bitten im Namen des Herrn Jesus beinhaltet Gebetsinhalte, die seinem Willen entsprechen und deshalb auch erhört werden (Joh 14,14).
Nach der Himmelfahrt des Herrn Jesus beteten die ersten Christen zunächst wie bisher zu Gott als solchem (Apg 4,24), aber sie begannen auch bald, direkt zum Herrn Jesus zu beten (z.B. Stephanus in Apg 7,59). Gebete zum Vater werden uns dann besonders in den Briefen der Apostel mitgeteilt (z.B. in Eph 1,3 und 3,14, aber auch in vielen Briefeinleitungen).
So drückt das Gebet zum Vater besonders unsere enge Beziehung als Kinder Gottes zu Gott, unserem Vater, aus, die wir pflegen und nicht vernachlässigen sollten. Welcher Vater freut sich nicht über das Reden seiner Kinder?
Gebete zum Herrn Jesus
Der jung bekehrte Christ betet sicher in aller Regel zunächst einmal vorrangig zu seinem Retter und Herrn Jesus Christus, und das darf ohne Einschränkungen im ganzen Leben so bleiben. Das war auch bei dem Apostel Paulus nicht anders, und es gibt keinerlei Einschränkungen in dieser Hinsicht.
Wer die Briefe und auch die Apostelgeschichte durchgeht, wird feststellen, dass Gebete zum Herrn Jesus besonders folgende Themen beinhalten:
- Nachfolge und Dienst (Apg 22,10);
- Werk des Herrn, Missionsarbeit (Mt 9,38; 1. Kor 15,58; 2. Thes 3,1);
- Erwartung seines Kommens (Off 22,20);
- Dank für die Errettung (Lk 17,16 - zugleich zu Gott, vgl. V. 15 und dem Vater, Kol 1,12.13);
- Lob, Anbetung (Off 5,9).
Gebete zu Gott, dem Vater
Wie bereits erwähnt, drückt die Gemeinschaft mit Gott als Vater unsere Beziehung zu Ihm aus. Auch wird Gott manchmal als Schöpfer angesprochen, der für das Wohl der Menschen besorgt ist. Beides schlägt sich in gewissen Themenschwerpunkten nieder, zum Beispiel:
- Dank für die Gabe des Sohnes (2. Kor 9,15);
- Dank für das Essen (1. Tim 4,4.5);
- Bekenntnis von Sünden (1. Joh 1,9);
- Beten für das Volk Gottes (Röm 15,5.13.33; Kol 4,3);
- Bitten um Hilfe in inneren und äußeren Problemen (Heb 4,14-16; 1. Pet 4,19);
- Anbetung (Joh 4,23.24).
Viele Aufforderungen zum Gebet in den Briefen enthalten keine konkreten Hinweise, an wen wir die Bitten richten sollen, deshalb brauchen und sollen wir nicht (zu) schematisch werden. Man erkennt, dass es zwar einzelne klare Zuordnungen gibt, aber keine strenge „Zuständigkeitsverteilung". Jedenfalls können wir ja nicht gut dem Herrn Jesus dafür danken, dass wir seine Kinder sind, oder dem Vater, dass Er für uns gestorben ist ... Es gibt Überschneidungen zwischen beiden Bereichen; der Vater und der Sohn sind zwar zwei verschiedene Personen, aber doch dieselbe Gottheit. Grundsätzlich wird sicher jedes Gebet „ankommen", nur ist es auf der anderen Seite sicher nützlich, wenn wir unsere Bitten entsprechend an die „richtigen" Personen der Gottheit richten (natürlich nicht an den Heiligen Geist, denn wir beten ja gerade durch Ihn, in seiner Kraft, zum Vater und zum Sohn; daher finden wir auch kein einziges Beispiel für ein Gebet zum Heiligen Geist in der Schrift und auch keinen Hinweis, dass wir es tun sollten).
Die einzigartige Möglichkeit, zu Gott und zum Herrn Jesus zu beten, sollten wir so oft wie eben möglich nutzen - die Ergebnisse sind es in jedem Fall wert:
- Gebetserhörungen führen zu Dankbarkeit (Kol 4,2);
- Der Friede Gottes erfüllt unser Inneres (Phil 4,7).
Online seit dem 28.12.2012.