Werden wir erst bei der Auferstehung wiedergeboren?
Wann geschieht die Wiedergeburt? Ist sie eingetreten, nachdem man getauft wurde, also nachdem man ein neues, gottgefälliges Leben begonnen hat, oder erfährt man die Wiedergeburt erst bei der Auferstehung, bzw. Verwandlung unseres Körpers in ein Geistwesen?
Bibelstelle(n): Johannes 3,3-6
Die Wiedergeburt findet weder bei der Taufe, noch bei der Entrückung der Gläubigen statt. Stattdessen wird ein Mensch wiedergeboren, wenn er Jesus Christus als seinen persönlichen Retter annimmt.
Die Wiedergeburt in Johannes 3
Bezüglich der Wiedergeburt finden wir wesentliche Hinweise in Johannes 3. Dort spricht der Herr Jesus mit dem Pharisäer Nikodemus über dieses Thema. Zunächst erklärt er ihm die Notwendigkeit der Wiedergeburt: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen“ (Joh 3,3). Das meint in Bezug auf die Ewigkeit, dass jemand, der nicht wiedergeboren ist, auch nicht in den Himmel eingehen kann.
Nikodemus fragt dann, wie denn jemand neu geboren werden könne (V. 4), und die Antwort des Herrn zeigt, dass damit keine körperliche Neugeburt gemeint ist. Er nennt zwei „Beteiligte“, die zu der Wiedergeburt gehören: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen“ (V. 5).
Das Wasser spricht an dieser Stelle von dem Wort Gottes. Durch das Lesen oder Hören des Wortes Gottes erkennt der Mensch, wer er selbst und auch wer Gott ist. Er erkennt seinen eigenen verlorenen Zustand. Er wird von diesem Zustand erlöst, indem er Buße tut. Dass das Wasser ein Bild von dem Wort Gottes ist, zeigt zum Beispiel Epheser 5,26, wo von der „Waschung mit Wasser durch das Wort“ gesprochen wird. Auch die Stelle in 1. Petrus 1,23 macht dies deutlich, denn es heißt: „... die ihr nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes.“
Mit dem Geist ist der Heilige Geist gemeint. Er wirkt in dem Herzen eines Menschen, um ihn zur Bekehrung zu führen.
Zur Taufe
In Johannes 3,5 ist nicht die Taufe gemeint. Hier geht es um die Wiedergeburt, um neues Leben. Die Taufe dagegen spricht von unserer Stellung als mit Christus Gestorbene und auch mit ihm Begrabene (Röm 6,3–6). Es wäre daher unbegründet und widersprüchlich, wenn man hier in dem Wasser hier die Taufe sehen möchte. Auch durch den Vers in Markus 16,16 wird deutlich, dass die Taufe eng mit dem rettenden Glauben in Verbindung steht. Wer sich taufen lässt, bekennt dadurch öffentlich, dass er ein Christ geworden ist. Die Taufe ist das äußere Zeichen dieses „Stellungswechsels".
Aber die zweite Hälfte von Markus 16,16 zeigt noch etwas: die Taufe ist nicht ausschlaggebend für den Besitz des neuen Lebens. Wir finden mehrere Beispiele in der Bibel, die uns dies verdeutlichen:
- Als der Herr Jesus gekreuzigt wurde, nahm ihn ein Mitgekreuzigter förmlich in letzter Minute noch im Glauben an, und der Herr Jesus konnte ihm verheißen, mit ihm in das Paradies zu gehen (Lk 23,39–43). Wie hätte er sich noch taufen lassen können, wo er doch schon am Kreuz hing und nur noch auf seinen Tod wartete?
- Auch Kornelius, hatte bereits den Heiligen Geist empfangen und war somit wiedergeboren und wurde erst danach getauft (Apg 10,44–48).
- Außerdem finden wir auch einen Fall, wo jemand getauft wurde, aber kein neues Leben besaß: Simon, der Zauberer. Er hatte sich taufen lassen, aber doch war dies nur ein äußerer Akt gewesen und er meinte, dass das Heil und die Gabe Gottes mit Geld erkauft werden könnten (Apg 8,9–21).
Auch wenn die Taufe nicht für die Wiedergeburt und den Besitz des neuen Lebens erforderlich ist, so bleibt es doch der ausdrückliche Wille des Herrn, dass jeder Gläubige sich taufen lassen sollte. Wie oft finden wir in der Apostelgeschichte Beispiele von Menschen, die zum Glauben kamen, und unverzüglich getauft wurden!
Zur Entrückung
Bei der Entrückung werden nach 1. Korinther 15,51–52 und 1. Thessalonicher 4,16–17 zuerst die entschlafenen Gläubigen auferweckt und dann wir Lebenden verwandelt, um dann gemeinsam zum Herrn entrückt zu werden. In Bezug auf dieses Ereignis wird an keiner Stelle von einer neuen Geburt gesprochen, so dass sich der Ausdruck „Wiedergeburt“ nicht darauf beziehen kann.
Wenn in Matthäus 19,28 vom Herrn Jesus der Ausdruck „Wiedergeburt" verwendet wird, dann bezieht sich das auf den Beginn des 1000jährigen Reiches. Es hat weder etwas mit unserer neuen Geburt noch mit der Entwickung zu tun, sondern beschreibt den moralischen Zustand der Menschen am Anfang des Milleniums: Sie werden alle von neuem geboren sein.
Auch würde ich nicht sagen, dass wir bei der Entrückung in ein „Geistwesen“ verwandelt werden. Wir bekommen einen neuen, „unverweslichen“ Körper. Unser jetziger Körper wird nicht aufgelöst, sondern verwandelt (1. Kor 15,53). Auch der Herr Jesus hatte nach seiner Auferstehung einen Körper, den die Jünger sehen und fühlen konnten (Joh 20,24–28) – wenn auch dieser Auferstehungsleib nicht mehr den irdischen Schranken von Zeit und Raum unterworfen ist. Nach der Auferstehung werden Körper, Geist und Seele wieder vereint. Die durch den leiblichen Tod verursachte Trennung ist dann wieder aufgehoben.
Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir als Gläubige zwar das neue Leben schon empfangen, aber wir haben noch unseren alten, verfallenden Körper. Bei der Entrückung wird dieser Leib dann auch verwandelt, und die Erlösung des Leibes hat stattgefunden (Röm 8,23b).
Die Auswirkungen des neuen Lebens
Zum Schluss möchte ich noch eine kurze Bemerkung zu den Auswirkungen des neuen Lebens machen, da man aus Ihrer Frage entnehmen könnte, dass erst wenn wir ein neues, gottgefälliges Leben beginnen, wiedergeboren und somit errettet würden. Dazu Johannes 3,6: „Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist.“ Hier geht es zunächst darum, dass der normale Mensch – von einer Frau geboren – immer ein solcher bleibt und auch nicht den Himmel erreichen kann. Denn dazu braucht er neues Leben, nämlich Leben aus Gott, das der Heilige Geist bewirkt.
Gleichzeitig kann man in dem Vers aber auch sehen, dass wir vor der Wiedergeburt, also bevor wir neues Leben erhalten haben, nicht nach Gottes Gedanken leben konnten. Paulus schreibt im Epheserbrief, dass wir für Gott „tot“ waren (Eph 2,2), weil wir eben Sünder waren und das Gericht Gottes verdient hatten. Durch das neue Leben erst können wir uns Gott wohlgefällig verhalten (1. Joh 3,9; Gal 5,22–23). Mit dem neuen Leben sind wir für Gott lebendig gemacht und können und sollen für ihn leben (Röm 8,11; Gal 5,25)! Die Wiedergeburt ist die Voraussetzung für ein gottgefälliges Leben.
Online seit dem 19.03.2008.