Soll ein Christ noch den Sabbat halten?
Sollen wir als Christen den Sabbat halten? Einige behaupten, dass wir dies trotz der Freiheit vom Gesetz tun sollten. Das Neue Testament macht keine Aussage dazu.
Bibelstelle(n): Apostelgeschichte 15; 2. Mose 20,11; Kolosser 2,16-17; Hesekiel 20,12
Du schreibst, dass das NT keine Aussage zu der Sabbatfrage mache. Dass dies doch der Fall ist, möchte ich gerne an zwei Stellen zeigen:
- In Apostelgeschichte 15 lesen wir von einigen Juden, die von den Gläubiggewordenen aus den Nationen forderten, das Gesetz Moses zu halten. Insbesondere verlangten sie, dass diese beschnitten werden sollten. Hier an dieser Stelle wird nicht ausdrücklich das Halten des Sabbats erwähnt, aber das Gesetz Moses schließt diesen ganz klar mit ein. In 2. Mose 20 wird der Sabbat als ein fester Bestandteil des Gesetzes erwähnt, und somit fiel er natürlich auch unter die Forderungen dieser Juden. Was geschah dann? Sie sandten Paulus, Barnabas und einige andere nach Jerusalem, damit sie dort die Apostel und Ältesten wegen dieser Frage konsultierten. Die Antwort dieser ist für die Sabbatfrage sehr entscheidend. Sie legten unter der Leitung des Heiligen Geistes fest, dass den Gläubigen aus den Nationen nicht das Gesetz auferlegt werden dürfe; stattdessen nennen sie die zeitlos gültigen Gebote Gottes (Apg 15,19–20 und 28–29): die Enthaltung von Götzenopfern, von der Hurerei, von Ersticktem und vom Blut. Der Sabbat wird nicht mit aufgeführt, und kann somit nicht auf einen Christen bezogen werden.
- In Kolosser 2,16–17 heißt es ausdrücklich, dass die Kolosser (oder auch allgemein die Gläubigen aus den Nationen) nicht wegen des Nichthaltens eines jüdischen Festes oder des Sabbats gerichtet werden sollten. Paulus erklärt auch direkt, warum dies nicht geschehen sollte: die jüdischen Vorschriften (Reinigungen, Opfer, Feiertage, etc...) sind alle nur Vorbilder auf die eigentlichen göttlichen Dinge. So ist der Sabbat zum Beispiel ein Vorbild auf das tausendjährige Reich, in dem das Volk Israel endlich ruhen kann (vgl. Heb 4,4–9), in gewisser Hinsicht auch auf den ewigen Zustand, der nach dem tausendjährigen Reich beginnen wird.
Dann noch zwei Gedanken, die auch gegen ein Sabbatgebot für Christen sprechen:
- Gott hat den Sabbat eindeutig dem Volk Israel gegeben. Er hat ihn im Gesetz eingesetzt, damit sich Israel an Gottes Ruhen nach der Schöpfung erinnerte. Aber er ist eindeutig nur dem Volk Israel gegeben. Das sagt Gott auch ausdrücklich, siehe Hesekiel 20,12: „Auch meine Sabbate gab ich ihnen, damit sie zum Denkzeichen wären zwischen mir und ihnen, damit sie wissen möchten, dass ich der HERR bin, der sie heiligt.“
- Es stellt sich natürlich die Frage, ob der Sabbat nicht trotzdem für uns eine Relevanz hat, da er ja seinen Ursprung in Gottes Ruhen am siebten Tag der Schöpfung hat, auf welches sich das Gesetz ja ausdrücklich bezieht. Nun, wenn das so wäre, dann hätte Gott dies auch explizit so verordnet. Andere Gebote wie das Enthalten vom Blut werden auch außerhalb des Gesetzes erwähnt (1. Mo 9,4), bei dem Sabbat ist dies jedoch nicht der Fall. Vielleicht kann dazu noch angemerkt werden, dass das Ruhen Gottes am siebten Tag in Verbindung mit der alten Schöpfung steht. Gott konnte aber nicht mit der alten Schöpfung zur Ruhe kommen, weil sie durch die Sünde verdorben wurde. Stattdessen hat er eine neue Schöpfung in Christus geschaffen (vgl. Gal 6,15; Kol 3,9–11).
Statt des Sabbats lesen wir hinsichtlich der Christen jedoch häufiger vom „ersten Wochentag" (Joh 20,19.26; Apg 20,7; 1. Kor 16,2). Es ist der Sonntag, der Tag nach dem Sabbat, der durch die Auferstehung des Herrn Jesus aus den Toten eine besondere Weihe empfangen hat. Er wurde sogleich als der charakteristische Tag des Christentums erkannt und gewürdigt. Schon früh fand an diesem Tag, der auch der „Tag des Herrn" genannt wurde (Off 1,10), das Mahl des Herrn statt (Apg 20,7).
Der Sonntag wird heute in den westlichen Ländern allgemein als „Ruhetag" betrachtet, weil er in der Christenheit gewissermaßen an die Stelle des jüdischen Sabbats getreten ist. So gut die ja von Gott bei der Schöpfung verordnete, wöchentliche Ruhe auch ist, so ist der geistliche Charakter des Sonntags doch ein anderer als der des Sabbats. Sabbat bedeutet: Ruhe nach getaner Arbeit. Der Tag des Herrn ist jedoch der dem Herrn geweihte Tag, an dem wir zwar ebenfalls nicht unseren irdischen Geschäften und Aktivitäten nachgehen, sondern ihn unserem Herrn Jesus widmen (christliche Zusammenkünfte, Evangelisation, Gemeinschaft mit Geschwistern, usw.).
Seit 1976 ist im deutschsprachigen Raum der Montag zum ersten Wochentag
gemacht worden (DIN 1355). Dies ändert jedoch nichts an der biblischen
Ordnung, nach der der Samstag (= „Sabbats-Tag") der siebte und der
Sonntag der erste Tag der Woche ist.
Online seit dem 24.08.2007.