Warum soll eine Heilung einmal verkündigt werden, ein anderes Mal nicht?

Warum gebietet der Herr im gleichen Kapitel (Mk 5,19.43) einmal: "Verkündige ihnen, wie viel der Herr an dir getan hat" und später lesen wir: "Er gebot ihnen dringend, dass niemand dies [die Auferweckung der Tochter des Jairus] erfahren solle"?

Bibelstelle(n): Markus 5,19.43

Die gegenteiligen Anweisungen haben ihre Ursache in den verschiedenen Verhältnissen und der ungleichen Einstellung der Menschen. Im Land der Gadarener wurde der Herr wegen Seiner Wundertat der Gnade weggeschickt; aber der Herr ist eben langmütig und hört in Seiner großen Gnade nicht so schnell auf, das Verlorene zu suchen und den Menschen zu warnen (s. Hiob 33,29, sowie das Gleichnis vom verlorenen Schaf). Darum lässt Er den geheilten Besessenen in Gadara zurück, damit, wenn jene auch ihn selbst nicht haben wollten, doch Sein Zeugnis fortbestehe. Gewiss hat sich auch hier Sein Wort (Joh 14,12) noch erfüllt, dass Er durch das Zeugnis Seiner Jünger mehr wirken werde als durch Seine persönliche Gegenwart. Das hat sich ja in der Geschichte des Zeugnisses immer wiederholt. Selbst da, wo bei einem ersten Versuch große Feindschaft angetroffen wurde, fand es bei erneuerten Versuchen guten Eingang.

In Markus 5,43, bei der Auferweckung von Jairus Tochter und ebenso Markus 1,44, beim Aussätzigen, haben wir eine ganz andere Sachlage. Da befand sich Jesus unter Leuten, die Zeichen und Wunder von Ihm erwarteten. Daraus ergab sich die große Gefahr, dass von solchem Zeugnis falscher Gebrauch gemacht wurde und es lediglich Stoff zu Sensation, bloßer Neugier und Geschwätz bieten würde. Vor allem aber sah Er darin wohl eine Gefahr für die Betreffenden selbst, indem sie durch das öftere Erzählen leicht in ihren eigenen Augen wichtig werden konnten, zu ihrem eigenen inneren Schaden. Es ist wichtig, von dem erfahrenen Heil zu reden, wenn der Herr uns besondere Gelegenheit gibt. Doch hier sah wohl der Herr die Gefahr, und dieser wollte Er vorbeugen, nicht dem Bekanntmachen an und für sich wehren. Bekannt wurden diese Wunder ja keineswegs. Die Geheilten selbst waren ja ohne Worte Zeugnis mehr als genug, und sicherlich noch ein eindrucksvolleres als vieles Reden. Darum weist Er den Aussätzigen hin auf die Erfüllung der Reinigungsvorschriften nach dem Gesetz (3. Mo 14); in diesem Fall bezweckte Er wohl, dass auch die Priester, Seine Feinde, Ihm Zeugnis geben mussten.


Online seit dem 26.12.2006.