Wie ist Römer 14,22 zu verstehen?

Römer 14,22: "Glückselig, wer sich selbst nicht richtet in dem, was er gutheißt!" Wie ist diese Aussage zu verstehen?

Bibelstelle(n): Römer 14,22

In Römer 14 geht es darum, dass wir unsere christliche Freiheit nicht gebrauchen sollen, wenn wir einem Anderen damit zum Anstoß sind. Mit der christlichen Freiheit ist nicht gemeint, dass wir alles tun und lassen können, denn dann dürften wir ja auch sündigen. Wir haben von Gott ein neues, ewiges Leben erhalten und sollen dementsprechend leben, und dieses göttliche Leben will nicht der Sünde dienen, sondern nach Gottes Willen leben. Auch Paulus schreibt schon einige Kapitel vorher, dass wir nicht mehr in der Sünde verharren sollen, weil wir der Sünde gestorben sind (Röm 6,1.2).

Bei der christlichen Freiheit geht es um die Freiheit von dem Gesetz, und um die Freiheit, Dinge zu genießen, die durch das Gesetz oder auch durch menschliche Philosophien verboten waren. Paulus schreibt, dass „nichts an sich selbst unrein ist“ und dass das Reich Gottes nicht „Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist“ ist (Röm 14,14.17). Analog zu diesen Versen schreibt er den Korinthern, dass sie das Fleisch auf dem Fleischmarkt unbesorgt kaufen können, denn selbst wenn es Opferfleisch wäre, würde es sie nicht direkt verunreinigen (1. Kor 10,23-33).

Den Korinthern schreibt er aber auch: „Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist nützlich“ (1. Kor 10,23) und dieser Vers steht in Zusammenhang mit dem angefragten Vers in Römer 14. Es gibt Dinge, die an sich nicht schlecht sind, aber sie können uns trotzdem zur Sünde werden. Zum einen kann es sein, dass wir damit anderen Gläubigen, die noch kein Verständnis über diese Freiheit haben, zum Anstoß sind (Röm 14,1-3.13-15.20-21; 1. Kor 8,9-13). Auf der anderen Seite kann es aber auch sein, dass wir uns zu viel erlauben und uns dadurch versündigen. Das wird in Römer 14,22 angesprochen.

Ein Beispiel: Wenn ich als Christ Hochleistungssport betreibe, ist daran an sich nichts Falsches. Es kann mir aber auch schnell zum geistlichen Schaden werden, wenn ich nämlich zum Beispiel viel zu viel Zeit damit verbringe und dadurch nicht mehr dazu komme, mein persönliches Glaubensleben durch Gebet und Bibelstudium zu pflegen, oder die Gemeinschaft mit den Gläubigen vernachlässige, usw. Dann ist mir diese Aktivität mehr als nur unnützlich, sie schadet mir und wenn ich noch sage, dass sie gut ist, verurteile ich mich selbst.

Wie können wir nun entscheiden, was für uns „erlaubt“ und nützlich ist? Siehe 1. Thessalonicher 5,21.22: „Prüft aber alles, das Gute haltet fest. Von jeder Art des Bösen haltet euch fern.“ Wir müssen alles vor dem Herrn prüfen und entscheiden; das Böse ist natürlich von vorne herein ausgeschlossen. Wenn wir dann noch bei einer Sache Zweifel haben, sollten wir nach Philipper 1,10 entscheiden.


Online seit dem 26.02.2007.