John Gifford Bellett – Biographie
John Gifford Bellett wurde am 19. Juli 1795 als ältester Sohn einer anglo-irischen Familie in Dublin geboren, verbrachte jedoch den größten Teil seiner Jugend in einem Landhaus außerhalb der Stadt. Er besuchte mit seinem jüngeren, von ihm sehr geliebten Bruder George, der später Pastor wurde, zunächst die Grundschule in Taunton und verlebte die Ferien bei seiner gottesfürchtigen Großmutter in Somerset. Auf der höheren Schule zu Exeter und später im Trinity College in Dublin zeichnete er sich durch eine große Begabung aus. Während dieser Zeit kam er 1817 zur Bekehrung. Er studierte dann bis 1821 in London Rechtswissenschaft und kehrte nach Dublin zurück, um dort eine Anstellung anzutreten. Diese gab er jedoch wohl schon bald auf, um sich ganz dem Studium und der Verkündigung des Wortes Gottes hinzugeben.
In diesen Jahren heiratete er Mary Drury. Vier ihrer Kinder nahm der Herr ihnen im zarten Kindesalter.
Im Jahre 1826 oder 1827 lernte John Gifford Bellett, der bekanntlich zu den ersten Brüdern gehört, die sich in Dublin nach dem Worte Gottes versammelten, Anthony Norris Groves aus Exeter kennen. Dieser war bei seinen späteren Besuchen in Dublin meistens Gast im Hause Belletts. Im Winter 1827/28 stieß auch John Nelson Darby zu dieser Gruppe von Brüdern. Anfang des Jahres 1827 äußerte Groves gegenüber Bellett, daß es schriftgemäß sei, jeden Sonntag das Brot zu brechen. Das wurde offensichtlich auch in die Tat umgesetzt. Bei seinem Abschiedsbesuch in Dublin (er wurde Missionar im Orient) äußerte Anthony Norris Groves Ende 1829 gegenüber John Gifford Bellett, daß es nach Gottes Gedanken sei, in aller Einfachheit als Brüder zusammenzukommen, und nicht auf ordinierte Geistliche zu blicken, sondern auf den Herrn zu vertrauen, der Brüder aus ihren eigenen Reihen zur Erbauung benutzen könne. Später schrieb John Gifford Bellett, daß diese Worte ihn zutiefst beeindruckt hätten. In dieser Zeit besuchte John Gifford Bellett auch (gemeinsam mit John Nelson Darby) die sogenannten Powerscourt-Konferenzen, die im Schloß einer gläubigen Dame stattfanden.
Bis zum Ende des Jahres 1829 war der Versammlungsort der kleinen Schar von Brüdern die Wohnung von Francis Hutchinson in Dublin, Fitzwilliam Square 9, aber im folgenden Jahre mietete man einen öffentlichen Raum in der Aungier Street. Inzwischen war auch John V. Parnell (der spätere Lord Congleton) zu diesem Kreise derer gestoßen, denen der Herr mehr und mehr Verständnis über Seine Gemeinde (Ekklesia) gab.
Während die anderen Männer in der Folgezeit von dem Herrn an andere Orte berufen wurden, um das Wort zu verkündigen und die Gläubigen zu belehren und zu stärken, blieb John Gifford Bellett in Irland. Er verbrachte seine Tage mit Besuchen bei den Christen zur Ermunterung und Beratung, besuchte die Zusammenkünfte der Gläubigen und hielt Bibelstunden in den Häusern seiner Freunde ab. Er pflegte früh aufzustehen. Im Winter rückte er seinen Tisch mit der Bibel und den Schreibutensilien an das Küchenfeuer und las, schrieb oder sann dort einige Zeit, bevor das Frühstück angerichtet war. In diesen Jahren entstanden die Betrachtungen über die Psalmen, über Lukas und Johannes. Später kamen Betrachtungen über das Buch Hiob (veranlaßt durch den Heimgang seines Sohnes), die Patriarchen, die kleinen Propheten, die vier Evangelien, die Briefe an die Epheser und Thessalonicher sowie manche andere Schriften hinzu. Seine bekanntesten und wohl schönsten Bücher, die unseren Herrn Jesus zum Gegenstand haben, sind „Der Sohn Gottes“ und „Die Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus in Seiner Menschheit“. Das letztgenannte Buch war auch das letzte, das er kurz vor seinem Heimgang schrieb. Er vertraute das Manuskript seinem Freund Sir Edward Denny an, der es später drucken ließ. Wegen seiner lieblichen Ausdrucksweise wurde John Gifford Bellett „die Nachtigall unter den Brüdern“ genannt.
In den Jahren 1846 bis 1848 wohnte er vorübergehend in Bath. Nach Dublin kehrte er erst 1854 zurück, um dort bis zu seinem Heimgang zu bleiben. Er entschlief am 10. Oktober 1864, ungefähr ein Jahr nach dem Tode seiner geliebten Gattin.
Es wird berichtet, daß er in seinen letzten Tagen von einem seiner Freunde besucht wurde, der ihn in körperlich schwacher Verfassung antraf. Seine mageren Hände waren gefaltet, Tränen rannen über seine Wangen, und er sagte: „Mein teurer Herr Jesus, du weißt, wie vollkommen ich mit Paulus sagen kann: abzuscheiden und bei Christo zu sein. . . ist weit besser. O, wieviel besser! Ich sehne mich danach! Sie kommen und sprechen von einer Krone der Herrlichkeit, – möchten sie aufhören; von den Herrlichkeiten, vom Himmel, – möchten sie still sein! Ich wünsche keine Krone! Ich habe IHN selbst, IHN selbst! Ich werde bei IHM selbst sein! Ach, bei dem Manne von Sichar zu sein, bei dem, der stillstand, um Zachäus zu rufen, bei dem Manne von Johannes 8, bei dem Manne, der am Kreuze hing, bei dem Manne, der starb! O, bei IHM zu sein, ehe die Herrlichkeiten, die Kronen und das Reich in Erscheinung treten! Es ist wunderbar, wunderbar! Allein mit dem Manne von Sichar, dem Manne am Tore von Nain; und ich werde allezeit bei IHM sein! Nehmt diesen traurigen, traurigen Schauplatz, wo Er verworfen wurde, und gebt mir Seine Gegenwart! O, der Mann von Sichar!“
J. G. Belletts ganzer Dienst war darauf ausgerichtet, Entfremdung zu vermeiden und die Ermahnung zu erfüllen: „Seid in Frieden untereinander“. Welch eine glückliche Erinnerung ist mit dem Namen dieses treuen Mannes Gottes verbunden, von dem man sagen kann, daß nichts, was er sagte oder schrieb, Zwiespalt erregt hat, sondern daß alles dazu angetan war, menschliche Barrieren zu beseitigen und die Gemeinschaft der Herzen in der Furcht des Herrn zu stärken.