Wie ist 1. Johannes 2,15 mit 1. Korinther 3,21.22 zu vereinigen?

Der Apostel Johannes ermahnt in seinem ersten Brief: „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.“ (1. Joh 2,15) Und der Apostel Paulus schreibt an die Korinther: „So rühme sich den niemand der Menschen, denn alles ist euer. Es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges: alles ist euer.“ (1. Kor 3,21.22) – Wie sind diese beiden Stellen miteinander zu vereinigen?

Bibelstelle(n): 1. Johannes 2,15; 1. Korinther 3,21.22

Die Hauptschwierigkeit für das Verstehen der beiden Stellen liegt wohl in der verschiedenartigen Bedeutung des Wortes „Welt“. Dieses Wort wird in dreifachem Sinn gebraucht:

  1. bedeutet es das All, die ganze Schöpfung, wie Gott sie in wunderbarer Ordnung in den unermesslichen Raum hineingestellt hat;
  2. die Erde, auf welcher die Menschen wohnen und wo die Weltordnung ihre Wirkungen entfaltet, und
  3. die Gesamtheit der Menschen selbst in ihren gesellschaftlichen, sittlichen und religiösen Beziehungen zueinander, das große System, dessen Gott und Fürst Satan ist.

Wenn nun von unserem Herrn Jesus Christus gesagt wird, dass Er in die Welt kam, um Sünder zu erretten, so kann man dabei an alle drei Bedeutungen zugleich denken; denn Er kam in die Welt, die durch Ihn geworden ist, Er betrat diese Erde, und Er musste auf Seinem Weg in Berührung kommen mit dem bösen System, das durch Augenlust, Fleischeslust und Hochmut des Lebens gekennzeichnet ist, und für welches es, nach der Verwerfung des Sohnes Gottes, nur noch Gericht gibt.

Wenn nun Johannes die „Jünglinge“ vor der Welt warnt, so denkt er an die Welt in dem zuletzt beschriebenen Sinn, nicht an die Schöpfung oder an die Erde, sondern an das sittliche System, das dem System des Reiches des Vaters (wenn ich es so nennen darf) schnurstracks entgegensteht. Jede Verbindung zwischen beiden ist ausgeschlossen. In einem Menschen, der die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht. So sagt auch Jakobus: „Wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun irgend ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes.“ (Jak 4, 4)

Wenn aber Paulus sagt: „Die Welt ist euer“, so geschieht es in dem ersten oder zweiten Sinn des Wortes, denn alles ist des Christus, des Sohnes des Menschen, der Tod und Teufel zunichte gemacht und Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat; und durch Seine Gnade ist alles jetzt unser, denn wir sind des Christus, Christus aber ist Gottes. Welch wunderbare, gesegnete Verbindung hat doch die Gnade geschaffen, von denen die Welt keine Ahnung hat!


Online seit dem 26.08.2008.