Darf eine Frau in den Gemeindestunden beten, lesen, lehren oder weissagen?
Darf eine Frau in den Gemeindestunden beten, lesen, lehren oder weissagen? Wie steht es damit außerhalb der Gemeindestunden, etwa in Hauskreisen, Bibelstunden oder bei einem einfachen Treffen von Freunden?
Bibelstelle(n): 1. Korinther 11,3-16; 14,34; 1. Timotheus 2,11.12; Titus 2,3.4
Einleitung
Wohl keine Meinung ist heute im 21. Jahrhundert so unpopulär wie die, dass Frauen sich unterordnen sollen. Ganz im Sinne Alice Schwarzers „steht sie ihren Mann“. Unterordnung – und die damit verbundenen Konsequenzen – ruft bei den meisten Menschen wohl eine mittelalterliche Vorstellung von Unterdrückung und Verachtung hervor, in der die Frau, wenn überhaupt, eine zweitrangige Stellung einnahm. Zugegeben, die Stellung der Frau in den letzten Jahrhunderten war nicht das, was sie sein sollte. Aber gibt dies uns das Recht, in das andere Extrem zu fallen?
Im Folgenden soll die Stellung und Rolle der Frau in Bezug auf ihre Beteiligung in der Gemeinde aus Sicht der Bibel erklärt werden. Bevor wir zu den verschiedenen Bibelstellen kommen, noch einige Vorbemerkungen:
Mann und Frau sind verschieden, …
Gott hat den Menschen unterschiedlich geschaffen, und zwar nicht nur was den Körper angeht, sondern auch was Geist und Seele angehen. Gott schuf den Menschen „männlich und weiblich“ (1. Mo 1,27; 5,2 [Fußnote ÜElb]). „Männlich“ und „weiblich“ sind Adjektive, d.h. sie beschreiben einen Gegenstand, in diesem Fall den Menschen, in seinen Eigenschaften. Mann und Frau sind ihrem Wesen nach unterschiedlich. Sie denken anders, empfinden anders und haben unterschiedliche Fähigkeiten. Es ist absolut unsinnig, diese Unterschiede wegdiskutieren, bzw. sie auf körperliche Unterschiede reduzieren zu wollen. Wer diese Unterschiede nicht akzeptiert, muss sich nicht wundern, wenn er in Konflikte mit dem anderen Geschlecht kommt.
… dennoch gleichwertig,…
Wenn Mann und Frau auch andersartig sind, so lässt das keinen Rückschluss auf ihre Wertigkeit zu. Mann und Frau sind absolut gleichwertig! Auch in Bezug auf die Errettung und in der Beziehung zu Gott gibt es keinerlei Unterschiede zwischen Mann und Frau (Gal 3,28)1.
… aber haben nicht die gleichen Aufgaben
Doch wenn Mann und Frau gleichwertig sind, heißt das nicht, dass sie die gleichen Aufgaben ausüben sollen. Gott gibt dem Mann und der Frau in Hinblick auf die Schöpfungsordnung und Gemeindeordnung unterschiedliche Aufgaben und Verantwortungen (1. Kor 11,1-16; 14; 1. Tim 2; Tit 2). Inwieweit das der Fall ist, das soll später unser Thema sein. Warum Gott das so macht, wird uns in der Bibel nicht direkt gesagt. Doch in seinem souveränen Recht und Willen, hat er als Schöpfer- und Heiland-Gott eine verbindliche Ordnung in Schöpfung und Gemeinde festgelegt, die von dem Menschen zu seinem eigenen Segen akzeptiert und befolgt werden sollen. Wenn Gott dem Menschen Regeln und Gebote gibt, dann geschieht das nicht, weil er dem Menschen das Leben schwer machen möchte. Als der Schöpfer des Menschen weiß er, was gut für ihn ist. Seine Gebote sollen dem Menschen Glück und Zufriedenheit sichern. Eine Befolgung dieser Gebote kann daher nur eine ungeahnt hohe Lebensqualität und Segen bedeuten.
Die Wertschätzung Gottes gegenüber der Frau …
Wenn auch Gott der Frau eine dem Mann untergeordnete Rolle gibt, dann heißt das nicht, wie oben schon bemerkt, dass sie minderwertig ist und der Mann über sie herrschen soll. Das dies leider oft der Fall ist, sowohl heute als auch damals, war von Gott niemals beabsichtigt und ist eine Konsequenz des Sündenfalls (vgl. 1. Mo 3,16b). Doch die Wertschätzung Gottes gegenüber der Frau fängt bereits auf den ersten Blättern der Bibel an. Gott hatte schon gesagt, dass es nicht gut ist, dass Adam alleine sei (1. Mo 2,18). Da unter den Tieren aber keine Hilfe gefunden wurde, die Adam entsprach (V. 20), schuf Gott eine Frau (V. 21), die eine passende Hilfe für Adam ist. Sie war unersetzlich für ihn.
Auch beim weiteren Lesen in der Bibel sehen wir manches Mal, wie Frauen durch das, was sie sind und getan haben, Gottes Anerkennung und Ehre bekommen. Es seien an dieser Stelle nur einmal die Frau aus Sprüche 31, Maria, Martha, Tabitha, Lydia, Priszilla, Lois und Eunike genannt. Wenn Gott hier seine Wertschätzung gegenüber einzelnen Frauen ausdrückt, so können wir erkennen, dass diese Wertschätzung prinzipiell und grundsätzlich für jede Frau gilt.
… und wie der Mann sich gegenüber der Frau verhalten soll.
Gerade in der Ehe möchte Gott, dass der Ehemann in einer ganz bestimmten Weise mit seiner Ehefrau umgeht. Darin ist der Mann verantwortlich vor Gott und muss über sein Tun Rechenschaft ablegen. Erstens soll der Mann seine Frau lieben, „wie auch der Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat“ (Eph 5,25). Das ist ein sehr hoher Maßstab, den Gott an den Mann stellt. Welcher Ehemann könnte von sich behaupten, dass er ihn erfüllt!? Zweitens wird dem Mann gesagt, dass er seine Frau lieben soll wie sich selbst (genauer: wie seinen eigenen Körper; Eph 5,28). Im Klartext heißt das, dass der Mann all das Gute, was er sich tun würde, genauso seiner Frau tun soll; und all das, was er sich selber nicht antun würde, auch nicht seiner Frau antun soll. Wir sehen also, dass der übergeordneten Stellung des Ehemanns ein erhöhtes Maß an Verantwortung und Verpflichtung seiner Ehefrau gegenüber von Gott beigegeben ist.
Beten, Weissagen und Lehren
Bis jetzt haben wir gesehen, dass Mann und Frau unterschiedlich geschaffen sind, und zwar nicht nur physisch sondern auch geistig und seelisch. Weiterhin, dass Mann und Frau absolut gleichwertig sind und nicht dieselben Aufgaben von Gott erhalten haben. Ebenfalls, dass Gottes Wertschätzung der Frau gegenüber im Allgemeinen und im Speziellen der des Mannes nicht nachsteht..
In dem folgenden Abschnitt soll es nun um die anfangs gestellte Frage gehen, ob Frauen beten, weissagen und lehren dürfen und wenn ja, unter welchen Bedingungen. In einem ersten Teil soll die Schöpfungsordnung vorgestellt werden und das, was in ihrem Zusammenhang über das Verhalten von Mann und Frau gesagt wird. In einem zweiten Teil wird es dann um verschiedene weitere Bibelstellen gehen, die uns Aufschluss über die Gedanken Gottes geben, bezüglich des Verhaltens der Frau in den Gemeindestunden, aber auch außerhalb davon.
1. Teil: 1. Korinther 11,3-16
Die Schöpfungsordnung
Im Anfang von 1. Korinther 11 stellt der Apostel Paulus die Schöpfungsordnung vor – eine Ordnung, die nicht nur in einem bestimmten Bereich gilt, sondern grundsätzlich für jeden Bereich dieser Erde und für die ganze Lebenszeit jeden Mannes und jeder Frau, ob verheiratet oder nicht. Sie verliert ihre Gültigkeit erst, wenn diese Schöpfung selber vergeht. Im dritten Vers des Kapitels finden wir die nähere Beschreibung der Schöpfungsordnung, die aus vier aufeinander folgenden Stufen (Gott, Christus, Mann, Frau) und drei Häuptern besteht:
- Gott Haupt über den Christus (als verherrlichter Mensch)
- Christus Haupt über den Mann
- Mann Haupt über die Frau
- Frau
Dass Gott in seiner Souveränität als Schöpfer den höchsten Platz einnimmt und keine Autorität über sich hat, der er sich unterordnen muss, bedarf keiner Erklärung (vgl. 1. Chr 29,11). Verwunderlicher könnte es sein, dass Christus einen untergeordneten Platz unter Gott einnimmt (vgl. 1. Kor 15,28). Hierbei muss beachtet werden, dass in unserem Abschnitt Christus als Mensch vorgestellt wird. Als Mensch nimmt er tatsächlich eine Gott untergeordnete Stellung ein. Doch nachdem er Gott auf Golgatha so hoch verherrlicht hat, wurde er zum Haupt seines Leibes (der Versammlung; Eph 4,15; 5,23; Kol 1,18), Haupt jeden Fürstentums und jeder Gewalt (Kol 2,10) und Haupt über alles (Eph 1,22) gesetzt. Wie unser Abschnitt es deutlich macht, ist er somit auch Haupt eines jeden Mannes und einer jeden Frau, seien sie gläubig, oder ungläubig, verheiratet, oder unverheiratet.
Wenn der Sohn Gottes als Schöpfer (Heb 1,2; Joh 1,3) bei seiner Menschwerdung in seine eigene Schöpfung eintritt, dann muss er unweigerlich den höchsten Platz in ihr einnehmen. Deshalb nennt Kolosser 1,15 ihn auch den „Erstgeborenen aller Schöpfung“2. Am besten können wir seine Vorrangstellung anerkennen, indem wir uns ihm unterordnen und ihm die Führung, Lenkung und Leitung unseres Lebens überlassen. Er selbst ist unser großes Vorbild, denn er hat gesagt: „Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat“ (Joh 4,34) und betete selbst in den schwersten Stunden: „nicht mein Wille, sondern der deine geschehe“ (Lk 22,42).
In dem für die Menschen sichtbaren Teil der Schöpfung hat Gott den Mann als Haupt über die Frau gesetzt. Folglich nimmt die Frau eine untergeordnete Stellung ein. Gott möchte, dass der Mann die Führung und Lenkung auf dieser Erde übernimmt und nicht die Frau. Dabei ist der Mann nicht autonom, sondern hat selbst auch eine Autorität über sich. Er kann eben nicht tun und lassen was er will. Es ist wichtig, dass jeder Mann und jede Frau die ihm oder ihr gegebene Stellung einnimmt und dementsprechend handelt. Tun sie das nicht, endet das Ganze in Problemen, was die Menschheitsgeschichte zu Genüge gezeigt hat. Alle Dinge sind nur dann schön und gut, wenn sie an dem Platz bleiben, an den Gott sie gestellt hat.
Über das Verhalten von Mann und Frau in Bezug auf Beten und Weissagen
Nachdem Paulus in Vers 3 die Schöpfungsordnung vorgestellt hat, geht er nun auf das praktische Verhalten von Mann und Frau in Bezug auf das Beten und Weissagen ein. Dabei handelt es sich immer noch um den Bereich der ganzen Schöpfung. Das Verhalten von Mann und Frau wird hier nicht auf die Gemeindezusammenkünfte beschränkt, wie wir es ab Vers 17 oder 18 („wenn ihr als Versammlung zusammenkommt“) finden, sondern gilt auch, wenn Christen außerhalb der Gemeindestunden sich zu verschiedenen Anlässen treffen.
Die Anfänge der Verse 4 und 5 zeigen, dass jeder Mann und jede Frau beten und weissagen darf. Grundsätzlich ist das erst einmal das Privileg eines jeden Christen. Doch wenn wir uns die betreffenden Verse genau ansehen, dann wird klar, dass es Situationen gibt, bei denen eine Frau nicht öffentlich beten oder weissagen darf, sowie solche, in denen sie beten und weissagen kann, sie sich aber dann den Kopf bedecken soll.
Um den gesamten Abschnitt zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, was der Apostel Paulus meint, wenn er von Beten und Weissagen spricht. Weissagen (o. a. prophetischer Dienst) meint das Reden Gottes durch einen Mann oder eine Frau in die Umstände bzw. momentanen Bedürfnissen eines anderen hinein, zur Erbauung, Ermahnung oder Tröstung (1. Kor 14,3). Dieser Dienst kann nur dann geschehen, wenn derjenige, der weissagt, laut zu jemandem redet. In Stille, mit geschlossenem Mund kann keine Weissagung geschehen. Da Beten und Weissagen in unserem Abschnitt auf eine Ebene gestellt werden (V. 4a.5a), ist mit Beten nicht das stille, persönliche Gebet gemeint, sondern ein lautes, öffentliches Gebet, das vor anderen geschieht.
Geleitet durch den Heiligen Geist, gibt der Apostel Paulus die Anweisung, dass ein Mann beim Beten oder Weissagen nicht den Kopf bedecken soll (V. 4.7), eine Frau aber sehr wohl (V. 5.6), weil beide bei Nichtbeachtung sonst ihr Haupt entehren würden.
Ein Mann, der in der Öffentlichkeit betet oder weissagt, repräsentiert darin Gott, weil er „Gottes Bild und Herrlichkeit ist“ (V. 7). Er ist sozusagen das Verbindungsglied zwischen Gott und Menschen. Wenn er weissagt, dann ist er der Mund Gottes den Zuhörern gegenüber; betet er, dann ist er der Mund der Anwesenden Gott gegenüber. Wir können auch sagen, dass er die anderen im Gebet „anführt“. Diese Aufgabe kommt ihm aufgrund seiner Stellung in der Schöpfungsordnung zu. Würde er sich dabei bedecken, hätte das einerseits die Konsequenz, dass er die Stellung der Frau einnimmt und andererseits, würde er damit ausdrückten dass neben Christus, seinem Haupt, ein anderes, weiteres Haupt vorhanden wäre. So würde er Christus entehren.
Als Begründung, warum die Frau ihren Kopf bedecken soll, können vier Gründe genannt werden:
- Würde sie es nicht tun, wäre dies genauso eine Schande für die Frau, wie wenn sie ihre Haare abschneiden (kurz schneiden) oder gar scheren (kahl schneiden) würde (V. 5). Es mag sein, dass es einer Frau nicht klar ist, wie Gott darüber denkt, wenn sie sich beim Beten oder Weissagen nicht den Kopf bedeckt. Doch mit dem Vergleich des geschnittenen oder geschorenen Haares soll deutlich gemacht werden, wie Gott die Sache sieht (V. 6). Die Frau ist nicht die Repräsentation Gottes in der Schöpfung wie der Mann. Ihr Platz ist nicht öffentlich, sondern sie soll sich vielmehr zurückhalten und durch ihr Verhalten den Mann als ihr Haupt anerkennen und ehren (V. 7).
- Als ein weiterer Grund wird der Ursprung und das Ziel der Erschaffung des Menschen angeführt (V. 8.9; 1. Mo 2,18-25). Der Mann wurde von Gott geschaffen, die Frau hingegen wurde aus dem Mann gebildet (V. 8). Dazu kommt, dass die Frau für den Mann als eine Hilfe geschaffen wurde und nicht anders herum (V. 9). Dennoch ist es auch schön zu sehen, wie die gegenseitige Abhängigkeit von Mann und Frau und ihre gemeinsame Abhängigkeit von Gott herausgestellt werden. Dies unterstreicht noch einmal den Gedanken, dass Mann und Frau zwar unterschiedliche Aufgaben haben, aber dennoch gleichwertig sind.
- In Vers 10 werden die Engel als ein weiterer Grund angeführt. Sie sind Zeugen des Handelns Gottes mit den Menschen in der Schöpfung (1. Pet 1,12; Eph 3,10; 1. Kor 4,9) und sollten eine Respektierung dieser Ordnung sehen.
- In den Versen 13–15 finden wir einen Appell an das natürliche Empfinden. Für eine Frau ist es genauso unpassend, unbedeckt zu beten und zu weissagen, wie für einen Mann, langes Haar zu haben. Unser Gewissen und das natürliche Empfinden sollen als Instrument dazu dienen, zu beurteilen, ob etwas den Gedanken Gottes entspricht oder nicht. Doch dazu ist es notwendig, dass wir es immer wieder an Gottes Wort ausrichten.
Zusammenfassend können wir folgendes sagen:
- Der Mann ist Gottes Repräsentant in der Schöpfung und daher ist es in erster Linie seine Aufgabe zu beten und zu weissagen. Dabei soll er sich nicht bedecken, weil er in dem sichtbaren Teil der Schöpfung kein anderes Haupt über sich hat als Christus.
- Eine Frau kann auch beten oder weissagen (z.B. Apg 2,17; 21,9), wobei sie dann ihren Kopf bedecken soll. Damit gibt sie ihrer untergeordneten Stellung in der Schöpfungsordnung Ausdruck und zeigt, dass das, was sie gerade tut, eigentlich nicht ihrer Stellung entspricht, sondern der des Mannes. Das schließt auch erst einmal aus, dass eine Frau betet oder weissagt, wenn ein Mann anwesend ist, der diese Aufgabe übernehmen kann.
Obwohl das Verhalten in den Gemeindestunden in 1. Korinther 11,1-16 nicht thematisiert wird, können wir doch aus dem Gesagten entnehmen, dass eine Frau in den Gemeindestunden weder beten noch weissagen soll, da dort in der Regel Männer anwesend sind. Doch dazu gibt es auch eine weit eindeutigere Stelle in 1. Korinther 14, zu der wir jetzt kommen wollen.
2. Teil: Weitere Bibelstellen
1. Korinther 14,34
Wir haben bereits gesehen, dass es unter bestimmten Bedingungen möglich ist, dass eine Frau öffentlich betet oder weissagt. Allerdings sind Gemeindestunden davon ausgenommen. In der vorliegenden Bibelstelle heißt es: „Die Frauen sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen die daheim ihren eigenen Männer fragen; denn es ist schändlich für eine Frau, in den Versammlungen zu reden“ (1. Kor 14,34.35). Natürlich kann eine Frau für sich selbst still beten, das ist hier nicht gemeint. Oft wurde eingewendet, dass das Schweigen der Frauen eine persönliche Meinung des Apostels Paulus sei, dem das Gerede der Frauen in Korinth missfiel. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Paulus hier an die Geschehnisse in Korinth anknüpft. Dennoch ist es nicht seine eigene Meinung zum „Fall Korinth“, sondern ein generelles „Gebot des Herrn“, wie Vers 37 zeigt.
1. Timotheus 2,8-12
Der Abschnitt beginnt mit der Anweisung des Apostels Paulus, dass die Männer an jedem Ort beten sollen. Der Anfang von Vers 9 („desgleichen auch“ [unrevElb] „ebenso auch“ [ÜElb]) hat oft dazu geführt, dass gesagt wurde, dass Frauen auch in den Gemeindestunden beten sollen. Grammatikalisch gesehen bezieht sich der Anfang von Vers 9 jedoch auf das „ich will nun“ von Vers 8, auf welches zwei Infinitivsätze folgen, von denen wir den ersten in Vers 8 („dass die Männer...“) und den zweiten in Vers 9 („dass die Frauen …“) haben. Der Wille des Apostels Paulus bezieht sich einmal auf die Männer und einmal auf die Frauen, ist aber inhaltlich voneinander getrennt. Weiterhin würde eine solche Aussage im Widerspruch zu 1. Korinther 14,34 stehen (s. o.).
In Vers 12 gibt der Apostel Paulus die Anweisung, dass eine Frau nicht lehren, noch über den Mann herrschen, sondern still sein soll. Diese Anweisung bezieht sich nicht nur auf die Gemeindestunden, wo sie ehedem schweigen soll, sondern hat einen allgemeinen Charakter, wie wir ihn schon in 1. Korinther 11 sahen. Obwohl mit eingeschlossen, geht es in dem zweiten Kapitel des 1. Timotheusbriefes nicht allein um die Gemeindestunden.
Wenn nun eine Frau vor anderen (vor allem in Gegenwart von Männern) die Bibel auslegen und erklären würde, widerspräche dies eindeutig dem Willen Gottes. Das bedeutet aber nicht, dass Frauen sich nicht über die Bibel unterhalten dürfen, Fragen klären können, oder Kindern, seien es fremde oder eigene, von der Bibel erzählen dürfen. Es kommt hier sehr viel auf die Beweggründe, sowie auf geistliches Verständnis, Feinfühligkeit und Sensibilität zu dem Thema an. Niemand möchte Frauen außerhalb der Gemeindestunden zum Schweigen verdammen. Fragen, Verständnis, oder Erfahrungen sollen gerne ausgetauscht werden, wobei jede Frau sich fragen sollte, ob sie in dem was sie gerade tut, noch dem Willen Gottes entspricht (vgl. Eph 5,10).
Der Nachsatz des Apostels Paulus: „… noch über den Mann zu herrschen“, macht noch einmal deutlich, was wir bereits in 1. Korinther 11,3 und 14,34 („sondern sie sollen sich unterordnen“) gesehen haben. Das Wort „herrschen“ (griech. authenteo) bedeutet so viel wie: „Autorität über jemanden ausüben“, d. h. eine Frau soll nicht über den Mann Autorität haben. Es entspricht einfach nicht ihrer Stellung in der Schöpfungsordnung (1. Kor 11,3). Wenn jemand betet, so leitet er die anderen im Gebet. Er ist der „Mund“. Ähnliches trifft zu, wenn jemand einen Vortrag oder eine Predigt hält. In diesem Augenblick soll er der „Mund“ Gottes sein – er tut u.a. „Aussprüche Gottes“ (1. Pet 4,11). Diesen Platz soll aber nur ein Mann einnehmen und keine Frau.
Wenn es für eine Frau auch nicht erlaubt ist zu lehren, so ist es für sie, in gleicher Weise wie für den Mann, wichtig, dass sie Gottes Wort kennt und studiert. Wie sonst kann sie ihr eigenes Leben in Übereinstimmung mit Gottes Gedanken führen, Kinder für den Herrn erziehen, oder, wie wir noch sehen werden, ein Vorbild für andere sein? Wie kann man in „Geist und Wahrheit“ (Joh 4,23) anbeten, wenn man die Schönheiten und Herrlichkeiten der Person des Herrn Jesus nicht kennt? Anbetung ist eine Angelegenheit des Herzens, nicht unbedingt der verbalen Äußerung.Wie sieht es „mit jeder geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern“ (Eph 1,3) aus? Wie kann man sich über die freuen, wenn man sie nicht kennt? Die Liste könnte weitergeführt werden, doch sollen die Beispiele einmal reichen, um zu zeigen, dass das Bibelstudium für eine Frau genauso wichtig ist, wie für einen Mann.
Titus 2,3.4
Nach dem vorangegangenen Punkt könnte jemand einwenden, dass Frauen doch „Lehrerinnen des Guten“ sein und die jüngeren Frauen unterweisen (griech. sophronizo) sollen. Hiermit ist aber eben nicht gemeint, dass eine Frau lehren (griech. didasko) und predigen soll, indem sie das Wort Gottes allgemein auslegt. Das würde im Widerspruch zu 1. Timotheus 2,12 stehen. Lehrerin des Guten sein und jüngere Frauen zu unterweisen geschieht sicherlich in erster Hinsicht im Blick auf praktische Fragen von Ehe- und Familienleben, wo u.a. geistliche Erfahrungen und gereifte Einsichten an Jüngere weitergegeben werden sollen.
Schluss
Gott möchte, dass wir uns an die Schöpfungsordnung halten und dass diese auch in unserem Leben sichtbar wird. Ihre Befolgung kann nur Segen mit sich bringen. Es mag sein, dass der Leser bis jetzt noch keine Kenntnis über diese Gedanken hatte. Dann ist Gott geduldig und langmütig. Doch wenn wir Kenntnis der Gedanken Gottes haben (und das trifft nicht nur auf das Thema der Stellung der Frau zu), dann erwartet der Herr von uns, dass wir seinem Wort gehorsam sind. Nun können wir auf zwei verschiedene Arten gehorchen. Zum einen wie ein Knecht, der nicht versteht, warum sein Herr ihm einen bestimmten Befehl gibt. Er führt ihn einfach aus, vielleicht mit Widerwillen. Doch Gott möchte, dass uns der Gehorsam eines Sohnes charakterisiert. Ein Sohn kennt die Gedanken seines Vaters und hat Einsicht darin. Er gehorcht, weil es ihm eine Freude ist, den Gedanken des Vaters zu entsprechen. Er möchte dem Vater zur Freude sein. Wie immer dürfen wir uns den Herrn Jesus zum Beispiel nehmen, der „gehorsam wurde, bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,8). Aus einem tiefen Verständnis über die Gedanken Gottes heraus war er gehorsam und hat den Willen Gottes getan. Das sollte auch unser Bestreben sein.
Es sei noch einmal betont, dass es nicht um eine Degradierung der Frau in ihrer Wertigkeit geht. Sie ist absolut gleichwertig mit dem Mann. Kein Mann hat das Recht, weil er die Führung übernimmt, zu denken, dass er mehr wert sei als die Frau. Führung ist immer auch mit besonderer Verantwortung verbunden. Jeder Mann hat einmal auch darüber Rechenschaft vor Gott abzulegen, wie er sich in dieser Sache verhalten hat – gemäß den Gedanken Gottes oder nicht. Die Beschaffenheit mag anders sein und somit auch die Rang-, oder Aufgabenverteilung, aber niemals die Wertigkeit. Jeder christlicher Mann und jede christliche Frau ist durch den gleichen Preis erkauft worden – „mit dem kostbaren Blut Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken“ (1. Pet 1,19). Der Kaufpreis ist derselbe und somit auch logischerweise der Wert.
Wie schon zu Beginn gesagt, leben wir in einer Zeit, in der die biblische Sicht der Bibel bezüglich der Stellung der Frau immer weniger Beachtung findet. Gleichstellung und Gleichberechtigung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch leider zunehmend in den Aufgaben der Gemeinde, zeichnen das Bild unserer Zeit. Ein Christ, der dennoch nach den Gedanken Gottes leben möchte, tut gut daran, IHN um Einsicht, Kraft und Hilfe zu bitten.
„Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten, er uns hört“ (1. Joh 5,14).
Ein Leben nach Gottes Willen wird ein gesegnetes Leben sein!
Online seit dem 10.09.2010. Zuletzt bearbeitet am 06.10.2024.
Fußnoten
- 1 Diese Stelle wird oft missverstanden. In Galater 3,28 geht es um die ewige Heilsordnung. „In Christus“ gibt es keine Unterschiede zwischen Mann und Frau. In 1. Korinther 11 haben wir aber die Schöpfungsordnung und da unterscheiden sich Mann und Frau in ihrer Stellung vor Gott.
- 2 Dieser Ausdruck drückt seine Vorrangstellung vor allem anderen aus (vgl. Ps 89,28).