Steht Israel heute immer noch unter dem besonderen Schutz Gottes?
Bibelstelle(n): 5. Mose 7,7; 2. Chronika 7,1; Hesekiel 4; 5; 8-11; Hosea 1,9; 1. Samuel 4,21; Daniel 2,31-45; 9,23-27; Römer 11,2.29;
Gott hatte in seiner großen Gnade und Liebe Israel auserwählt (vgl. 5. Mo 7,7). Er wohnte unter seinem Volk und seine Herrlichkeit erfüllte den Tempel (vgl. 2. Chr 7,1). Doch wenn Gott den Menschen in eine neue, privilegierte Stellung bringt, dann sehen wir immer, wie fast unmittelbar danach der Verfall eintritt. So war es auch mit Israel, wo er sein Heiligtum hatte und in deren Mitte er wohnte. Trotz vieler Warnungen fällt das Volk innerlich und äußerlich immer weiter ab, bis Gott schließlich das endgültige Gericht über sie bringt. Jerusalem (repräsentativ für Israel) wird belagert (vgl. Hes 4; 5) und – was noch viel schlimmer ist – die Herrlichkeit Gottes weicht von dem Tempel (vgl. Hes 8-11).
Dieses Ereignis ist sehr wichtig in der Heilsgeschichte Gottes mit Israel. All die Jahrhunderte (ca. 2500 Jahre) ist Israel, äußerlich gesehen, ein Volk wie alle anderen, wenn auch oft unterdrückt. Der Tempel wurde zwar wieder aufgebaut, aber ohne die gesegnete Anwesenheit des Herrn in ihrer Mitte, ohne besondere Herrlichkeit. Denn diese Herrlichkeit ist seit Hesekiel 10 und 11 nicht mehr zurückgekehrt. Sie wird erst in Zukunft wiederkommen. Bis dahin wird das Volk nicht nur „Lo-ammi“ (nicht-mein-Volk) sondern auch „Ikabod“ (nicht-Herrlichkeit) genannt (vgl. Hos 1,9 und 1. Sam 4,21).
Das Zeugnis Gottes inmitten seines Volkes als „der Herr der ganzen Erde“, der von Jerusalem aus regiert, kommt zu einem Ende und die „Zeit der Nationen“ (vgl. Lk 21,24) beginnt. Gott gibt die Regierung in die Hand eines weltlichen Regenten und der stellt das Volk Israel unter seine Macht. Diese Zeit wird bis zur Wiederkunft des Herrn in Macht und Herrlichkeit, wenn Er das Friedenreich errichten wird, andauern.
Zur Begründung der Zeit der Nationen:
Die Zeit der Nationen (Daniel 2,31-45)
In diesem Abschnitt werden uns durch den Propheten Daniel 4 Weltreiche vorgestellt. Der König Nebukadnezar sieht in einem Traum ein großes Bild aus verschiedenen Bestandteilen. Doch er versteht nicht, was der Traum bedeuten soll und so wird Daniel gerufen, um den Traum zu deuten:
- Gold --> das babylonische Weltreich (Dan 2-5)
- Silber --> das medo-persische Weltreich (Dan 6)
- Bronze --> das griechisch-makedonische Weltreich (Dan 8,4-8; Alexander d.Gr. und Diadochen)
- Eisen und Ton --> das römische Weltreich
Die ersten drei Weltreiche sind schon lange vergangen, das vierte hingegen dauert noch immer an. Interessant ist, dass alle Weltreiche der ihnen durch Gott übertragenen Verantwortung nicht gerecht werden, denn drei Mal wird die Macht einem anderen Herrscher gegeben. Auch das letzte, noch existierende Weltreich, stellt da keine Ausnahme dar; auch dieses Weltreich wird Gott einmal in der Zukunft richten.
Doch Gott lässt es nicht aus uns schon hier, in dem Bild des Steines, darüber zu unterrichten, dass er selber einmal ein Reich errichten wird, „das in Ewigkeit nicht zerstört und dessen Herrschaft keinem anderen Volk überlassen werden wird“ (Dan 2,44; 4,31; 7,13.14). Es ist der Zeitpunkt, an dem Gott sich wieder seinem irdischen Volk zuwenden wird.
Die 70 Jahrwochen (Daniel 9,23-27)
In Daniel 9,23ff. wird dem Propheten Daniel durch den Engel Gabriel eine Offenbarung gegeben. Darin wird ihm gezeigt, was mit Jerusalem (dem Volk Israel) geschehen soll. Die 70 Wochen, die wir in dem Abschnitt finden, sind die so genannten 70 Jahrwochen, wobei eine Jahrwoche 7 Jahre sind.
Vier Abschnitte werden uns vorgestellt:
- 7 Wochen (49 Jahre) – beginnend mit dem Befehl Artasasta Jerusalem wieder aufzubauen (vgl. Neh 2,5)
- 62 Wochen (434 Jahre) – bis zum Kommen und zur Kreuzigung (dem "Hinwegtun") des Messias.
- (Eine Unterbrechung der 70 Jahrwochen. Es ist die Gnadenzeit, in der die Versammlung entsteht.)
- 1 Woche (7 Jahre) – die Drangsal Jakobs. Mit Abschluss der 70. Jahrwoche hört die Zeit der Nationen auf.
Wir haben bereits angedeutungsweise gesehen, dass der Zustand Israels nicht immer so bleiben wird, wie er derzeit ist. Das hat drei Gründe:
- Die Gnadengabe und die Berufung Gottes sind unbereubar (Röm 11,2.29).
- Gott hat mit der Berufung dieses Volkes eine bestimmte Absicht (die Verherrlichung Christi und die Segnung der Erde)
- Seine Gnaden-Absichten können nicht durchkreuzt werden.
Gerade im Handeln Gottes mit Israel können wir Gottes Gnade und Langmut sehen. Auch wenn Er wegen seiner Heiligkeit Gericht ausüben muss, so fängt er in seiner Gnade wieder mit seinem Volk von Neuem an. Noch befinden wir uns in einer Zeit, in der Israel unter Gericht steht und somit nicht unter dem besonderen Schutz Gottes ist. Doch es wird einmal im tausendjährigen Reich eine Zeit anbrechen (nach der 70. Jahrwoche s.o.), in der Gott sich wieder zu seinem irdischen Volk bekennen wird und eine ewige Gerechtigkeit einführen wird. Doch wenn Gott etwas Neues, Vollkommenes anfängt, dann auf einer anderen, vollkommenen Grundlage, zu der der Mensch nichts hinzutun kann und die so völlig unabhängig von ihm ist. Den ersten Bund hatte das Volk gebrochen und als Konsequenz waren sie unter Gericht gekommen. Doch auf der Grundlage seines eigenen Todes wird der Herr Jesus einen neuen Bund mit seinem gläubigen Volk schließen (Jer 31,31-34; Heb 8,8). Doch das ist noch zukünftig.
Online seit dem 22.12.2009.