Wer sind die Engel, die im Abgrund verwahrt werden?

In 2. Petrus 2,4 und auch in Judas 6 wird von Engeln gesprochen, welche wegen ihrer Sünden in einem Abgrund verwahrt werden. Um welche Engel handelt es sich dabei? Kann man diese Engel mit den Dämonen gleichsetzen? Wenn ja, wie passt es dann zusammen, dass sie auf der einen Seite in dem Abgrund verwahrt werden und dass sie auf der anderen Seite Menschen besetzen können?

Bibelstelle(n): 2. Petrus 2,4; Judas 6; 1. Mose 6,1-4; Lukas 8,26-33

Wenn man sich die beiden genannten Bibelstellen anschaut, könnte man beim Lesen den Eindruck bekommen, dass mit den Engeln diejenigen gemeint sind, die sich bei der Auflehnung Satans ihm anschlossen und so von Gott abfielen. Die Schlussfolgerung wäre dann, dass alle gefallenen Engel aufgrund dieser Sünde von Gott in den in 2. Petrus 2,4 erwähnten Abgrund geworfen worden seien, bis sie einmal im Rahmen des Gerichts Gottes ihre ewige Strafe erhalten. Bei dieser Annahme bleibt dann natürlich die Frage offen, wie es demzufolge heute noch gefallene Engel geben kann, die im Neuen Testament „Dämonen" genannt werden und von Menschen Besitz ergreifen können. Handelt es sich dabei um unterschiedliche Wesen?

Zur Klärung dieses „Problems" sollten zwei Aspekte berücksichtigt werden:

  1. In beiden angeführten Stellen wird nicht gesagt, dass alle gefallenen Engel in den Abgrund geworfen worden sind. Es schließt sich deshalb nicht aus, dass es dort gefallene Engel gibt, die Gott aufgrund ihrer Sünde bereits gefangen gesetzt hat und dass es darüber hinaus noch „freie", gefallene Engel gibt, die hier auf der Erde ihr Unwesen treiben können.
  2. In Judas 6 finden wir einen konkreten Anhaltspunkt darauf, um welche Engel es sich genau handelt. Der Ausdruck „den ersten Zustand nicht bewahren" deutet darauf hin, dass sie die Beschaffenheit ihres Wesens als Engel verändert haben. Einen Hinweis dazu finden wir in 1. Mose 6,1-4. Die dort erwähnten „Söhne Gottes" sind gefallene Engel (vgl. Hiob 1,6; 2,1). Diese nahmen menschliche Körper an, um mit den Frauen auf der Erde eine Beziehung einzugehen und Kinder zeugen zu können. Es ist wahrscheinlich, dass Judas 6 genau hierauf anspielt. Auch der Zusammenhang in 2. Petrus 2,4 legt dies nahe, da direkt im Anschluss an diese Beschreibung die damalige, zur Zeit Noahs verdorbene Welt erwähnt wird. Durch das Wirken der gefallenen Engel auf der Erde wurde die Bosheit des Menschen so groß, dass Gott die große Flut als Gericht kommen ließ (1. Mo 6,4-7).

Auf Grundlage dieser beiden Gesichtspunkte können wir schließen, dass mit der Sünde in 2. Petrus 2,4 und Judas 6 nicht der Fall Satans und seiner Engel gemeint ist, sondern ein zweites Abfallen bzw. Versündigen. Gott hat diese Engel deshalb für ihre Taten in den Abgrund geworfen, damit sie nicht weiteres Unwesen treiben konnten.

Dazu passt auch die Aussage des Dämons mit Namen „Legion", den der Herr Jesus von dem besessenen Mann in Gad ausgetrieben hat. Dieser bittet darum, dass er nicht gequält und in den Abgrund fahren müsse (Lk 8,26-33). Es wird deutlich, dass diese Verwahrung im Abgrund nicht der allgemeine Zustand aller gefallenen Engel ist, sondern nur solcher, die in besonderer Weise auffallen und denen weiteres Wirken  verwehrt werden soll.

Somit gibt es auch in Bezug auf die letzte Frage keine Schwierigkeit damit, die gefallenen Engel mit den Dämonen gleichzusetzen. Beide Ausdrücke sprechen von denselben Geschöpfen. Der erste  betont ihren Ursprung, der zweite ihr geistartiges Wesen.


Online seit dem 23.07.2012.