Ab wann gab es verschiedene Sprachen?
In 1. Mose 10 steht im Zusammenhang mit dem Stammbaum der Söhne Noahs immer wieder etwas über deren „eigene Gebiete“ und auch „eigene Sprachen“. Aber erst in 1. Mose 11 lesen wir davon, dass Gott die Sprache der Menschheit verwirrte und dass die Menschen vorher nur eine einzige Sprache hatten. Wie ist das zu verstehen?
Bibelstelle(n): 1. Mose 10,5.20.31; 11,1-9
In 1. Mose 10 finden wir eine Übersicht über die Nachkommen Noahs. Seine Söhne Sem, Ham und Japhet, sowie deren nächsten Nachfahren werden aufgeführt. Dreimal wird dabei gesagt, dass sie ihre eigene Sprachen und Gebiete hatten (1. Mo 10,5.20.31). Wie passt das nun mit 1. Mose 11,1 zusammen, wo es heißt: „Und die ganze Erde hatte eine Sprache und dieselben Worte“?
Wenn man beide Kapitel miteinander vergleicht, dann findet man in beiden eine Genealogie. In 1. Mose 10 werden die Nachkommen von Noah genannt. Bei Sem werden insgesamt 5 weitere Generationen aufgeführt, bei Ham sind es 3 und bei Japhet werden 2 beschrieben. In 1. Mose 11 wird die direkte Abstammungslinie zwischen Sem und Abram (insgesamt 10 Generationen) aufgeführt, welche sich in 5 Personen mit 1. Mose 10 deckt.
Wenn man sich allein die Tatsache vor Augen hält, dass beide Genealogien die Nachkommen Sems beinhalten, dann wird deutlich, dass beide Kapitel zeitlich nicht als nacheinander geschehen anzusehen sind. Es ist klar, dass 1. Mose 10 chronologisch gesehen nicht vor 1. Mose 11 abgeschlossen sein muss. So ist es auch verständlich, dass es in 1. Mose 10 schon verschiedene Sprachen und Gebiete genannt werden, in die sich die Nachkommen Noahs aufgeteilt haben.
Besieht man sich die Genealogie in 1. Mose 10 etwas genauer, dann findet man darin auch zwei Hinweise darauf, wann die Sprachverwirrung, wie sie in 1. Mose 11,1–9 beschrieben wird, ungefähr stattgefunden haben muss:
- In Vers 18 heißt es, dass sich die Familien Kanaans (Linie: Noah, Ham, Kanaan) nach der Generation seiner Söhne zerstreut haben.
- In Vers 25 heißt es bei Peleg (Linie: Noah, Sem, Arpaksad, Schelach, Heber, Peleg), dass zu seiner Lebzeit die Erde geteilt wurde. Deswegen wurde ihm auch dieser Name gegeben, denn Peleg bedeutet „Teilung“.
Beide Verse sind deutliche Hinweise darauf, dass die
Sprachverwirrung, welche eine Zerstreuung der Familien über die Erde zur Folge
hatte (1. Mo 11,9), chronologisch gesehen bereits während der Lebzeit der in 1. Mose 10 genannten Personen geschah. Somit handelt es sich in 1. Mose 10 um
einen Überblick über die Nachkommen Noahs und die daraus entstandenen Völker.
1. Mose 11 setzt zeitlich nicht erst nachher an, sondern beschreibt die
zwischenzeitlich stattgefundene Sprachverwirrung.
Online seit dem 18.01.2010.